S04 | Tor auf Schalke
Der FC Schalke 04 als einer der erfolgreichsten und bedeutendsten Fußball-Clubs in Deutschland ist der Traditionsverein mit bundes- und europaweiter Ausstrahlung und regionaler Verwurzelung im Herzen des Ruhrgebiets.
Seine Heimat hat der FC Schalke 04 im Gelsenkirchener Ortsteil Schalke und seit den 1970-er Jahren im Ortsteil Berger Feld. Nahezu einmalig ist die Situation, dass auf diesem Gelände die komplette Verwaltung mit mehreren Gebäuden einschl. Merchandising-Shop, Gastronomie und Service-Center sowie Trainingsgelände mit u.a. mehreren FußballPlätzen und die Spielstätte (VELTINS- Arena) beheimatet sind. Daraus resultiert, dass auch außerhalb des Spielbetriebes fast täglich viele hundert bis mehrere tausend Menschen das Vereinsgelände besuchen.
Um dieses Potenzial für den nächsten Entwicklungsschritt weiter auszubauen und zu optimieren, werden ein Entwurf für ein neues Fan- und Besuchergebäude – mit der Metapher „Tor Auf Schalke“ – und dessen Einbindung in das Vereinsgelände sowie Ideen zur weiteren Entwicklung des Vereinsgeländes gesucht.
Mit diesen Maßnahmen sollen das Angebot und die Orientierung für Gäste und Besucher sowohl im täglichen Betrieb als auch bei Heimspielen der LizenzspielerMannschaft des FC Schalke 04 und weiteren Veranstaltungen in der VELTINS-Arena ausgebaut und optimiert werden. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auch auf dem Trainingsbetrieb der Lizenzspieler-Mannschaft des FC Schalke 04, der im besondere Maße große Besuchergruppen anzieht. Die heutige Situation ist durch unzureichende Verbindungen vom Hauptzugang von Westen und der zentralen Einrichtungen VELTINS-Arena, Verwal- tungsgebäude mit Service-Einrichtungen und Trainingsplätze untereinander gekennzeichnet.
Es ist zentrales Ziel dieses Wettbewerbes, herausragende Entwürfe für ein Fan- und Besuchergebäude oder Gebäudeensemble zu erlangen.
Es soll den Hauptzugang im alltäglichen Betrieb – außer- halb der Heimspieltage und von Großevents – in besonderem Maße signalisieren und damit die Orientierung im Gelände verbessern. Dieses Gebäude soll unter dem Motto ‚Tor Auf Schalke’ die zentrale Anlaufstelle für alle Besucher und Fans im täglichen Betrieb des Vereinsgeländes darstellen und sämtliche öffentlichkeitsbezogenen Angebote und Service-Einrichtungen des Vereins umfassen beziehungsweise zu ihnen überleiten. Im Gebäude sollen zentrale Anlaufstellen (Counter o.ä.) für Ticketing, Fanbetreuung, Mitgliederkontakte, ein Shop und Gastronomie sowie die ‚Schatzkammer’ zusammengefasst werden.
Wenngleich das Vereinsgelände sehr weitläufig ist, bietet es bisher nicht ausreichend Platz, um den kompletten Trainings- und Spielbetrieb aller Fußball-Leistungsmannschaften des FC Schalke 04 von der U9 bis zur U23 sowie der Lizenzspieler-Abteilung angemessen durchführen zu können. Die Anzahl der Fußballplätze soll deswegen um ein Regionalliga-Stadion und zwei Trainingsplätze sowie zu einem späteren Zeitpunkt um weitere drei Trainingsplätze mit den jeweils erforderlichen Folgeeinrichtungen erweitert ergänzt werden.
Die Planung soll sich in die Rahmenplanung der Stadt Gelsenkirchen für den ARENA-Park einfügen und die vorhandenen und gewünschten öffentliche Durchwegungen des Areals beachten.
Teilnehmende
Preisgericht
Fachpreisrichter:innen
Sachpreisrichter:innen
Ständig anwesende stellvertretende Fachpreisrichter:innen
Stellvertretende Sachpreisrichter:innen
Projekt-Ergebnisse
↑1. Preis
1. Preis: schulz & schulz architekten GmbH, Leipzig
Der Entwurf zeichnet sich durch eine sehr klare städtebauliche Grundidee aus, die der Aufgabenstellung einer funktionalen und für Besucher attraktiven Neuordnung des Geländes in hohem Maß gerecht wird. Zentrales Element ist eine ca. 360 Meter lange Nord-Süd gerichtete Fanpromenade, an der sich die Trainingsfelder öffentlichkeitswirksam aufreihen. Die Promenade wird am nördlichen Ende von einer Ost-West gerichteten Gebäudereihe aufgefangen, die einen schönen Brückenschlag von der Geschäftsstelle bis zum Regionalligastadion darstellt. Die Aneinanderreihung von zwei Trainingsfeldern und dem Regionalligastadion im nordöstlichen Bereich des Areals bedingt aber eine starke Terrassierung der Spielfelder unter weitgehender Aufgabe der Umfassungswälle des Parkstadions und dem Verlust eines alten Flutlichtmastes; hier gehen leider wichtige Teile der Vereinshistorie verloren und es sind umfangreiche Erdbewegungen erforderlich.
Der Neubau des Fan- und Besuchergebäudes bildet den südlichen Abschluss der Promenade und den Auftakt vom Schalker Markt aus. Dieser wird durch den Neubau räumlich und funktional angemessen gefasst. Ob eine Verschiebung des Gebäudes nach Westen noch günstiger im Sinne einer stringenten Besucherführung wäre ist zu hinterfragen. Es ist in diesem Zusammenhang hervorzuheben, dass der Parkplatz P 2 komplett erhalten werden kann und insgesamt kein Defizit an Parkplätzen entsteht, obwohl die gewünschte Anzahl von 7 Spielfeldern angeboten wird.
Der Neubau des Fan- und Besuchergebäudes setzt das Thema „Tor Auf Schalke“ sehr direkt als Torhaus um. Dies bewirkt eine Zweiteilung der Funktionen, die aber in der vorgeschlagenen Lösung akzeptabel erscheint. Das zurückhaltende Erscheinungsbild des einfachen Bauvolumens wird anerkannt, da Ruhe und Klarheit an diesem Ort als angemessene Gestaltfaktoren gelten können.
Den Innenräumen fehlt es jedoch etwas an Raffinesse und charakteristischer Ausstrahlung in Bezug auf den Mythos Schalke 04. Dies kann auch durch das überdimensionale Emblem in der Dachfläche alleine nicht wettgemacht werden. Die angebotenen neutralen Flächen lassen sich zwar sehr flexibel nutzen, bieten jedoch wenig Anreiz für innenräumliche Inszenierungen. Es besteht die Gefahr der Banalisierung durch die alltägliche Nutzung, beispielsweise im Shop.
Die Kennwerte für die Wirtschaftlichkeit liegen im mittleren Bereich. Leider ist ausgerechnet im Bereich des Durchgangs das Tragwerk nicht nachgewiesen. Das Material der Fassaden mit emaillierten Metallschindeln, die angenehm leicht wirken, wird hinsichtlich seiner Robustheit hinterfragt.
Insgesamt handelt es sich um eine herausragende und ansprechende Arbeit, die insbesondere auch im Ideenteil das Gesamtareal sehr gut fasst und mit der Promenade den Besuchern auch an normalen Tagen eine hohe Aufenthaltsqualität bietet. Das Gebäude für das neue „Tor auf Schalke“ kann symbolkräftig und ausdrucksstark wirken; im Inneren erscheint es jedoch noch etwas wenig spezifisch.
↑2. Preis
2. Preis: Zinterl Architekten ZT GmbH, Graz und zt arquitectos Lda., Lissabon
Die städtebauliche Neuorganisation des Gesamtgeländes gelingt mit einfachen Maßnahmen. Die Gebäudestruktur des Fan- und Besucherzentrums formuliert durch die selbstverständliche Aufnahme der vorhandenen Wegebeziehungen zum ÖPNV und dem Trainingsgelände einen großzügigen Platz vor der VELTINS-Arena. Der Schalker Markt wird so räumlich wohltuend gefasst und es bleibt dennoch ausreichend Platz für die starken Besucherströme an Spieltagen.
Die Topografie rund um das alte Parkstadion wird als Motiv bei der Neuorganisation der Sportflächen interpretiert und die neuen Tribünen und Wege in die fließenden Landschaftsformen integriert.
Der Erhalt von 4 Sportplätzen sowie die verhältnismäßig geringe Erdverschiebung versprechen eine wirtschaftliche Umsetzung. Bei dem Nachweis der Stellplätze würde der Ersatz des entfallenden Parkhauses an anderer Stelle gegenüber den neu angelegten Stellplätzen an der Parkallee, die so als nicht möglich gesehen werden, präferiert.
Die Grundrisse des Fan- und Besuchergebäudes sind logisch organisiert, alle publikumsintensiven Funktionen sind auf einer Ebene im EG und die Büros im OG platziert.
Der Entwurf ist flächeneffizient und wirtschaftlich. Hier wäre aber eine deutlich großzügigere Ausformulierung der Räume z.B. durch mehr Geschosshöhe und/oder größere Öffnungen zum Obergeschoss oder durch die Anordnung von Galerien wünschenswert. Die seitlichen Übergänge im Verschnitt mit den schrägen Ebenen sind problematisch zu nutzen.
Der Bereich zwischen dem Parkdeck und dem Besuchergebäudes kann weder funktional noch räumlich überzeugen. Die Wegeführung über die Terrasse ist schwierig, die Anlieferung ist nicht gut organisiert, die Besucherzugänge auf den Schalker Markt sind zu wenig konzentriert.
Dem Bedürfnis und Ziel von Schalke 04, sich gegenüber der VELTINS-Arena mit einem beeindruckenden Zeichen und einem modernen Auftritt zu präsentieren, können die gezeigten Ansichten und Visualisierungen sehr gut entsprechen. Der Botschaft des Vereins, sich mit angemessenen Mitteln zu präsentieren, wird die reduzierte Formensprache gerecht, die mit großer Sorgfalt und Präzision einen sehr ausdrucksstarken Charakter entwickeln könnte.
↑3. Preis
3. Preis: trint + kreuder d.n.a., Köln
Die Verfasser entwickeln die Struktur aus der weitläufigen Parklandschaft. Die Anordnung der Trainingsfelder lässt einen großen Parkierungsbereich zu und ermöglicht eine gute Besucherführung mit schönen Einblicken auf die Spielfelder. Der Grundgedanke des Gebäudes, sich aus den Verbindungswegen und Linien des Geländes zu einem Gebäude aufzuspannen, ist leicht nachvollziehbar und lässt eine einzigartige Form entstehen, die dem Wunsch eines identifizierbaren und eigenständigen Zeichens für das „Tor Auf Schalke“ gerecht werden kann. Bei genauerer Betrachtung fallen aber auch Probleme des formalen Ansatzes auf. Ungelöst bleibt die wichtige Frage nach einer Begehbarkeit des Daches, den damit verbundenen Fragen nach Anfang und Ende des Weges und den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen (Absturzsicherungen, Schneeräumung usw.), die das Konzept empfindlich stören können.
Aber auch unterhalb des Daches entstehen wenig akzeptable Räume in den Anfangs- und Endpunkten der Form, die sich mit dem weitläufigen Gelände verschleifen müssen. Vor der Kasse West wird es zum Stau kommen, da die Menschenmassen – vom Herbert-Burdenski-Weg kommend – nachschieben und den Zugang zum Schalker Markt versperren werden.
Funktional ist der Lösungsvorschlag leicht nachvollziehbar. Die Hauptfunktionen (Foyer, Café, Verkauf, Schatzkammer) sind auf Erdgeschossniveau platziert und sind sowohl vom Personal als auch von den Fans gut nutzbar und übersichtlich organisiert.
Der Blick von hier nach Norden wäre allerdings wertvoller, wenn er nicht auf parkende Autos, sondern auf die Trainingsplätze fallen würde.
Insgesamt kann der formale Ansatz gut nachvollzogen werden, wirft jedoch in der Durcharbeitung Fragen auf.
↑2. Phase – 2. Rundgang
2. Phase – 2. Rundgang: Dr. Schrammen Architekten BDA GmbH & Co. KG, Mönchengladbach
Das Preisgericht beurteilt die klare funktionale Neugliederung des gesamten Geländes positiv. Die Wegeverbindungen sind funktional und verbinden alle wichtigen Funktionsbauten und die Trainingseinrichtungen auf angemessene Art und Weise. Der geplante erhöhte Steg durch das Vereinsgelände kann aber nicht überzeugen.
Die Verschiebung zwischen Parkplätzen und Trainingsplätzen im westlichen Plangebiet ermöglicht es dem geplanten Besuchergebäude eine richtige Positionierung zwischen Schalker Markt und Trainingsflächen zuzuweisen. Auch die Anordnung der Trainingsfelder und des Regionalligastadions im Nordosten ist sinnvoll und bietet einen guten Kompromiss zwischen Einfügung in die Parklandschaft einerseits und Optimierung der Trainingsmöglichkeiten andererseits.
Der Gebäudeentwurf des Fan- und Besuchergebäudes selber überzeugt das Preisgericht nicht. Die große Geste des Daches, das das Gebäude bestimmt und dominiert, erscheint sehr selbstbezogen und zu wenig spezifisch für diese Bauaufgabe. Auch die Gebäudekennwerte weisen auf einen sehr hohen Aufwand hin, ohne dass dieser durch eine herausragende Funktionalität gerechtfertigt würde. Das Preisgericht anerkennt die interessanten Raumwirkungen, die sich dem Besucher des Gebäudes bieten, kritisiert allerdings die funktionalen Einschränkungen des Entwurfs. So ist fraglich, ob die dargestellte Flächenfunktionalität und die Sitzplätze für die Cafeteria ausreichen; Konstruktions- und Erschließungsflächen für Personal, Lager Logistik sind aufwändig.
Insgesamt erscheint dem Preisgericht die Frage nach der Dauerhaftigkeit und der Angemessenheit der Architektur nicht hinreichend beantwortet.
2. Phase – 2. Rundgang: POOL 2, Kassel
Der Entwurf organisiert im übergeordneten Maßstab die Trainingsplatzfunktionen in einer klaren Grundordnung. Durch die Lage und Größe des Fangebäudes ergibt sich für das Gesamtareal die Chance, die bestehenden Trainingsplätze zu erhalten und zusammen mit den zwei neuen Plätzen im Parkstadion leicht die geforderte Anzahl an Trainings- und Spielplätzen zu erreichen. Die Position der ergänzenden Funktion (Lizenzspielerumkleide, Leistungszentrum, etc.) inkl. der Parkdecks des Gesundheits- und Rehazentrums „medicos.AufSchalke“ wird positiv gewürdigt.
Die Anzahl der Stellplätze wird durch den vorgelagerten Trainingsplatz um rund 1/3 reduziert. Die weggefallenen Stellplätze können nur durch eine Tiefgarage kompensiert werden. Die Integration der Heizzentrale in der nach Norden auslaufenden Schalker Terrasse erscheint schwierig.
Das Gebäude besetzt als Solitär genau den wichtigen Kreuzungspunkt von Herbert- Burdenski-Weg und Ernst-Kuzorra-Weg und damit den zentralen Umlenkpunkt zwischen VELTINS-Arena und Trainingsgelände, was funktional und räumlich nicht richtig ist. Es wird gewürdigt, dass alle öffentlichen Funktionen des Gebäudes sich auf der Ebene des Schalker Marktes befinden und dass die Dachterrasse nun mit einer nur beschränkbaren Zugänglichkeit ausgestattet wurde. Nicht überzeugen kann jedoch die mit der Dachterrasse verbundene Überhöhung des Bürogeschosses. Hier entsteht eine nicht angemessene Zeichenhaftigkeit, die auch den Anforderungen an die beschriebene Arbeitsplatzqualität nicht entspricht. Leider schafft der Entwurf es auch nicht, in architektonischer wie auch funktionaler Form die Trainingsplatzebene und das Gebäude in Verbindung zu bringen (Anlieferung über Trainingsplätze, etc.).
Insgesamt hat der Entwurf einen wesentlichen Beitrag zur städtebaulichen und architektonischen Diskussion geliefert, der in seiner Ausformulierung jedoch funktionale Schwächen aufweist und sich zu intensiv der eigenständigen Ausformulierung eines Solitärs hingibt.
↑2. Phase – 1. Rundgang
2. Phase – 1. Rundgang: Dratz & Dratz Architekten, Oberhausen
Die städtebauliche Setzung des runden Gebäudes als Solitär in einem heterogenen Umfeld wird durch das Preisgericht gewürdigt. Der Versuch, alle Funktions- und Nutzungselemente des Vereinsareals an dieser Stelle miteinander zu verbinden, gelingt mit der gezeigten und sich sehr abschließenden Gebäudeform aber nicht. In der Parklandschaft wirkt der gezeigte Solitär als Fremdkörper. Die verteilte Eingangssituation des mehrgeschossigen Gebäudes ist unübersichtlich und wenig zweckmäßig, die Anordnung der Nutzungen auf 3 Hauptebenen nicht funktional; das vorgesehene interne Erschließungssystem über die große Wendeltreppe wird die Besucherströme kaum aufnehmen können.
Die gezeigte Fassadensprache ist ambitioniert, wirkt jedoch für ein solches Gebäude überzogen.
2. Phase – 1. Rundgang: mvmarchitekt + starkearchitektur, Köln
Das Regionalligastadion liegt im alten Parkstadion und würde diesen Raum wenig verändern. Allerdings müssen die weiteren 4 neuen Spielfelder auch auf die Flächen von P2 rücken. Die angebotene Tiefgarage unterhalb zweier Spielfelder wird so nicht gewünscht.
Die Fassung des Schalker Marktes durch einen linearen Baukörper ist im Grundsatz räumlich ein guter Ansatz, der genügend Raum für die Besucher lässt und einen Rücken zu den Trainingsplätzen bildet. Dass die beiden Durchgänge das sehr schlanke Gebäude in 3 Teile zerschneiden, ist funktional falsch. Der Durchgang zu den Trainingsfeldern ist im 45° Winkel trichterförmig zugeschnitten; dadurch entstehen baukörperlich wenig schöne und wenig nutzbare Raumsituationen. Die schmale Gasse zwischen Schalker Markt und Hotel ist als Durchschnitt durch das Gebäude überzeichnet. Die gezeigte Architektursprache erscheint recht beliebig und zu wenig spezifisch für ein Fangebäude.