FSU | Friedrich-Schiller-Universität Jena

Für die Friedrich-Schiller-Universität, mit rund 20.000 Studierenden die größte Universität des Landes Thüringen, sollen zentrale Funktionen und Abteilungen durch den Neubau eines zeitgemäßen Campus auf einem inner-städtischen Areal gebündelt und moderne Studien- und Arbeitsbedingungen geschaffen werden.

Das Vorhaben auf dem lnselplatz östlich der Jenaer Altstadt und in direkter Nachbarschaft zum denkmalgeschützten Hauptgebäude ist für die Universität von herausragender Bedeutung. Der Campus wird die Funktionalität eines modernen Universitätsbetriebes garantieren und zugleich die Wirkung der Universität in der Stadt, aber auch über die Stadtgrenzen hinaus, prägen.

 Ein Campus in der Stadt bietet sowohl für die Universität als auch für die Stadt Jena ebenso große Vorteile wie er auch Anforderungen stellt. Es ist ein zentraler Teil der Aufgabenstellung einen anregenden Ort des Austauschs und des Miteinanders mit hoher Aufenthaltsqualität für die Universitätsangehörigen und die Bürger der Stadt Jena zu schaffen, an dem der Universität Jena eine prägende Einbindung in das urbane Umfeld in besonderer Weise gelingt. Die Gestaltung und die damit verbundene Belebung des Inselplatzes als zentraler Ort im Wettbewerbsgebiet wird dabei eine entscheidende Rolle spielen.

Auf dem Wettbewerbsgebiet werden für die Friedrich-Schiller-Universität vier Neubauten entstehen: eine Bibliothek mit Cafeteria, das Fakultätsgebäude Mathematik und Informatik, das Institutsgebäude für Psychologie sowie das Universitätsrechenzentrum. Das Raumprogramm der Universitätsneubauten umfasst eine Nutzungsfläche von insgesamt rund 18.500 Quadratmetern.

5 Von städtischer Seite soll auf dem östlichen Wettbewerbsareal ein Parkhaus entstehen, das die notwendigen PKW-Parkplätze beherbergt, so dass die weiteren Flächen des Wettbewerbsgebietes von Stellplätzen freigehalten werden. Im Rahmen des Wettbewerbs wünscht sich die Stadt Jena inspirierende Vorschläge für die Außenanlagen des neuen innerstädtischen Campus. Hierbei sind Ideen für die integrierte Gestaltung aller öffentlichen Flächen der Stadt Jena sowie der halböffentlichen Flächen der Universität gefragt.

Für die Gesamtbaumaßnahme der vier Teilprojekte der Universität stehen in den Kostengruppen 300 bis 500 insgesamt ca. 69,5 Millionen Euro (Brutto) zur Verfügung; die Fertigstellung der Gebäude ist für das Jahr 2023 geplant. Zusätzlich sind für die Erstellung der öffentlichen Außenanlagen und des Parkhauses ca. 10,1 Millionen Euro (Brutto) für den Wettbewerb als Orientierung vorgegeben.

Die Größe des Projektes stellt eine besondere Herausforderung für den Auslober, den Freistaat Thüringen, und den Mitauslober, die Stadt Jena, dar. Der Bedeutung des Bauvorhabens angemessen, soll nun durch einen offenen 2-phasigen Realisierungswettbewerb nach RPW 2013 eine herausragende und überzeugende Planung und der geeignete Planungspartner für dieses Projekt gefunden werden.

Ort

Jena

Auftraggeber:in

Freistaat Sachsen, Stadt Jena

Verfahren

Offener 2-phasiger Realisierungswettbewerb RPW (2013)

Projektzeitraum

Oktober 2017 - April 2018

Wettbewerbssumme

370.000 €

Ansprechpartner:in

Termine

  • Veröffentlichung der Auslobungsunterlagen
    27. Oktober 2016
  • Rückfragen bis zum
    10. November 2016
  • Abgabe der Arbeiten 1. Phase
    15. Dezember 2016
  • Abgabe der Modelle 1. Phase
    15. Dezember 2016
  • 1. Sitzung der Jury
    16. / 17. Januar 2017
  • Ausgabe 2. Phase
    27. Januar 2017
  • Teilnehmerkolloquium 2. Phase
    06. Februar 2017
  • Abgabe der Arbeiten 2. Phase
    22. März 2017
  • Abgabe der Modelle 2. Phase
    29. März 2017
  • 2. Sitzung der Jury
    28. April 2017

Teilnehmende

  • CODE UNIQUE Architekten BDA, Dresden/DE  
  • Heinle Wischer und Partner Freie Architekten GbR, Berlin/DE  
  • Henn GmbH, Berlin/DE  
  • LANKES KOENGETER Architekten, Berlin/DE  
  • pbr Planungsbüro Rohling AG Architekten Ingenieure, Braunschweig/DE  
  • wörner traxler richter planungsgesellschaft mbH, Dresden/DE  
  • Zaha Hadid Architects, London/GB  

Preisgericht

Fachpreisrichter:innen

Ingo Kanehl, Architekt, Köln
Prof. Dr. Franz Pesch, Architekt, Stuttgart
Prof. Heike Hanada, Architektin, Berlin/Postdam
Prof. Ulrike Lauber, Architektin, Berlin
Tobias Micke, Landschaftsarchitekt, Berlin

Sachpreisrichter:innen

Denis Peisker, Dezernent für Stadtentwicklung & Umwelt, Stadt Jena
Dr. Dieter Gentsch, Referatsleiter Bau- und Liegenschaften, Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Geselschaft, Erfurt
Prof. Dr. Walter Rosenthal, Präsident der Friedrich-Schiller-Universität, Jena
Prof. Olaf Langlotz, Abteilungsleiter, Städte- und Wohnungsbau, Staatlicher Hochbau, Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft, Enfurt
Uwe Feige, Werksleiter Kommunalservice Stadt Jena

Ständig anwesende stellvertretende Fachpreisrichter:innen

Arthur Numrich, Architekt, Berlin
Johannes Löbbert, Architekt, Berlin
Klaus Reich, Architektin, Weimar
Michael Dane, Landschaftsarchitekt, Weimar
Prof.in Claudia Lüling, Freischaffende Architektin, Berlin/Frankfurt a. Main

Stellvertretende Sachpreisrichter:innen

Andrea Böttger, Referat Bau- und Liegenschaft, Thürigen Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Geselschaft, Enfurt
Dr. Klaus Bartolmé, Kanzler der Friedrich-Schiller-Universität, Jena
Dr. Klaus Göbel, Referatsleiter Landesbau, Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft, Enfurt
Dr.-Ing. habil. Matthias Lerm, Leiter Stadtentwicklung & Stadtplanung, Stadt Jena

Projekt-Ergebnisse

1. Preis

1. Preis: CODE UNIQUE Architekten BDA, Dresden/DE

Architektur

CODE UNIQUE Architekten BDA, Dresden/DE 
Volker Giezek, Martin Boden-Peroche
Paul Schmelzer, Johannes Kruschwitz, Dominic Geppert, Michael Baer

Freiraumplanung

OUERFELDEINS Landschaft I Städtebau I Architektur, Dresden/DE 
Annegret Stöcker
Sebastian Lensch, Sebastian Weingart

Die strukturelle Leitidee der städtebaulichen Konfiguration liegt in der Ausformung von drei großen Schollen zu einem Ensemble aus ‚prägnanten Stadtbausteinen‘. Es gelingt den Verfassern, die Gebäudekubaturen gut proportioniert in den Stadtraum einzugliedern, sowohl in der Erdgeschosszone als auch in der allgemeinen Gebäudestruktur. Durch die Höhenversprünge in den Fassadenabwicklungen werden die Dimensionen gebrochen und sehr gut in die städtebauliche Umgebung eingepasst.

Mit der geplanten kleinteiligen Gliederung der Erdgeschossflächen entstehen fließende Übergänge zwischen den öffentlichen und halböffentlichen Räumen, die einem Universitätscampus entsprechende Nutzungsperspektiven gut ermöglichen. Die Lage der Zugänge an diesen Durchwegungen lassen die angestrebte Belebung der öffentlichen/halböffentlichen Räume realistisch erscheinen.

Die öffentlichen Straßen und Plätze sind gut proportioniert und gestaltet. Der Brunnen auf dem Inselplatz bildet einen wirkungsvollen Mittelpunkt, auch die Zonierung der Bewegungs- und Sitzflächen ist gut durchdacht. Es ist jedoch fragwürdig, ob Baumpflanzungen in den Gassen notwendig, wenn nicht sogar hinderlich sind, insbesondere für die Andienung.

Aus der Differenzierung der Baukörper, Plätze und Zugänge ist eine Adressbildung nicht eindeutig ablesbar, jedoch entsteht eine Quartiersidentität, die vor allem auch durch die feingliedrige Ausbildung einer – je nach Nutzung unterschiedlich entwickelter – Fassade geprägt wird. Proportionen und Farbgebung der modularen Fassadenbauteile reflektieren auf die Altstadt von Jena in einer geglückten Modernität. Die Fassaden werden durch die jeweilige angemessene Struktur und Fenstergröße lesbar und vermitteln feinsinnig die dahinterliegende Nutzung.

Die Nutzungsverteilung ist sinnvoll und nachvollziehbar auf die drei großen Schollen aufgegliedert.

Die Mitte des Campus zum Inselplatz hin nehmen Bibliothek und Cafeteria ein. Der Zugang zur Bibliothek führt über eine große Freitreppe entlang der Gasse zum Lutherplatz ins Obergeschoss. Diese Stufenanlage kann sowohl zur Erschließung als auch zum belebenden Aufenthalt und zur Kommunikation einladen. Der Teilbereich der Bibliothek nach der Querpassage ist vom Eingangsbereich abgehängt und lässt sich nur über das Obergeschoss erreichen. Das wird für die Nutzungsaufteilung als problematisch kritisiert, die insgesamt nicht optimal gelöst ist.

Der Nutzungsbereich Mathematik im Westen des Campus wird im Erdgeschoss großzügig über das Hörsaalfoyer erschlossen. Im Obergeschoss bieten die verschiedenen Bürostrukturen genügend flexible Nutzungsmöglichkeiten. Die Anordnung der Nutzungsbereiche der Psychologie im Hochhaus wird geschickt konzipiert. Durch die Ausweitung des Gebäudes in den ersten drei Geschossen kann der große Hörsaal konstruktiv gut angeordnet werden und so eine günstige Lastabtragung des Hochhauses gewähren, die innere Organisation wird positiv gesehen. Insgesamt wird die Flexibilität der Nutzungen als gut eingeschätzt.

Die Anordnung von Rechenzentrum und Parkhaus in einem gemeinsamen Baukörper wird als problematisch für die Flexibilität der Struktur, insbesondere der Umnutzungsmöglichkeiten, angesehen. Das Rechenzentrum hat bei guter Grundstruktur einige Mängel in der Nutzungsaufteilung. Das Parkhaus hat ein sehr geringes Stellplatzangebot. Die Parkhausfassade erfährt im Erdgeschoss zum Inselplatz mit einer Ladenfläche eine positive Aktivierung.

Die Fassaden aus durchgefärbten Betonfertigteilen versprechen eine langlebige und dauerhafte Qualität für die Hochschulgebäude. Die ausdifferenzierte Detailierung der Fensterflächen, die hohe Transparenz und das durchgängige Fassadenraster bieten den Nutzern eine hohe Flexibilität und hervorragende Nutzbarkeit. Die Entwurfsidee, einen strukturellen Zusammenhang der Gebäude herzustellen, den Gebäuden im Einzelnen jedoch mit Hilfe von feinen Modifikationen eine eigene Identität zu verleihen, wird von der Jury als besonders gelungen bewertet.

Die Erfüllung des Raum- und Flächenprogramms liegt im Toleranzbereich der Sollwerte. Die geschätzten Kosten liegen im erwarteten Bereich und versprechen eine wirtschaftliche Realisierbarkeit des Projektes.

Der Vorschlag der Verfasser für den neuen Campus in Jena stellt einen hervorragenden und wohl gestalteten Beitrag für einen wirtschaftlichen, funktionalen und zukunftsfähigen Ausbau der Hochschule in der Altstadt dar.

2. Preis

2. Preis: Heinle Wischer und Partner Freie Architekten GbR, Berlin/DE

Architektur

Heinle Wischer und Partner Freie Architekten GbR, Berlin/DE 
Christian Pelzeter
Jan Giesen, André Wollmann

Freiraumplanung

UKL Ulrich Krüger Landschaftsarchitekten, Dresden/DE 
Ulrich Krüger
Johannes Werner

Mit der angebotenen räumlichen Konfiguration bewegen sich die Verfasser passgenau innerhalb des Rahmens, den der Bebauungsplan vorgibt. Die wertigen Fassaden der Institutsgebäude mit dem durchgängig zweigeschossigen Sockel unterstreichen die Raumkanten des Universitätsquartiers. Insofern überrascht die Haltung der Verfasser, diese auf den ersten Blick sehr klare Auffassung durch kleinteilig abgewinkelte Fassaden im Sockelbereich zu unterlaufen. So wirkt der Fußabdruck der Gebäude wie eine zu weitgehende Adaption historischer Kleinteiligkeit, während die Aufsicht eher dem großen Maßstab verpflichtet ist.

Die angebotenen Wege im Quartier sind plausibel. Die quer durch die Bibliothek geführte Passage vom Lutherplatz zu dem kleinen Platz am Hochhaus der Psychologie würdigt die Jury als wertvollen Beitrag. Größe und Zuschnitt des Inselplatzes sind angemessen. Die Vorschläge zur Gestaltung einer belebten Schicht entlang der öffentlichen Räume sind zu würdigen, wenn auch nicht in allen Abschnitten lebensfähig – vor allem, wenn sie (wie im Parkhaus)sehr klein dimensioniert sind.

Die Stimmung des öffentlichen Raums mit Solitärbäumen ist angemessen. Es wird ein sehr einfacher und kraftvoller Freiraum angeboten. Das Angebot einer Sitztreppe am Platz ist interessant, wird aber kontrovers diskutiert, denn hinter der Treppe, die mit einem kleinen Fahrradparkhaus unterbaut ist, verschwinden die Eingänge Richtung Mathematik und Informatik. Außerdem wird dieser Idee die gewünschte Verbindung zum Hauptgebäude geopfert. Weder ein Durchgang noch eine Sichtverbindung können angeboten werden.

Die funktionalen Qualitäten der Institutsgebäude sind gut. Die Bibliothek erfüllt jedoch nicht die Ansprüche an eine zeitgemäße Mediathek. Mehrere Eingänge, die Lärmausbreitung im Inneren und die vertikale Erschließung werden kritisiert. Die Cafeteria und der südliche Eingang werden konsequent an den Inselplatz gelegt. Allerdings leidet unter dieser Entscheidung die Qualität der Foyers, dessen schlauchförmige Anordnung nicht funktioniert.

Die Verfasser bieten eine abwechslungsreiche Fassade mit Variationen an – ein guter Ansatz für ein urbanes Universitätsquartier. Die veredelte und hinterleuchtete Streckmetallfassade erscheint dem Inselplatz jedoch nicht angemessen.

Die positive Bewertung der Funktionalität wird durch Mehrflächen im Rechenzentrum sowie beim Gebäude für Mathematik und Informatik erkauft. Die Sollflächen der Bibliothek werden hingegen nicht erreicht.

Insgesamt gelingt den Verfassern ein anregender Beitrag, der sich allerdings in wesentlichen architektonischen und städtebaulichen Merkmalen unentschieden verhält.

3. Preis

3. Preis: Henn GmbH, Berlin/DE

Architektur

Henn GmbH, Berlin/DE 
Martin Henn
Klaus Ransmayr, Marc Teufel, Iva Baljkas Pick, Klemens Sitzmann

Freiraumplanung

Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten Gmbh, Berlin/DE 
Prof. Rainer Schmidt
Robin Krajpowicz, Henry Anderson, Michal Kiszkielis

Fachberatende

 
(Fachbereich: Brandschutz)
Peter Stanek 

Sechs Baukörper bilden die neue Fassung des Inselplatzes und stellen eine klare und eigenständige Weiterentwicklung des Bebauungsplanes dar. Die entstehende Körnung wird dabei durch verschiedene kleine Vor- und Rücksprünge der Fassaden unterstrichen, was zur angenehmen Maßstäblichkeit der Gebäude und Räume beiträgt. Das neue Ensemble vermag es, sich ganz selbstverständlich in den Kontext der Jenaer Innenstadt einzufügen und diese zu ergänzen.

Der Beitrag bietet ein eindrucksvolles Außenraumkonzept mit einem durchgängigen Motiv, das den Standort Jena aufgreift und interpretiert. Die kraftvollen Baumpflanzungen werden begrüßt, die Hochbeete allerdings hinterfragt. Auch wird die öffentliche Nutzung der Höfe nachts kontrovers diskutiert. Sechs Wege führen von allen Richtungen auf den kompakten und teilweise baumüberstandenen Inselplatz im Zentrum, die räumliche Verdichtung wird hier durch die konsequente Anordnung öffentlicher Nutzungen wie Hörsaal und Cafeteria sehr gut unterstrichen und in eine lebendige Nutzung geführt. Die beiden stadträumlichen Zugänge am Lutherplatz und am Kupferhütchen sind ebenfalls durch Baumgruppen hervorgehoben, am Lutherplatz wirkt der großzügige Eingang der Bibliothek einladend und schafft hier, neben dem inneren Platz, eine starke Adresse für den neuen Campus, wenn auch dem Inselplatz so die belebende Erschließung der Bibliothek fehlt.

Die Organisation der Bibliothek wird als ein hervorragender Beitrag gewürdigt und wird besonders hinsichtlich der Erschließung, Wegeführung und Staffelung der Nutzungsintensitäten begrüßt.

Die grundsätzliche Struktur der Institutsgebäude erlaubt effiziente und flexible Grundrisse, die für fast alle geplanten Institute einen hohen Gebrauchswert versprechen. Die vorgeschlagene Organisation des Bereichs Mathematik und Informatik allerdings ist aus Nutzersicht eher ungünstig und bringt durch die Aufteilung auf zwei Gebäude logistische Schwierigkeiten mit sich. Bei der Psychologie führt die Lage der Seminarräume im 5. OG zu Einschränkungen und wird kritisch gesehen. Das Hochhaus über dem ebenerdigen Hörsaal führt zu einem erhöhten konstruktiven Aufwand.

Da das Rechenzentrum vom Parkhaus abgerückt ist, entsteht ein logischer Andienungsweg dazwischen. Er birgt zudem das Potential, die benachbarten Gebäude zukünftig potentiell unabhängig umnutzen zu können. Das Angebot von erweiterten Servicefunktionen im platzzugewandten Erdgeschoss vor dem Parkhaus ist eine gute Antwort auf diese Nachbarschaft.

Die Ausformulierung der Fassaden wird im Preisgericht kontrovers diskutiert: die Nähe zu Themen aus dem Wohnungsbau erscheint für den universitären Kontext nicht angemessen und das erzeugte Bild bleibt hinter den Ansprüchen an ein neues Universitätsquartier in der gewachsenen Innenstadt zurück. Insgesamt entsprechen die Fassaden nicht der gewünschten funktionalen Flexibilität, vor allem das Hochhaus setzt hier fragliche Signale und vermag nicht zu überzeugen.

Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit stellt der Entwurf einen positiven Beitrag dar und verspricht eine sehr gute Realisierbarkeit über den gesamten Lebenszyklus.

Insgesamt gelingt es den Verfassern ein guter und funktionaler Beitrag, der städtebaulich und maßstäblich überzeugen kann.

Anerkennung

Anerkennung: LANKES KOENGETER Architekten, Berlin/DE

Architektur

LANKES KOENGETER Architekten, Berlin/DE 
Hans Josef Lankes

Freiraumplanung

Birke Zimmermann Landschaftsarchitekten, Berlin/DE 
Florian Birke

Die strukturelle Leitidee ist die Schaffung eines großen zentralen Platzes, der sich in seiner Größe am Marktplatz von Jena orientiert. Der Platzraum wird durch sechs Baukörper gebildet, die den Platzraum umschließen; im Süden grenzt ein Baumhain den Platz zur Wohnbebauung ab, die dadurch positiv an Privatheit gewinnt. Die Anbindung an das städtische Wegenetz erfolgt über einen Vorplatz im Nordwesten und gassenartige Zugänge zwischen den einzelnen Baukörpern.

Den Verfassern gelingt dadurch eine gelungene Einbindung in den Stadtraum von Jena und eine angemessene Maßstäblich der gesamten Baumaßnahme, sowohl in Bezug auf die städtischen Räume als auch auf die Baumassen. Der neue Inselplatz wird zur überzeugenden Adresse für die gesamte Campusbebauung. Sämtliche Fakultäten und Nutzungen wie Cafeteria, Bibliothek und Rechenzentrum werden von diesem einen Platz aus erschlossen, der somit eine übergeordnete Identität erhält.

Alle dem Platz zugewandten Gebäudeseiten haben im Erdgeschoss Arkaden, die als wind- und wettergeschützte Vorzone sowie als Umgang und Weg um den Platz dienen. Die Gesamtgestalt und Anmutung der Anlage spiegelt den klassischen Charakter dieser städtebaulichen Grundidee wieder. Die Fassaden beziehen sich in ihrer durchgängigen Materialität auf den Jenaer Muschelkalk, und variieren sensibel auf die unterschiedlichen Nutzungen in ihrer jeweiligen Ausführung, Rasterung und Plastizität.

Selbstverständlich und folgerichtig sind den jeweiligen Eingangszonen Foyerflächen zugeordnet, die gleichzeitig als Vorzonen der jeweiligen Hörsaalbereiche dienen oder Ausleihzonen im Bereich des Bibliotheksturmes sind. Auch das an der Nordseite des Platzes platzierte Café wird positiv bewertet, es kann aus funktionalen Gründen aber nicht gleichzeitig als Foyer für das anschließende Institut für Psychologie dienen.

Die Grundrisse bieten ausreichend Funktionalität und Flexibilität. Allerdings fehlen Flächen im Bereich der Mathematik und Informatik und die Stapelung der Flächen der Bibliothek im Turm wurde ungünstig gesehen. Die insgesamt positiv bewertete große Platzfläche wurde allerdings mit fehlenden bzw. unterirdischen Flächenanteilen im Parkhaus erkauft.

Insgesamt scheint zweifelhaft, ob der neue Inselplatz und die Anordnung des dort vorgesehenen Wasserspiels in seiner Größenordnung wirkliche Aufenthaltsqualität bieten und ob die zentralen Radstellplätze unter dem Baumhain tatsächlich funktional sind.

Dennoch hat die Arbeit durch ihre originäre Platzlösung auf die Fragestellung nach einem kommunikativen Campus eine gute und aus Sicht der Jury anregende Antwort gefunden.

Anerkennung: pbr Planungsbüro Rohling AG Architekten Ingenieure, Braunschweig/DE

Architektur

pbr Planungsbüro Rohling AG Architekten Ingenieure, Braunschweig/DE 
Heinrich Eustrup
Nicolas Rojas Bojaca, Constantin Ruminski, Hilke Eustrup, Evelyn Wendt- Salmhofer, Adrian Borchers

Freiraumplanung

Kuttner und Kahl Landschaftsarchitekten GbR, Hamburg/DE 
Karin Kuttner, Carsten Kahl

Fachberatende

Mark Blume, Braunschweig 
(Fachbereich: Modelbau)
 

Mit der angebotenen räumlichen Konfiguration bewegen sich die Verfasser passgenau innerhalb des Rahmens, den der Bebauungsplan vorgibt. Die wertigen Fassaden der Institutsgebäude mit dem durchgängig zweigeschossigen Sockel unterstreichen die Raumkanten des Universitätsquartiers. Insofern überrascht die Haltung der Verfasser, diese auf den ersten Blick sehr klare Auffassung durch kleinteilig abgewinkelte Fassaden im Sockelbereich zu unterlaufen. So wirkt der Fußabdruck der Gebäude wie eine zu weitgehende Adaption historischer Kleinteiligkeit, während die Aufsicht eher dem großen Maßstab verpflichtet ist.

Die angebotenen Wege im Quartier sind plausibel. Die quer durch die Bibliothek geführte Passage vom Lutherplatz zu dem kleinen Platz am Hochhaus der Psychologie würdigt die Jury als wertvollen Beitrag. Größe und Zuschnitt des Inselplatzes sind angemessen. Die Vorschläge zur Gestaltung einer belebten Schicht entlang der öffentlichen Räume sind zu würdigen, wenn auch nicht in allen Abschnitten lebensfähig – vor allem, wenn sie (wie im Parkhaus)sehr klein dimensioniert sind.

Die Stimmung des öffentlichen Raums mit Solitärbäumen ist angemessen. Es wird ein sehr einfacher und kraftvoller Freiraum angeboten. Das Angebot einer Sitztreppe am Platz ist interessant, wird aber kontrovers diskutiert, denn hinter der Treppe, die mit einem kleinen Fahrradparkhaus unterbaut ist, verschwinden die Eingänge Richtung Mathematik und Informatik. Außerdem wird dieser Idee die gewünschte Verbindung zum Hauptgebäude geopfert. Weder ein Durchgang noch eine Sichtverbindung können angeboten werden.

Die funktionalen Qualitäten der Institutsgebäude sind gut. Die Bibliothek erfüllt jedoch nicht die Ansprüche an eine zeitgemäße Mediathek. Mehrere Eingänge, die Lärmausbreitung im Inneren und die vertikale Erschließung werden kritisiert. Die Cafeteria und der südliche Eingang werden konsequent an den Inselplatz gelegt. Allerdings leidet unter dieser Entscheidung die Qualität der Foyers, dessen schlauchförmige Anordnung nicht funktioniert.

Die Verfasser bieten eine abwechslungsreiche Fassade mit Variationen an – ein guter Ansatz für ein urbanes Universitätsquartier. Die veredelte und hinterleuchtete Streckmetallfassade erscheint dem Inselplatz jedoch nicht angemessen.

Die positive Bewertung der Funktionalität wird durch Mehrflächen im Rechenzentrum sowie beim Gebäude für Mathematik und Informatik erkauft. Die Sollflächen der Bibliothek werden hingegen nicht erreicht.

Insgesamt gelingt den Verfassern ein anregender Beitrag, der sich allerdings in wesentlichen architektonischen und städtebaulichen Merkmalen unentschieden verhält.

Anerkennung: wörner traxler richter planungsgesellschaft mbH, Dresden/DE

Architektur

wörner traxler richter planungsgesellschaft mbH, Dresden/DE 
Martin Richter
Matthias Herda, Eric Puchta, Mario Rütz, Christian Xyländer, Christian Börner, Ingo Börner, Justus Grützner, Monika Sikiewicz, Marlen Richter

Freiraumplanung

Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden/DE 
Till Rehwald

Die Verfasser orientieren sich mit den Baufeldern am historischen Stadtgrundriss. Die Aufteilung der Funktionen in sieben Stadtbausteine, die sich in Größe und Form auf die Altstadt beziehen, wird vom Preisgericht positiv gewürdigt. Insbesondere die Idee der offenen und kommunikativen Zonen in den Erdgeschossbereichen wurde positiv gewertet. Die drei vorgeschlagenen Plätze bilden einen überdimensionierten Freiraum, durch den der Inselplatz allerdings an Kraft verliert. Es ist fraglich, ob dieser große universitäre Raum auch wirklich bespielt werden kann. Der zu würdigende Ansatz der Belebung der Erdgeschosszone hat zudem eine Flächenüberschreitung von teilweise über 20 Prozent der geforderten Raumprogrammflächen zur Folge. Allerdings erkennt das Preisgericht die Qualität und gute Anordnung der angebotenen Mehrflächen.

Die städtebaulich sinnvolle Aufteilung hat zur Folge, dass die zwei Funktionsbereiche Mathematik und Informatik und die Psychologie je über zwei Gebäudeblöcke organisiert sind. Positiv wird die Erschließung und Nutzbarkeit des Bereiches Psychologie gesehen. Die Organisation in zwei Gebäudeblöcke bedingt jedoch die Verbindung über zwei Glasbrücken, die stadträumlich wiederum nicht überzeugen. Die innere Organisation des Mathematik-/Informatikgebäudes findet nicht die Zustimmung der Nutzer (lange Wege, ungünstiger Zuschnitt der Räume).

Die Erschließungsrampe innerhalb der Bibliothek führt zu großem Flächenverbrauch und langen Wegen; sie wird deshalb vom Nutzer kritisch gesehen.

Auch die gezeigten Fassaden für die einzelnen Gebäude konnten das Preisgericht nicht wirklich überzeugen. Insbesondere die Fassadengestaltung mit Buchrücken als Motiv der im Zentrum befindlichen Bibliothek erscheint banal. Zur Konstruktion der Gebäude wurden keine Aussagen gemacht.

Die Ausgestaltung des städtischen Raumes mit den unterschiedlichen Fassadensprachen sowie der kleinteiligen Freiflächen versprechen zwar ein reichhaltiges und kommunikatives Angebot. Die im Freiraum angebotenen linearen Wasserflächen sind jedoch funktional bedenklich.

Der Ansatz der Arbeit mit der konzeptionell interessanten kommunikativen und einladenden Erdgeschosszone kann das Preisgericht jedoch bei näherer Betrachtung der Gesamtkonzeption mit der hier gezeigten Formensprache der Fassaden und der Ausformung der sieben Gebäudekuben nicht überzeugen.

Anerkennung: Zaha Hadid Architects, London/GB

Architektur

Zaha Hadid Architects, London/GB 
James Heverin
Johannes Hoffmann, Richard Wasenegger, Victor Orive, Alex Bilton, Paul Bart, Sven Torres, Ines Fontoura, Muriel Boselli, Nabil Randeree, Anthony Awanism, Vincent Konate, Adrian Yiu

Freiraumplanung

realgrün Landschaftsarchitekten Ges. von Landschaftsarchitekten 
Stadtplanern mbH, München/DE 
Klaus-Dieter Neumann
Patrizia Scheid

Fachberatende

Panta Ingenieure, Hamburg 
(Fachbereich: Tragwerksplanung)
Christian Boettcher und Matthias Frenz 
HHP West, Bielefeld 
(Fachbereich: Brandschutz)
Heiko Zies 
Winter Ingenieure, Hamburg 
(Fachbereich: TGA Planung)
Henner Steppin 
Emmer Pfenninger AG, Münchenstein 
(Fachbereich: Fassadenplanung)
Steffanie Neubert 
Wenzel + Wenzel, Frankfurt 
(Fachbereich: Kostenschätzung)
Diane Gramb-Lang 

Die Arbeit orientiert sich an den vorgegebenen Baufeldern und entwickelt diese durch einen Einschnitt in das Baufenster 1 zu einem Ost-West gerichteten Platz eigenständig weiter. Der Platz zeigt eine größere Ausdehnung als ursprünglich geplant und erreicht damit fast eine Verdoppelung der Platzfläche gemäß Bebauungsplan; dies stellt einen interessanten Beitrag für die Belebung des Campus dar. Die Arbeit zeigt zudem ein plausibles Freiraumkonzept, das sich sehr gut in passive und dynamische Räume aufteilt. Das Baumpflanzungskonzept ist überzeugend. Während das Parkhaus mit einem Baumplatz unter Integration des bestehenden Götterbaums den Blicken entzogen wird, laden die öffentlichen Nutzungen Bibliothek und Cafeteria mit einer offenen Fassade zum Verweilen und Austausch ein.

Positiv wird die Positionierung der Bibliothek und der Cafeteria im Baufenster 1 gesehen. Hierdurch wird sowohl eine Belebung des Inselplatzes wie auch des Lutherplatzes garantiert. Auch alle anderen Baufelder sind zu diesem Platz orientiert und werden hierüber erschlossen.

Kritisch angemerkt wird von der Jury, dass die neuen großmaßstäblichen und einheitlichen baulichen Strukturen in starkem Kontrast zu den vorhandenen, südlich angrenzenden, kleinteiligen Gebäuden stehen.

Die verschiedenen Nutzungen wurden geschickt auf die Baufelder aufgeteilt. Das Raumprogramm der Bereiche Psychologie und Bibliothek werden gut abbildet. Im Bereich Mathematik wird die Lage im Hochhaus kritisch gesehen, da einige Flächen in der angrenzenden Mantelbebauung des Rechenzentrums nachgewiesen werden müssen. Das Rechenzentrum ist in seiner Funktionalität in Teilen mängelbehaftet. Auch ergeben sich aus dem engen Verbund mit dem Hochhaus und dem Parkhaus Einschränkungen in der Anlieferung bzw. Nutzung.

Die Fassade wird äußert kritisch gesehen. Sie lässt in ihrer Konzeption wie auch in ihrer Funktionalität große Mängel erkennen. Die Platzfassade zwischen Cafeteria und Inselplatz mit ihren konkaven Verglasungen zeigt zwar eine hohe Qualität und Eigenständigkeit. Jedoch lassen sich diese Fassaden nicht auf die weiteren Instituts- und Funktionsflächen übertragen und scheinen für die universitäre Nutzung nicht geeignet. Fragen nach der Belichtung, der Flexibilität in der Belegung und auch nach der vertikalen Entwicklung der Öffnungen im Turm bleiben unbeantwortet. Durch die zusammenfassende, einheitlich umlaufende Fassade separiert sich der Campus damit unangemessen von der Maßstäblichkeit und Körnigkeit der Umgebung.

Zusammenfassend würdigt die Jury die Arbeit, die sich insbesondere durch die Platzlösung als spezieller Beitrag zur Bewältigung der Aufgabe erweist. Jedoch schmälern die Mängel insbesondere die der Fassade, den städtebaulich interessanten Ansatz.

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