JZF | Jüdisches Zentrum Fraenkelufer
Gemeinde-, Kultur- und Bildungszentrum mit Kita am historischen Standort der Synagoge am Kottbusser-Ufer (heute Fraenkelufer)
108 Jahre nach Einweihung der „Synagoge am Kottbusser-Ufer“, 86 Jahre nach deren schwerer Beschädigung während der Reichspogromnacht und 65 Jahre nach dem Abriss der Überreste des Haupthauses soll an dem historischen Standort zwischen Fraenkelufer und Kohlfurter Straße ein neuer Ort jüdischen Lebens im Herzen von Berlin entstehen.
Mit dem Widererstarken jungen jüdischen Lebens in Deutschland, in Berlin und in Friedrichshain-Kreuzberg besteht Bedarf an einem sicheren Ort für jüdische Gemeinschaft und Kultur, um sich zu organisieren, sich zu präsentieren und aktiver Teil der Stadtgesellschaft zu werden.
In den letzten Jahren kann stadtweit ein Anstieg an jüdischen Initiativen, Geschäften und Einrichtungen beobachtet werden, wie Restaurants, Modelabels, Filmfestivals und Tech-Start-Ups, aber auch Netzwerktreffen und andere Formen des privaten und professionellen Austauschs.
Die Anzahl an Initiativen und Veranstaltungen, die sich mit aktueller jüdischer Identität, Kultur und Kunst in Berlin und in Deutschland – jenseits der wichtigen und notwendigen Thematisierung des Holocaust und Antisemitismusbekämpfung – auseinandersetzen, nimmt also stetig zu.
Während für die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten und die Auseinandersetzung mit der deutschen Verantwortung für die Opfer der Nationalsozialisten richtigerweise ein breites Angebot an Orten und Veranstaltungen etabliert ist und weiter ausgebaut wird, mangelt es an Orten, die Raum für die Entfaltung jüdischen Lebens im Hier und Jetzt bieten, sich mit aktuellen Tendenzen und lokalen jüdischen Perspektiven auf das jetzige Geschehen in Berlin, Deutschland und international beschäftigen.
Mit dem vorliegenden Verfahren soll nun dem dringenden Bedarf für ein neues Jüdisches Zentrum in Friedrichshain-Kreuzberg begegnet werden. Ziel des 1-phasigen Realisierungswettbewerbs ist daher die Findung von überzeugenden baulichen Konzepten, um sowohl architektonisch als auch funktional an die Geschichte der Synagoge als ein soziokulturelles Zentrum jüdischen Gemeinschaftslebens im südöstlichen Berlin anzuknüpfen, das von der Begegnung des traditionsreichen deutschen Judentums mit jüdischer Einwanderung sowie derer nicht-jüdischen urbanen und kulturellen Umwelt geprägt war. Entstehen soll ein neues jüdisches Gemeinde- und Kulturzentrum mit einer Kindertagesstätte mit einer Bruttogrundfläche von rund 3.500 m2 in einem oder mehreren Baukörpern und qualitativ hochwertigen Freianlagen, welches nicht nur ein Ort der Erinnerung sein soll, sondern auch Raum für zeitgenössische, jüdische Kultur, Kunst und Bildung sowie Begegnung und Dialog bieten wird.
Die stilsichere räumliche Fassung des umfassenden und anspruchsvollen Funktions- und Raumprogramms stellt dabei eine besondere Herausforderung dar. Die Komplexität wird durch die Ansprüche an die Sicherheit der Nutzer:innen und der Gebäude(-teile) bei zeitgleicher Repräsentanz und Zugänglichkeit sowie durch die Lage – eingebettet zwischen Wohnbebauung und Schulnutzungen, beide mit ihren jeweiligen Bedarfen, die Berücksichtigung finden sollen – zusätzlich erhöht.
Ziel muss eine integrierende Planung sein, die der hohen Bedarfsdichte Rechnung trägt und die vielschichtigen Belange und Anforderungen der Akteure vor Ort mit allem nötigen Respekt behandelt. Die Fläche des Schulhofes der Gustav-Meyer-Schule sollte, so weit es die Bearbeitung der Aufgabe zulässt, berücksichtigt werden.
Entstehen soll ein Zentrum, welches zeitgenössischem jüdischen Leben in seiner kulturellen Diversität ein zukunftsweisendes Zuhause bieten kann. Ein sicherer Hafen, ein safe space, der die leider weiterhin hohen und notwendigen Anforderungen zum Schutz jüdischer Einrichtungen erfüllt und gleichzeitig seine Türen allen Interessierten und Wohlgesonnenen öffnet.
Das bzw. die neu zu planenden Gebäude sollen Maßstäbe setzen in Sachen sozialer, ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit und als Beispiel gelungener Architektur der Unterbringung einer Reihe unterschiedlicher Nutzungen dienen. Dabei soll in angemessener Form an den historischen Ort der Synagoge Fraenkelufer angeknüpft und erinnert werden. Die Vision besteht darin ein lebendiges Zentrum zu schaffen, selbstbewusst mit einer guten Portion Chuzpe und gleichzeitig niedrigschwellig, offen für alle und auf Austausch, Lernen, Kunst und Kultur ausgerichtet.
Facts
- Ort000000000000 Zwischen Kohlfurter Straße 38 und Fraenkelufer 9, 10999 Berlin-Kreuzberg
- Nutzung00000000Jüdisches Gemeindezentrum und Kindertagesstätte
- BGF00000000000Ica. 3.500 m2
- Planungsgebiet00ca. 2.600 m2
- Planungsrecht000nach Baunutzungsplan und § 34 BauGB
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Teilnehmende
- Auer Weber Assoziierte GmbH, Stuttgart mit grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner part mbb, Freising
- D/FORM Gesellschaft für Architektur + Städtebau mbH, Berlin mit Simons & Hinze Landschaftsarchitekten GmbH, Berlin
- DFZ Architekten, Hamburg mit Y-LA Ando Yoo Landschaftsarchitektur, Hamburg
- FRÖLICHSCHREIBER Architekten GmbH, Berlin mit boye und bode Landschaftsarchitektur, Berlin
- Georg Scheel Wetzel Architekten GmbH, Berlin mit Dietz & Partner Landschaftsarchitekten, Elfershausen
- GRAFT Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin mit Man Made Land GbR, Berlin
- H|G Hähnig | Gemmeke Architekten & Stadtplaner Partnerschaft mbH, Tübingen
- hope Architekten, Hamburg + Johannes Arolt Architekt, Berlin mit 317 Stadt und Freiraumplanung, Landsberg
- HPP Architekten GmbH mit +grün GmbH
- Kuehn Malvezzi Associates GmbH, Berlin mit Atelier Le Balto, Berlin
- Lorber Paul Architekten GmbH, Köln mit studio grüngrau GmbH, Düsseldorf
- LXSY Le Roux Sichrovsky Architekten PartGmbB, Berlin mit Birgit Teichmann GmbH LandschaftsArchitektin, Berlin
- Manuel Herz Architects, Basel mit Studio Vulkan, Zürich
- Peter W. Schmidt + Assoziierte GmbH & Co. KG, Pforzheim mit FUGMANN JANOTTA PARTNER, Berlin
- SCOPE GmbH, Stuttgart mit schöne aussichten landschaftsarchitektur Blank | Soyka PartGmbB, Kassel
- Staab Architekten GmbH, Berlin mit LOIDL Landschaftsarchitekten, Berlin
- TSSB architekten, Dresden mit Blaurock Landschaftsarchitektur, Dresden
- W&V Architekten GmbH, Leipzig/Berlin mit bbz Landschaftsarchitekten berlin GmbH, Berlin
Preisgericht
Fachpreisrichter*innen
Sachpreisrichter*innen
Ständig anwesende stellvertretende Fachpreisrichter*innen
Ständig anwesende stellvertretende Sachpreisrichter*innen
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↑1. Preis
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1. Preis: Staab Architekten GmbH, Berlin mit LOIDL Landschaftsarchitekten, Berlin
Beurteilungstext des Preisgerichts:
Städtebau und Architektur
Das klare städtebauliche, architektonische und inhaltliche Konzept zeigt deutlich, dass eine sorgfältige Analyse des historischen Ortes und der religiösen Themen für die jüdische Gemeinde die konkreten Grundlagen für den Entwurf bilden. Die bestehende Synagoge am Fraenkelufer bildet den Auftakt für eine spannungsreiche bauliche Abfolge von Freiräumen und klug angeordneten Innenräumen. Die Verbindungen von Innen und Außen erhöhen die Funktionalität und die Raumqualitäten. Diese attraktiven Raumerweiterung bestimmen die abwechslungsreiche und inspirierende Atmosphäre des Gebäudes.
Hervorzuheben ist die zentrale Lage des Festsaales. Nach außen hin präsentiert sich das große Gebäude als ein gut proportioniertes Bauwerk mit einem hohen Wiedererkennungswert, während diebeiden anderen Gebäude sich deutlich als untergeordnete Bauwerke zeigen. Die Grenzbebauung
zur Schule des Eingangsbauwerks im Süden wird im Bezug auf Baurecht allerdings kritisch diskutiert. Auch die Lage des nördlichen Freiraums des Kindergartens wird aus sicherheitstechnischen Gründen hinterfragt. Es wird jedoch sehr wohl erkannt, dass die Lage beider Häuser einen positiven
Beitrag zur natürlichen Belichtung der benachbarten Wohnhäuser leisten.
Insgesamt sind die Grundrisse sehr gut organisiert. Alle Nebenräume sind als dienende Räume in abgegrenzten Raumspangen angeordnet. Dies führt dazu, dass Flure und andere unwirtschaftliche Flächen kaum vorhanden sind. Alle Räume sind gut proportioniert und sinnvoll gelegen. Das Raumprogramm wird gut eingehalten. Die Wirtschaftlichkeit und die zu erwartenden Unterhaltskosten liegen im Durchschnitt der eingereichten Arbeiten.
Die Küche zwischen Festsaal und Kindergarten öffnet viele Möglichkeiten der Bespielung der Räumlichkeiten. Die Trennung der Anlieferung und Entsorgung des Gebäudes von dem Haupteingang am Fraenkelufer schafft eine einladende ruhige Adresse zum Wasser hin. Hier wird eine externe und nicht in ein Gebäude integrierte Sicherheitskontrolle von den Experten im Gremium als notwendig gesehen. Der vorgelagerte kleine dreieckige Platzraum ist als eine kleine Reminiszenz zu dem historischen Städtebau klar ablesbar. Die großen zusammenhängenden Freiflächen sind vielversprechend und schön gestaltet. Das bereits erwähnte Wechselspiel von Innen- und Außen räumen unterstreicht den Charakter eines Ensembles im Garten mitten in der Stadt. Die Liebe zum Detail ist ein wesentliches Merkmal des Entwurfs. Die vertikalen Erschließungsräume liegen an den richtigen Stellen. Sie sind leicht auffindbar, schön gestaltet und einladend. Auch die Gestaltung der Fassaden wird positiv anerkannt. Lediglich beim zentralen Bauwerk werden von der Denkmalpflege Fragen aufgeworfen. Insgesamt handelt es sich um einen herausragenden Beitrag zur gestellten Aufgabe. Der Entwurf ist zugleich vertraut, selbstverständlich und eine Bereicherung für den ganzen Stadtteil.
Jüdisches Zentrum Synagoge Fraenkelufer e.V.
Die Gestaltung beinhaltet zahlreiche Grünflächen in den Innenhöfen, was eine hohe Aufenthaltsqualität bietet. Der Sternenhimmel als Beleuchtungselement im Festsaal ist eine interessante und atmosphärische Idee. Die Position der Küche zwischen den Gebäuden ermöglicht eine effiziente Versorgung beider Bereiche. Zudem kann der Küchenbereich im Notfall als zusätzlicher Fluchtweg zwischen den Gebäuden genutzt werden. Das Konzept scheint nur auf den ersten Blick wenig Bezug auf den historischen Ort zu nehmen, die Positionierung der Baukörper und die Atmosphäre der Arbeit schafft historische Bezüge. Auch der kreative Umgang mit Steinformationen ist eine interessante Gestaltungsidee.
Der Sicherheitsbereich des Hauptgebäudes reicht ohne eine separate Schleuse bis an die Straße heran. Dies ist aus Sicherheitsgründen nicht möglich. Der Zugang zur Kita im Zwischenbau ist grundsätzlich alltagstauglich gestaltet. Allerdings gibt es ein Sicherheitsthema im Bereich des nördlichen Kitagartens an der Kohlfurter Straße. Es stellt sich die Frage, wie hoch diese Mauer sein muss, um sowohl Sicherheit als auch Lichtverhältnisse angemessen zu berücksichtigen. Die Abgrenzung der verschiedenen Nutzungszonen ist noch nicht ausreichend, um den unterschiedlichen Anforderungen von Sicherheit und der Trennung zwischen Bereichen für die jüdische Gemeinschaft und den offenen Bereichen (außerhalb der Kita) gerecht zu werden.
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin
Die Positionierung des Hauptgebäudes in seiner vollen Höhe hinter der gesamten Breite der Jugendsynagoge wird von Seiten des Denkmalschutzes hinterfragt, da das Denkmal hierdurch eine zu starke Unterordnung erfährt. Kritisch ist zudem die sehr lange, hohe und nahe Brandwand zur Schule. Die drei Höfe/Gärten werden positiv eingeschätzt. Die Fällungen von Bestandsbäumen werden kritisch gesehen. Der Vorplatz ist stark versiegelt und wird insofern problematisch gesehen. Die Überdachung der Freiflächen wird seitens des Bezirks kritisch eingeschätzt. Im Ideenteil wird die Verzahnung durch den Platzcharakter Richtung Fraenkelufer als gelungen angesehen. Die entsiegelten Flächen am Fraenkelufer werden positiv eingeschätzt. Die Gestaltung des Ideenteils bleibt jedoch im Detail noch unklar.
Landschaftsarchitektur
Die städtebauliche Körnung und Setzung der unterschiedlich großen Baukörper bringen einen repräsentativen Platz im Süden, sowie mehrere kleine Innenhöfe hervor. Auch wenn der Versiegelungsgrad des Vorplatzes als zu hoch eingestuft wird, so ermöglicht dieser doch viele neue Baumpflanzungen. Die Erreichbarkeit der Gebäude und der Innenhöfe erfolgt auf spannungsvollen, mäandrierenden Wegen durch das gesamte Grundstück. Auch wenn der größere der beiden KITAGärten an der Kohlfurter Straße aus Sicherheitsaspekten in seiner Lage eher kritisch bewertet wird, so bietet das Gesamtkonzept mit den verschiedenen Höfen ein vielfältiges und differenziertes Angebot. Die geschickte Verbindung der Freiflächen untereinander, größtenteils mittels überdachter Bereiche, wird von der Jury überwiegend positiv gesehen – es entstehen vielfältig nutzbare, witterungsgeschützte Freiräume. Einen Teilbereich der Kohlfurter Straße im Ideenteil als Spielstraße auszubilden, ist ein wertvoller Beitrag, die Gestaltungsvorschläge für den Straßenraum Fraenkelufer mit einem hohen Versiegelungsgrad können noch nicht überzeugen.
↑2. Preis
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2. Preis: DFZ Architekten, Hamburg mit Y-LA Ando Yoo Landschaftsarchitektur, Hamburg
Beurteilungstext des Preisgerichts:
Städtebau und Architektur
Der Entwurf schafft in dem komplexen Umfeld ein Jüdisches Zentrum mit klaren Baukörpern mit einer tragfähigen, orthogonalen städtebaulichen Struktur. Der viergeschossige Hauptbaukörper erinnert in seiner Platzierung und Höhe an die ehemalige Hauptsynagoge und fasst mit der überkommenen Jugendsynagoge und dem neuen zweigeschossigen Festsaalgebäude den Vorplatz und stützt damit den Campusgedanken.
Die schlichte architektonische Ausprägung des Kulturzentrums mit großen geschlossenen Wandflächen aus flächigem Klinkermauerwerk im Stapelverbund und einer erdgeschossigen Fensterfront wird als eher unspektakulär im Auftritt empfunden, allerdings auch in seiner schlichten Eleganz wertgeschätzt. Die seitlichen sehr großen Fensterflächen des Kulturzentrums in den Obergeschossen über 2 bis 3 Geschosse werden in dieser Form kritisch und als nicht realisierbar bewertet.
Das Foyer erschließt plausibel den anliegenden Festsaal und das Kulturzentrum; die angelagerte Café- und Ausstellungsnutzung ist gut verortet. Der Außenbezug des Festsaals und die Terrasse werden positiv bewertet. Die Positionierung der Zentralküche im UG bringt Nachteile in der Funktion und mit der eingeschränkten Belichtung (Garderoben fehlen). Im ersten Obergeschoss schafft die Lounge interessante Einblicke in den Festsaal; die Zweigeschossigkeit des Shops erscheint nicht erforderlich und reduziert im 1.OG das Flächenangebot unnötig. Die Kita ist richtig verortet und funktioniert gut, auch wenn die Flexibilität durch die direkte Zuordnung der Mehrzweckräume zu den jeweiligen Gruppenräumen etwas eingeschränkt ist. Die Terrasse im 2. OG bietet einen schönen, südorientierten geschützter Freiraum; gleiches gilt für die Kita-Freifläche. Die zweifache Erschließung der Kita – durch den Gartenpfad oder das Foyer schafft wohltuende Flexibilität im Betrieb.
Die großen grundsätzlich gutproportionierten Freiflächen ermöglichen Ruhe und Abgeschiedenheit und lassen zumindest einen teilweisen Baumerhalt erwarten. Es werden gute und ausreichend große Räume geschaffen, die gestalterisch allerdings noch wenig ausdifferenziert sind. Die Dachterrasse des Kulturzentrums beim Co-Working-Space ergänzt das Freiflächenangebot.
Zur Nachbarschaft wird durch die Abstandsflächen und die geringe Gebäudehöhe von Kita und Festsaal die nötige Rücksicht genommen. Die Feuerwehrerschließung der Schule bleibt durch das Ausklinken eines größeren Grundstücksteils im Nordwesten erhalten und belässt dem Schulareal gewisse weitere Entwicklungsmöglichkeiten. Das Konzept weist geringe Abstandsflächen- und Besonnungsprobleme auf, die jedoch weiterentwickelt werden können. Das Konzept erscheint wirtschaftlich mit voraussichtlich geringen Wartungs- und Betriebskosten. Der eher unspektakuläre und bescheidene Entwurf schafft eine ruhiges, gut proportioniertes Gesamtensemble, das auch im Detail gut durchgearbeitet ist.
Jüdisches Zentrum Synagoge Fraenkelufer e.V.
Der Entwurf zeigt Respekt vor den Abstandsflächen, was positiv hervorzuheben ist. Die geringe Versiegelung der Oberflächen und die angebotene Nutzung von Grünflächen, z. B. für Kinoveranstaltungen oder andere Events, ist gelungen. Eine ansprechende Verbindung zwischen der Synagoge und dem Zugang zum Zentrum wurde geschaffen u.a. dadurch, dass der Festsaal direkt im Erdgeschoss des Zentrums liegt. Die Fassadengestaltung mit goldenen Steinen (eingearbeitete Lamellen) verleiht dem Gebäude ein hochwertiges und einzigartiges Erscheinungsbild. Die Lage des Gebäudes der Kita direkt an der Kohlfurter Straße bietet die notwendige Abschirmung zum Schutz der Kinder.
Das äußere Erscheinungsbild wirkt in der Wahrnehmung wenig beeindruckend, zeigt jedoch ein interessantes Spiel mit der Oberflächenstruktur. Die Gestaltung erinnert an einen Block ohne Fenster, was den optischen Gesamteindruck beeinflusst. Die übergroßen Fenster, die auf den frei zugänglichen Schulhof ausgerichtet sind, beeinträchtigen sowohl das Sicherheitsgefühl als auch den Wohlfühlcharakter der Räumlichkeiten.
Die Nutzungselemente des Gebäudes sind unzureichend ausgearbeitet. Die Zentralküche im Keller, die durch einen Lichthof belichtet wird, wirft Fragen im Hinblick auf Arbeitsschutz auf. Eine klare Trennung der Nutzungszonen ist bisher nicht vorgesehen. Dies zeigt sich beispielsweise am WCKonzept, das sich über mehrere Etagen erstreckt und keine abgeschlossenen Bereiche bietet.
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin
Es bestehen keine Bedenken aus Sicht des Denkmalschutzes, der Entwurf fügt sich gut in die Umgebung ein und bildet ein Ensemble. Der Entwurf denkt Grün und Biodiversität mit; der Vorplatz ist gut gelöst. Es gibt jedoch einen hohen Anteil an Baumfällungen. Es ist unklar, welche Bäume wirklich stehen bleiben könnten. Die Standorte und Sortenwahl der Baumneupflanzungen werden hinterfragt. Der geringe Versiegelungsgrad und die Dachbegrünung ist positiv zu sehen. Fahrradabstellanlagen sind nicht auf dem Grundstück vorgesehen. Sowohl am Fraenkelufer als auch in der Kohlfurter Straße sind die Gebäude zu nah an den Bestandsgebäuden.
Positiv ist zu sehen, dass keine Brandwand auf der Grundstücksgrenze vorgesehen ist. Die Flächenabgabe des Schulhofs von 50% ist im Vergleich zu anderen Entwürfen positiv zu werten. Aufgrund der Abstufung ist die Sonneneinstrahlung für die Schule positiv zu sehen. Positiv ist zudem, dass die Feuerwehrzufahrt auf dem Gelände der Schule liegt Die großen Glasflächen sind ohne Vogelschutzmaßnahmen nicht möglich.
Eine Entsiegelung im Ideenteil auf dem Fraenkelufer und in der Kohlfurter Straße ist vorgesehen und wird positiv gewertet.
Landschaftsarchitektur
Durch die sehr kompakte Bauweise wird ein größtmöglicher Freiraum geschaffen, in dem voraus sichtlich ein Großteil der bestehenden Gehölze erhalten werden könnte. Die Erschließung auf dem Grundstück und die Dimensionierung von Plätzen, Terrassen und Wegen ist gekonnt und differen ziert gelöst. Der geringe Versiegelungsgrad und die Möglichkeit, im Süden einen großzügigen Gar ten anzulegen, entspricht genau den Vorstellungen der Nutzer. Der KITA-Garten ist gut dimensio niert und überwiegend in geschützter Lage. Den geschwungenen Zaunverlauf am Fraenkelufer er achtet das Preisgericht als entbehrlich, die Fortsetzung des Grünraums im Straßenraum wird je doch begrüßt. Die Aussagen zur Umgestaltung der Straßenräume im Norden und Süden sind sehr zurückhaltend.
↑3. Preis
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3. Preis: hope Architekten, Hamburg + Johannes Arolt Architekt, Berlin mit 317 Stadt und Freiraumplanung, Landsberg
Beurteilungstext des Preisgerichts:
Städtebau und Architektur
Zwei unterschiedlich artikulierte Baukörper, die auf die verschiedenen Stadträume der Umgebung und die verschiedenen Programmbausteine des JZFs Bezug nehmen, sind gut nachvollziehbar auf dem Wettbewerbsgrundstück gesetzt. Die bewegte Dachlandschaft und die rhythmisch gestaffelten Höhen vermitteln zu den unterschiedlichen Höhen der Nachbarbebauung. Die beiden Baukörper sind durch eine Orangerie verbunden und gruppieren sich um einen geschützten und sehr gelungenen Garten, der das Herzstück des JZF bildet. Die Proportionen der Baukörper, ihre Positionierung und die daraus resultierenden Außenräume sind städtebaulich überzeugend. Das Gebäude wird in regelmäßigem Abstand in längliche Volumina gegliedert. Diese können in Länge und Höhe relativ flexibel auf die Anforderungen des Raumprogramms sowie die komplexen planungsrechtlichen Vorgaben angepasst werden, ohne den Zusammenhalt des Gesamtensembles zu beeinträchtigen.
Kritisch gesehen wird in diesem Zusammenhang der undifferenzierte und unspezifische architektonische Ausdruck der Baukörper, der nicht zwischen den doch sehr unterschiedlichen Programmbausteinen unterscheidet. Die symbolträchtige Errichtung der zwölf Stirnseiten in Erinnerung an die zwölf Stämme Israels stößt in der jüdischen Gemeinde auf wenig Verständnis. Der gesamte architektonische Ausdruck wird eher mit der christlichen Tradition in Verbindung gebracht und als wenig geeignet empfunden, ein jüdisches Zentrum zu repräsentieren. Das Raumprogramm wird intelligent und nachvollziehbar in gut zusammenhängende Räume über- setzt, auch wenn die Unterbringung des Festsaals im ersten Obergeschoss funktional als nicht optimal bewertet wird. Konstruktion und Energiekonzept leisten einen guten Beitrag zum nachhaltigen Bauen. Das Konzept liegt wirtschaftlich im mittleren Bereich der eingelieferten Arbeiten bei durchschnittlichen Unterhaltskosten. Der Wettbewerbsbeitrag bietet eine konsequent und schlüssig Haltung. Die Anmutung und Ausbildung können jedoch nicht alle überzeugen.
Jüdisches Zentrum Synagoge Fraenkelufer e.V.
Aus unserer Sicht erscheint die christliche Ästhetik für einen jüdischen Ort nicht stimmig. Insbesondere die Idee der „12 Stämme“ erschließt sich in diesem Kontext nicht. Es entsteht der Eindruck, dass das Gebäude insgesamt sehr dunkel wirken könnte. Das offene und fließende Raumkonzept wird als wenig funktional für die Nutzungsideen des Vereins gesehen. Die fehlende Möglichkeit, Nutzungszonen klar zu trennen, beeinträchtigt das Sicherheitsgefühl und stellt eine Herausforderung für eine sinnvolle Nutzung dar. Die langen Laufwege und die Integration praktischer Abstellmöglichkeiten werden kritisch gesehen. Die Zugänglichkeit der Kita stellt eine Herausforderung dar. Die Wege sind lang, und die Abstellflächen, wie beispielsweise für Kinderwagen, in einer wenig zugänglichen, hinteren Ecke des Gebäudes, sind unpraktisch geplant. Die Anordnung der WCs erlaubt keine klare Trennung der Nutzungszonen, was für den Betrieb problematisch ist. Die offene Demoküche zur Bibliothek ist aus funktionalen Gründen nicht sinnvoll. Gerüche und Lärmbelästigungen würden die Nutzung der Bibliothek beeinträchtigen, zudem fehlt eine Möglichkeit zur getrennten Nutzung. Die Idee eines gemeinsamen Werkhofs sowie von Nachbarschaftsgärten erscheint aus unserer Sicht nicht umsetzbar (Nutzungs- als auch Sicherheitsprobleme). Der Sicherheitsbereich ohne eine separate Schleuse ist aus Sicherheitsgründen nicht möglich.
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin
Die Architektur fügt sich gut in das Ensemble ein. Planungsrechtlich und bauordnungsrechtlich bestehen noch Schwierigkeiten, die jedoch weiterentwickelt werden könnten. Der hohe Versiegelungsgrad auf dem Grundstück wird kritisch gesehen, der Ideenteil ist insgesamt wenig innovativ und mit geringer Entsiegelung im öffentlichen Straßenland. Balkone oder Terrassen am Kanal sind denkmalschutzrechtlich nicht genehmigungsfähig. Naturschutzfachlich und stadtklimatisch hat der Entwurf keine Funktion. Negativ gewertet wird, dass ein Stück Brandwand auf der Grenze des Flurstücks 2546 entstehen wird.
Landschaftsarchitektur
Durch die Setzung der Baukörper entstehen klar definierte, wohl proportionierte Freiräume. Die zusammenhängend gestalteten Freiflächen schaffen einen gelungenen Rahmen für die Neubebauung und ermöglichen die Auffindbarkeit der Zugänge ganz selbstverständlich. Gewürdigt wird der Gestaltungswille, die Freianlagen des Jüdischen Zentrums über die Grundstücksgrenzen hinaus bis in den öffentlichen Straßenraum zu tragen. Kritisiert wird jedoch der hohe Versiegelungsgrad des südlich gelegenen Vorplatzes und der weitgehend vollständige Entfall des Baumbestandes. Die Positionierung des notwendigen Sicherheitszaunes am Vorplatz ist nicht ablesbar, eine konzeptionelle Einbindung ist nicht zu erkennen. Der Nachweis, ob eine Kompensation für gefällte Gehölze auf dem Grundstück erreichbar ist, kann nicht abschließend beurteilt werden. Die Gestaltung der Straßenräume im Norden und Süden ist sehr zurückhaltend, ein tragfähiger Gestaltungsansatz ist nicht erkennbar.
↑Anerkennung
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Anerkennung: Georg Scheel Wetzel Architekten GmbH, Berlin mit Dietz & Partner Landschaftsarchitekten, Elfershausen
Beurteilungstext des Preisgerichts:
Städtebau und Architektur
Der Entwurf überzeugt durch seine klare Struktur. Die durchgesteckte Gebäudeanlage bietet eine interessante Abfolge von Innen- und Außenräumen. Begrüßt wird die Aufnahme der Lage zur historischen Synagoge im südlichen Grundstücksbereich. Eine positive zeichenhafte Ausbildung des Baukörpers zum Vorplatz bietet eine klare Formensprache. Die hier dargestellte Anbindung an die Jugendsynagoge über das Peristyl stellt aus denkmalpflegerischer Sicht eine optimale Lösung dar. Solange die Grundstücksvereinigung nicht vollzogen, ist kann das Peristyl jedoch nicht realisiert werden. Die zwei Einzelgebäude sind schlüssig durch die lineare Struktur und durch das gemeinsame Untergeschoss miteinander verbunden. Erst die Absenkung ermöglicht gemäß Entwurfsverfasser die Freistellung des Gemeindezentrums. Die Absenkung der Außenfläche bietet der Kita eine geschützte Spielfläche. Allerdings bestehen Sicherheitsbedenken bezüglich der westseitigen Mauer zum Schulgrundstück. Die Vermischung von externen Nutzer:innen (Ausstellung) mit den Kita-Kindern bedarf einer Abgrenzungsmöglichkeit. Der ebenerdig gelegene Festsaal mit dreiseitiger Orientierung nach außen bietet durch seine zentrale Lage und direkter Anbindung an das Foyer die gewünschte Aufenthaltsqualität. Er bietet einen klaren Zugang für die Besucher aus der Jugendsynagoge. Das von der Straße abgerückte eingeschossige Eingangsgebäude wird aus städtebaulichen und Sicherheitsgründen positiv gesehen. Negativ bewertet das Preisgericht die komplette Unterkellerung des Baugrundstückes vom Zentralgebäude aus nach Norden (Aufwand bei der Grundwasserhaltung / zusätzlich unterirdische BGF als Kostenfaktor / Nachweis der Retensionsflächen / Einschränkung der Außenanlagen bez. Gestaltung von Baumpflanzungen). Die Bebauung lässt auch keine Ersatzpflanzungen zu. Der erhebliche Umfang der unterirdischen Bebauung lässt das eigentlich schöne und klare architektonische Konzept als nicht realisierbar erscheinen.
Jüdisches Zentrum Synagoge Fraenkelufer e.V.
Die Gestaltung zeichnet sich durch eine klare und moderne Optik aus, greift jedoch die Formensprache und Elemente der historischen Synagoge nur in begrenztem Maße auf. Eine gelungene gemeinsame Nutzung besteht durch den gestalteten Hof zwischen der Jugendsynagoge und dem Gemeindezentrum. Die Kita und die Galerie sind im Untergeschoss tiefergelegt, profitieren jedoch von direkten Zugängen zu einem gemeinsamen Hof, was die Nutzung erleichtert und erweitert. Positiv hervorzuheben ist, dass das Café nicht nur zur Straße hin, sondern auch nach hinten einen Zugang zum Hof besitzt, was die Nutzbarkeit erhöht. Die grundlegende Funktionalität des Gebäudes ist gegeben, jedoch werden einige Punkte kritisiert. Dies betrifft insbesondere den Umgang mit den Glasflächen. Eine Vergitterung des Gebäudes, insbesondere mit Symbolen wie Davidsternen, erscheint nicht als eine angemessene Idee im Umgang mit jüdischen Leben in Deutschland.
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin
Aus Sicht des Denkmalschutzes ist der Entwurf voraussichtlich unproblematisch. Die Unterbauung wird aus Sicht des Natur- und Klimaschutzes (Baum, Grünflächen und Versickerung) aber auch statisch und sicherheitstechnisch hinsichtlich der Überfahrung von unterirdischen Gebäudeteilen im Zuge der Feuerwehreinfahrt kritisiert. Es gibt keine relevanten Baumneupflanzungen. Aus planungsrechtlicher Sicht scheint der Entwurf genehmigungsfähig.
Landschaftsarchitektur
Das Gebäudeensemble zeigt sich mit seiner Prägnanz und Klarheit zu den beiden anliegenden Straßen. An der Kohlfurter Straße bildet die Fassade einen klaren städtebaulichen Abschluss. Zum Fraenkelufer entsteht ein großzügiger Freibereich, dessen Abschluss das neue Hauptgebäude bildet. Die Eingangssituation aufs Gelände wird räumlich gut ablesbar und einladend über das seitliche Eingangsgebäude mit einem kleinen, öffentlich zugänglichen Platz gestaltet. Der vergleichsweise große Vorplatz ist zum Hauptgebäude hin von einem überdachten Umgang mit quadratischem Grundriss begrenzt. Durch die Lage auf dem Nachbargrundstück ist dessen Umsetzbarkeit zwar fraglich, seine Funktion als Verbindung zwischen Jungendsynagoge und Haupthaus wird jedoch positiv gesehen. Die Anordnung des abgesenkten Gartens zwischen Kita und Hauptgebäude schafft einen attraktiven und zugleich geschützten Freiraum. Es wird diskutiert, ob eine gleichzeitige Nutzung durch Galerie und Kita sinnvoll machbar ist. Die Führung der Feuerwehrzufahrt über das Kellergeschoss auf dem Grundstück des jüdischen Zentrums wird aus Sicherheitsgründen kritisch gesehen. Freiraum und Architektur nehmen bei der vorliegenden Arbeit aufeinander Bezug und bilden eine gestalterische Einheit. Die Flächenzuordnungen sind klar ablesbar und erscheinen sinnvoll proportioniert. Insgesamt wird der geringe Grünanteil sehr kritisch diskutiert. Die großflächige Unterbauung reduziert die Freiflächen mit Bodenanschluss. Somit können im Freiraum nur wenige Bäume neu gepflanzt werden, der Erhalt von Bestandsbäumen ist nicht wahrscheinlich. Es muss auch davon ausgegangen werden, dass die Versickerung des anfallenden Regenwassers auf der Fläche problematisch ist. Die Straßenräume an der Kohlfurter Straße und am Fraenkelufer sind entwurflich mitbetrachtet und stimmig ins Gesamtkonzept eingebunden. Durch Begrünung und Verkehrsberuhigung entstehen hier zu beiden Seiten Erweiterungen des Freiraumes, die auch über den Bereich des Ideenteils hinaus erweiterbar erscheinen.
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Anerkennung: Peter W. Schmidt + Assoziierte GmbH & Co. KG, Pforzheim mit FUGMANN JANOTTA PARTNER, Berlin
Beurteilungstext des Preisgerichts:
Städtebau und Architektur:
Das städtebauliche Konzept besticht durch die präzise Setzung zweier Baukörper im heterogenen Kontext der Umgebung. Das Zusammenspiel und die Klarheit der beiden kraftvollen Volumen, in die große Öffnungen eingeschnitten sind, verleihen dem Entwurf eine der Bauaufgabe angemessene Präsenz im Stadtraum. Die Strenge der Volumina wird jedoch relativiert durch den eingeschossigen Annex der Kindertagesstätte, der sich überraschend und unmotiviert an den Hauptbaukörper anschließt. Bei näherer Betrachtung erweist sich die Strenge des Entwurfs jedoch als enges strukturelles Korsett, in das die Funktionen gezwängt werden müssen. So ist die Erschließung des Saals im Obergeschoss funktional und räumlich unbefriedigend gelöst, zudem lässt sich der Raum nicht multifunktional teilen. Die Anordnung der Küche im Untergeschoss nur belichtet über einen Lichtschacht ist suboptimal. Der geplante Speiseaufzug erreicht nicht, wie es notwendig wäre, den Gemeindesaal. Die Dunkelzonen im Bürobereich, die als Besprechungsräume genutzt werden sollen, sind so nicht akzeptabel. Aus Sicherheitsgründen wird die Unterbringung der Sicherheitsschleuse in einem viergeschossigen Baukörper sowie die fehlende bauliche Fassung zur Kohlfurter Straße kritisch gesehen. Die Baukörper sind sehr kompakt organisiert und weisen eine gute Flächeneffizienz auf. Die Bauweise ist im besten Sinne konventionell und seriell herstellbar. Beides lässt eine wirtschaftliche Herstellung der Gebäude und durchschnittliche Unterhaltskosten erwarten. Bei der Planung der Freianlagen wird die Weitläufigkeit und Offenheit im Raum, insbesondere die großzügige Durchwegung des Grundstücks, begrüßt. Insgesamt stellt die Arbeit einen wertvollen Beitrag dar, wie ein jüdisches Zentrum an diesem Ort einen architektonischen Ausdruck finden könnte. In der inneren Organisation und in funktionaler Hinsicht vermag sie jedoch nicht vollständig zu überzeugen.
Jüdisches Zentrum Synagoge Fraenkelufer e.V.
Die Backsteinkuben wirken optisch massiv und hoch, zeichnen sich jedoch durch eine klare Ästhetik aus. Die Form des historischen Ortes wird nur in Ansätzen aufgegriffen, was gestalterisch etwas zurückhaltend wirkt. Das offene Fenster in der Fassade des Festsaals ist ein gelungenes gestalterisches Detail, das den Raum aufwertet und Offenheit vermittelt. Eine Sicherheitsschleuse im ersten Hauptgebäude ist aufgrund der Sicherheitsbedarfe nicht umsetzbar (keine separate, nicht überbaute Schleuse). Die Fenster sind mehrheitlich zur Schule hin ausgerichtet, was sicherheitstechnisch Probleme aufwirft und den Wohlfühlcharakter einschränkt, da es sich hier um einen freizugänglichen Raum handelt. Der Festsaal ist hell gestaltet, was positiv auffällt. Allerdings ist er nur schwer zugänglich, da der Zugang über eine schmale Treppe erfolgt und ein Vorraum fehlt. Das Café, die Galerie und die Ateliers sind sinnvoll im Eingangshaus untergebracht. Der Zugang zur Kita ist gut gestaltet, und die Raumnutzung sowie die Aufteilung sind funktional durchdacht. Allerdings bleibt die Funktion des sogenannten Appendix unklar. Der Kita-Spielplatz an der Kohlfurter Straße stellt ein Sicherheits- problem dar. Der Essbereich und die Küche der Kita sind gut konzipiert und können auch für andere Nutzungszwecke eingesetzt werden.
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin
Es bestehen keine wesentlichen Bedenken des Denkmalschutzes, allerdings müsste die Farbe geprüft werden. Balkone oder Terrassen am Kanal sind denkmalschutzrechtlich nicht genehmigungsfähig. Durch die Baukörperverbindung ist die Grünverbindung gut hergestellt worden. Die Abstandsflächen zu zwei Wohngebäuden am Fraenkelufer und im Mittelbau überlagern sich stark, so dass aus bauordnungsrechtlicher und planungsrechtlicher Sicht der Entwurf in der vorliegenden Form nicht genehmigungsfähig ist.
Landschaftsarchitektur
Zum Fraenkelufer hin bilden die beiden neuen Solitäre eine großzügige Vorplatzsituation und treten in den Dialog mit dem Gebäude der Jugendsynagoge. Die Raumbildung wird als gelungen betrachtet. Der Kitagarten mit seiner Mauer zur Kohlfurter Straße hin kann räumlich weniger überzeugen und wird zudem als Sicherheitsrisiko durch die geringe bauliche Abschirmung der Kinder betrachtet. Die Eingangssituation vom Fraenkelufer aus wird einleuchtend durch einen kleinen, eingeschnittenen Vorplatz gestaltet. Insgesamt sind die Freianlagen noch nicht klar ausformuliert. Die dargestellten Freiflächen passen zwar formal zur Architektursprache, bilden jedoch keine attraktiven Freiräume, denen differenzierte Nutzungen zugeordnet werden könnten. Die Verfasser möchten Bestandsbäume erhalten und Neupflanzungen vorsehen, insbesondere die Pflanzung von Bäumen in größerer Zahl erscheinen umsetzbar. Die Straßenräume am Fraenkelufer und an der Kohlfurter Straße werden nur zurückhaltend betrachtet: an der Kohlfurter Straße wird der Straßenraum durch eine Grünfläche partiell verengt, jedoch keine wahrnehmbaren Aufenthaltsqualitäten geschaffen. Für das Fraenkelufer wird vis-a-vis des Hauptzuganges eine Terrasse zum Landwehrkanal hin vorgeschlagen, die Überformung der Uferpromenade wird von der Denkmalpflege kritisch gesehen.
↑2. Rundgang
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2. Rundgang: Auer Weber Assoziierte GmbH, Stuttgart mit grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner part mbb, Freising
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2. Rundgang: D/FORM Gesellschaft für Architektur + Städtebau mbH, Berlin mit Simons & Hinze Landschaftsarchitekten GmbH, Berlin
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2. Rundgang: FRÖLICHSCHREIBER Architekten GmbH, Berlin mit boye und bode Landschaftsarchitektur, Berlin
↑1. Rundgang
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