MH6 – Mobility Hub 6 Oberbillwerder
Ergebnisse des einphasigen offenen Realisierungswettbewerbs Mobility Hubs Oberbillwerder (09/2022–01/2023) für den Ideenteil MH6. Ein Projekt der IBA Hamburg, gefördert durch Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung als Nationales Projekt des Städtebaus.
Bitte scrollen Sie nach unten für eine Liste der Teilnehmenden und deren Beiträge.
Teilnehmende
- ADEPT, Kopenhagen
- Architectural Design and Research lnstitute of Tsinghua University Co., Ltd., Beijing | Dade Architecture of RHS Design Institution, Chongqing
- Architekten Venus GmbH, Hamburg
- Architekturbüro Wolff, Dinkelsbühl
- ARGE Becker Basista Jansen, Hamburg
- asp Architekten GmbH, Stuttgart
- ASSMANN BERATEN + PLANEN GmbH, Dortmund
- Atelier Saflo und Saflo, Stuttgart
- ATP Hamburg Planungs GmbH, Hamburg
- AX5 architekten hamburg GmbH, Hamburg
- BeL Sozietät für Architektur Bernhardt und Leeser, Architekten BDA und Stadtplaner Partnerschaft mbB, Köln
- Benkert Schäfer Architekten Partnerschaft, München
- Bennet Marburger, China
- BLK2 Böge Linder K2 Architekten PartGmbB
- daily space Brennecke und Nocon Architekten PartG mbB, München
- dichter Architekturgesellschaft mbH, Berlin
- Enno Schneider Architekten, Berlin
- FLOSUNDK architektur + urbanistik GmbH
- Frank Görge, architektur stadt landschaft
- frontoffice godo-gaisha, Tokyo
- Gutiérrez, de la Fuente Arquitectos, Madrid
- IADC GmbH, Hamburg
- Inros Lackner SE, Rostock
- ISSS research | architecture | urbanism, Berlin
- JAJA Architects Aps, Kopenhagen
- Jürgen Schäfer, Stuttgart
- kai loberg architekt, Hamburg
- KOPPERROTH – Architektur und Stadtumbau, Berlin + Sascha Jung Architektur, Berlin
- KPW Papay Warncke Vagt Architekten PartG mbB, Hamburg
- Krusche Huang Architekten PartG mbB, Hamburg
- LH Architekten Landwehr Henke + Partner mbB
- Mader Architekten Partnerschaftsgesellschaft GmbB
- marcus brucker architektur+planung ug, Stuttgart [2016/236878]
- Muck Petzet Architekten GmbH, Berlin
- MWA / Max Wetzig Architekt mit Sofia Cherif-Messaoudi und Nicolas Colman, Berlin
- Neele Müller Architektin, Berlin
- PYSALL Architekten, Berlin
- rethmeierschlaich architekten PartG mbB, Köln
- Schuster Architekten, Düsseldorf
- Spengler Wiescholek, Hamburg
- spine architects GmbH, Hamburg + vir.works Göbel Fuchte GbR, Dortmund
- STLH Architekten Thauer Höffgen PartGmbH, Hamburg
- STUDIO HONIG Hoffmeister Niepel Part.v. Arch mbB, Hamburg
- Studio Schwitalla, Berlin
- Ton Venhoeven c.s. Architekten B.V., Amsterdam, Niederlande
- Troi Architekten, Keutgen Poth PartG mbB, Aachen
- Uli Schifferdecker Architektur
- Vietzke & Borstelmann Architekten, Hamburg
- Walter Gebhardt Architekt, Hamburg
- Wolfgang Zeh Architekt BDA, Köln
- WP I ARC plan GmbH, Hannover
Projekt-Ergebnisse
↑1. Preis
1. Preis: Spengler Wiescholek, Hamburg
Die Verfassenden überzeugen mit einer sehr präsenten, aber angenehmen Setzung des Längskörpers an der öffentlichen Garten- und Grünfläche. Die unaufgeregt differenzierte Fassade, die die diagonal entlang der Gartenfläche aufsteigende öffentliche Treppe geschickt in das Bauvolumen integriert, wird zum gestaltprägenden Element des Entwurfes. Die dadurch entstehenden 2 diagonalen Fassadenflächen werden sinnfällig in eine Fassade mit bodengebundener Begrünung und eine südausgerichtete Photovoltaikfläche differenziert.
Die Treppe erlaubt beim Aufstieg visuelle Einblicke in das automatisierte Parken und führt auf eine zweigeteilte Dachfläche: Zum Platz orientierte Gärten, Spiel- und Sportangebote, zur Nordseite PV und Retentionsflächen mit extensiven und intensiven Aufbauten. Der gesamte Erdgeschoßbereich ist offen und transparent gestaltet und mit gut nutzbaren und dem Quartier zugerechneten Nutzungen belegt: Fahrradparken, die Mobilitätszentrale, kleinere Einzelhandels- und Gastronomieflächen. Das Foyer der Mobilitätszentrale ist gut an der Südwestkante adressiert und fährt klar zu den Übergabestationen des automatisierten Parkhauses. Der Fußgängergang könnte etwas breiter und attraktiver gestaltet sein. Die Zufahrt und Rückstaukonzeption der 5 Parklifte funktioniert über die zentrale Zufahrt grundsätzlich. Hier müsste die Erschließungsstraße und die Warteposition der Pkws getauscht werden.
Das Projekt ist schon in der ersten Nutzungsphase von großer Diversität geprägt: So verfügt das Gebäude entlang der Westseite über alle Obergeschosse über gut nutzbare Co-Workingflächen. Das Umnutzungskonzept ist sowohl in dem Nutzungsangebot als auch in der Adaption des Tragwerks schlüssig und überzeugt: Das automatisierte Parken wird als reversibler Stahlbau in ein dauerhaft nutzbares Skelett aus recyceltem Beton gesetzt. In der Umnutzung zu Wohnen werden Holzmodulelemente eingesetzt. Opake Fassadenelemente der ersten Nutzungsphase werden zu Brüstungselementen der 2. Nutzungsphase. Es entsteht in den Obergeschossen ein Wohnungsbau mit differenzierten Wohnungsgrößen um einen gut dimensionierten Innenhof. Insgesamt eine schlüssige Arbeit in allen Nutzungsphasen mit einem präsenten und prägnanten Auftritt zum öffentlichen Platz.
↑2. Preis
2. Preis: Benkert Schäfer Architekten Partnerschaft, München
Es braucht nicht viel, um eine elegante Mobilitätsstation für Oberbillwerder zu entwerfen: einen klar zonierten Grundriss, der einerseits eine funktionierende Logistik im Inneren des Hauses ermöglicht – durch ausreichende Rückstauflächen und gut platzierte Aufzüge – und andererseits durch das vorgelagerte Foyer zum südlich angrenzenden Quartiersplatz, das ausreichend Platz für eine vielfältige Nutzung bietet.
Diese Klarheit und Einfachheit setzt sich in den Obergeschossen fort und bestimmt auch die äußere Anmutung des Hauses. Das gut proportionierte Gebäude fügt sich stimmig in den stadträumlichen Kontext und besticht durch eine leichte filigrane gläserne Front mit integrierter Photovoltaik und einer ungewöhnlichen Idee, für die West-, Ost- und Nordflanken auf das mit Reet zu verkleiden. Kleine „Glaubensartikeln“ Öffnung in den ansonsten geschlossenen Wänden sollen, die eine Belichtung der automatisierten Parkdecks ermöglichen. Leider ist aus Sicht des Brandschutzes Reet für eine derartige Bauaufgabe nicht einsetzbar und müsste durch ein anderes Material ersetzt werden. Das kann sich die Jury vorstellen.
Weniger überzeugend ist hingegen die Tatsache, dass der Mobility-Hub zu drei Seiten wenig zur Vitalisierung des Stadtraumes beiträgt. Weder zu den beiden Schmalseiten noch nach Norden entstehen Adressen und interessante Nutzungsangebote, die über die rein Verkehrssicherheit Funktion hinausgehen. Das kann auch nicht durch den schmalen und gleichwohl gut nutzbaren nach Süden orientierten Dachgarten kompensiert werden.
Interessant ist die Idee, aus dem Quartiersplatz einen städtischen Garten zu machen – auch wenn das kein expliziterer Bestandteil der Aufgabenstellung war. Die an skizzierte Idee für die Nachnutzung in Richtung Wohnen findet die Jury interessant und im Grundsatz tragfähig. Das könnte durchaus in Etappen geschehen.
Ergänzungen durch die Sachverständigen für Verkehr:
Der Entwurf präsentiert einen großzügigen Verkehrsraum vor den Übergabekabinen ins automatisierte Parken, in dem auch das barrierefreie Parken seinen Raum findet. Insgesamt ist eine bessere Sortierung geboten, auch die Anzahl der Speicher ist in diesem Prozess zu überdenken. Die Anlieferung muss verlegt werden, um das Rückwärtsfahren im öffentlichen Raum zu umgehen. Beides scheint aber aus Sicht der Fachgutachter:innen grundsätzlich innerhalb des Entwurfes möglich.
Leider werden weitere Mobilitätsangebote im Erdgeschoss nicht dargestellt — der Mobility s kann so seine Funktion als Scharnier in der Wegekette von Oberbillwerder nicht erfüllen.
↑3. Preis
3. Preis: ADEPT, Kopenhagen
Beurteilung des Preisgerichts
Die Verfassenden der Arbeit 2014 schlagen für den Mobility Hub 6 ein flexibles Traggerüst vor, welche verschiedenen Funktionen wie Co-Working, kleinere Gastroflächen und Wohnen aufnehmen kann. Hervorzuheben ist die Idee ein zusätzliches öffentliches Angebot in die Gitterstruktur zu integrieren. Je nach Bedarf kann das Parksystem und die aktiven Plug-in Einheiten für Sport, Spiel und Grünflächen angepasst werden. Für eine mögliche Realisierung des Entwurfes müssten die Funktionen weiter ausgearbeitet werden. Die 6 Übergabezonen erscheinen zu eng, die Barrierefrei für die öffentlichen Angebote muss offensichtlicher gegeben sein und die Erdgeschossfassade zum Platz sollte einladender erscheinen.
Insgesamt stellt der Entwurf in seiner Flexibilität, den Nachhaltigkeitsgrundzügen, der architektonischen Angemessenheit und dem Zusatzangebot für die Nachbarschaft im Quartier einen guten Beitrag dar.
Ergänzungen durch die Sachverständigen für Verkehr:
Die Offenporigkeit des Erdgeschosses für den Fußverkehr wird positiv hervorgehoben. Leider sind neben dem Kraftfahrzeugverkehr keine weiteren Mobilitätsangebote sowie ein Mobiltätsfoyer mit Serviceangeboten im Erdgeschoss nicht dargestellt – der Mobility Hubs kann so seine Funktion als Scharnier in der Wegekette / Drehscheibe der Mobilität von OBW nicht erfüllen. Die Erreichbarkeit der Aufzüge / Übergabepunkte zum automatisierten Parken können grundsätzlich angefahren werden. Eine Optimierung der Rückstauflächen und der Fahrgeometrie wird dringend empfohlen.
↑Anerkennung
Anerkennung: Walter Gebhardt Architekt, Hamburg
Der Entwurf sieht einen Baukörper vor, der sich als Solitär zu allen Seiten gleich präsentiert: ein verglastes Erdgeschoss und darüber von einer zeltartigen Membran umhüllt das automatisierte Parkhaus. Im Grundriss erstrecken sich die Mobilitäts- Nutzungen mittig von der Nord- zur Südfassade und werden zu beiden Seiten von Büro- und Einzelhandelsflächen gerahmt. Der Baukörper erhält durch die zeltartige Erscheinung eine ikonische Form und betont damit die Besonderheit des Mobility Hubs in seiner Umgebung, wobei für die Mobility Hubs der unterschiedlichen Quartiere Oberbillwerders unterschiedliche Farben der textilen Membran vorgesehen sind. Die Verfassenden schlagen vor, die Zeltstruktur nach Rückbau des Parkautomaten als „Quartierscheune“ umzunutzen.
Der Entwurf besticht durch seine Einfachheit bei zugleich einzigartigem Erscheinungsbild. Das Preisgericht würdigt die Idee der Fassadenmembran auch als Beitrag zu kosteneffizien- tem Bauen, weist aber auch auf die funktionalen Mängel des geplanten Parkautomaten hin. Die Zu- und Ausfahrten sowie Rückstauflächen sind deutlich unterdimensioniert.
Ergänzungen durch die Sachverständigen für Verkehr:
Der Entwurf versucht die Fläche für die Kfz-Erschließung zu reduzieren und so Platz für Fahrräder und andere Nutzungen zu schaffen. Der Bereich der Kfz-Erschließung wurde auf ein Minimum reduziert — es ist zu würdigen, dass hierdurch Platz u.a. für andere Mobilitätsangebote geschaffen wurde. Leider ist hierdurch die Erreichbarkeit (u.a. ein konfliktfreies Begegnen, Wenden und Erzeugen von Rückstau) so stark eingeschränkt, dass dies nicht funktionsfähig wäre — eine Überarbeitung wäre dringend notwendig.