NUE | Konzerthaus Nürnberg
Anlass und Ziel
Nürnberg ist ein kulturelles Zentrum im Herzen Europas! Mit mehr als 500.000 Einwohnern bildet die kreisfreie Großstadt den kulturellen und wirtschaftlichen Mittelpunkt der gleichnamigen Metropolregion. Im Jahr 2025 will Nürnberg Europäische Kulturhauptstadt werden. Am 26.07.2017 fasste der Stadtrat der Stadt Nürnberg den Beschluss zum Neubau eines neuen Konzerthauses am Standort der Meistersingerhalle.
Die Stadt Nürnberg erwartet ein Konzerthaus mit städtebaulicher und architektonischer Strahlkraft und mit einer exzellenten Akustik, das Künstlerinnen und Künstler nationalen und internationalen Renommees einen Raum bietet, das Publikum begeistert und die Position der Metropolregion als überregionalen Musikstandort festigt.
Das Konzerthaus wird sich in direkter Nachbarschaft zur denkmalgeschützten Meistersingerhalle befinden. Der im Süden anschließende Luitpoldhain bildet einen natur- und stadträumlich wichtigen und historisch bedeutsamen Park im Südosten der Stadt. Der Standort wurde gewählt um Synergieeffekte zu heben – der Neubau fungiert als eigenständiger Bau, aber auch als Ergänzung und Erweiterung zur Meistersingerhalle. Mit dem Bau des Konzerthauses werden die öffentlichen Räume des Standortes in einer Gesamtbetrachtung neu geordnet und im städtischen Raum verankert.
Die Ausloberin erwartet im Rahmen eines kostenbewussten Planungs- und Bauprozessmanagements die Erstellung einer Kulturimmobilie mit ökonomischer und nachhaltiger Qualität. Die Stadt Nürnberg verpflichtet sich bei der Realisierung des neuen Konzerthauses zu dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit.
Teilnehmende
- Architekturbüro Paul Böhm, Köln
- Bathke Geisel Architekten, München
- Bruno Fioretti Marquez Architekten, Berlin
- dichter Architekturgesellschaft mbH, Berlin
- Ferdinand Heide Architekt Planungsgesellschaft mbH, Frankfurt am Main
- Freier Architekt Sandro Pino Cicatello, Ludwigshafen am Rhein
- gmp international GmbH, Berlin
- Gunther Benkert | Architekten, München
- Hascher Jehle Design GmbH, Berlin
- Johannes Kappler Architektur und Städtebau GmbH, Nürnberg, Super Future Collective, Nürnberg, Topotek 1 Architektur, GmbH, Berlin/Zürich mit Topotek 1 Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH, Berlin
- kister scheithauer gross Architekten und Stadtplaner GmbH, Köln
- Kunze Seeholzer, Architektur & Stadtplanung, München Nadja Häupl Architektin, München
- NEW Architekten GbR Keuthen Weichler Schulz und Schulz, Dortmund
- pape + pape architekten, Kassel
- PFP Planungs GmbH, Hamburg
- Robert Rechenauer Architekten, München
- Schuster Architekten, Düsseldorf
- Staab Architekten GmbH, Berlin
- Stephan Markus Albrecht, Berlin
- wulf architekten gmbh, Stuttgart
Preisgericht
Fachpreisrichter:innen
Sachpreisrichter:innen
Ständig anwesende stellvertretende Fachpreisrichter:innen
Stellvertretende Sachpreisrichter:innen
Projekt-Ergebnisse
↑1. Preis
1. Preis: Johannes Kappler Architektur und Städtebau GmbH, Nürnberg, Super Future Collective, Nürnberg, Topotek 1 Architektur, GmbH, Berlin/Zürich mit Topotek 1 Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH, Berlin
Die Arbeit versteht in überzeugender Art und Weise, die Qualitäten der Meistersingerhalle zu erkennen und mit dem neuen Konzerthaus zu einem Ensemble zu verbinden. Die prägenden Elemente der Meistersingerhalle (Foyer, Atrien durchgehender Sockel) werden aufgenommen und zu einem fließenden Raum aus Konzertsälen und öffentlichen Begegnungszonen verbunden.
Das neue Konzerthaus nutzt das vorgegebene Baufeld fast vollständig aus und verschafft sich so – unter Berücksichtigung des bestehenden Maßstabs – eine hohe Präsenz im Stadtraum. Der Sockel nimmt die bestehende Traufhöhe auf und rückt – wie die Meistersingerhalle auch – die großvolumigen Konzertsäle leicht ein. Dies trägt wesentlich zur gelungenen Ensemblewirkung bei.
Durch das Ausnutzen des Baufeldes entsteht auch ein dreiseitig gefasster Hof, von dem aus alle Gebäudeteile / Nutzungen erschlossen werden. Die Bestandsbäume bekommen eine Fassung und bilden in einfacher und überzeugender Weise das prägende Element des Hofes.
Das neue Konzerthaus wirkt offen und einladend. Alle wesentlichen Funktionen des Vorderhauses werden im Erdgeschoss angeordnet, hierdurch gewinnt das neue Konzerthaus Lesbarkeit, Orientierung und letztlich auch Identität. Das helle und großzügige Foyer wird vom zentralen Platz erschlossen und führt seine Besucher direkt und ebenerdig in den Konzertsaal. Auf Treppeninszenierungen wird bewusst zugunsten von Offenheit und Transparenz verzichtet. Einzig der Konzertsaal mit seinen begleitenden Erschließungskernen und notwendigen Erschließungsflächen erhebt sich aus der Sockelzone.
Der Konzertsaal lässt eine hohe architektonische und akustische Qualität erwarten. Die Saalgeometrie ist angemessen. Das stetig ansteigende Parkett sollte eine Stufung erfahren. Die Überdeckung des Parketts durch den Rang hinten und der Ränge untereinander ist zu groß. Die Sichtbeziehungen sind von allen Publikumsplätzen gut, im Bereich des Chors ist sie im Falle einer Publikumsnutzung jedoch noch zu optimieren. Ebenso sind die Deckenreflexionen in Kombination mit den Bühnen-Deckenreflektoren und die seitlichen Reflexionen von den Wänden sowie der Bühnenreflektor für die Musiker noch undifferenziert. Maßnahmen zum Schutz vor hausinternen und äußeren Lärmeinwirkungen sind nicht dargestellt.
Der Übergang zwischen Bestand und Neubau wird mit dem bereits bekannten Element des Atriums geschaffen. Es lenkt die Besucher um, markiert den Übergang und wird als besonderer Ort noch einmal betont. Angegliedert an dieses Atrium ist auch der kleine Saal, der damit nicht nur Licht und Luft erhält, sondern auch – je nach Anforderung – entweder als interner Probensaal oder als separater, öffentlicher Konzertsaal an strategisch gut positionierter Stelle genutzt werden kann.
Das Hinterhaus orientiert sich im rückwärtigen Bereich zweigeschossig um einen weiteren Hof. Die Dimensionen des Hofes lassen attraktive Arbeitsbedingungen im Konzerthausalltag erwarten. Das Raumprogramm funktioniert in der vorgeschlagenen Gebäudegeometrie gut. Durch die Anordnung auf nur zwei Ebenen profitieren die zukünftigen Nutzer von kurzen Wegen zwischen den verschiedenen Bereichen des Hauses. Auch die Anlieferung ist gut positioniert. Sie ist jedoch außen in der Geometrie und innen in der Abfolge aus Anlieferung, Lagerung und Künstlerfoyer noch zu optimieren. Gleiches gilt für die Entfluchtung des Gebäudes, sie ist bislang aus Sicht des Brandschutzes nicht sichergestellt.
Der Einsatz von Naturstein, Holz und Glas in Kombination mit erprobten Konstruktionsansätzen lassen eine einfache Realisierung und einen wirtschaftlichen Betrieb erwarten. Das Gebäude zeigt sich in seiner Struktur und Materialisierung robust und langlebig.
Insgesamt entwickelt die Arbeit aus einfachen entwurflichen Grundelementen eine klare architektonische Haltung. Sie ist sich der Qualität der bereits bestehenden architektonischen Elemente bewusst und komponiert sie sensibel und gekonnt zu einem Gesamtbild. Diese Bescheidenheit und Leichtigkeit ist die besondere Qualität der Arbeit und führt zu einem überzeugenden Entwurf eines neuen Konzerthauses für Nürnberg.
↑2. Preis
2. Preis: gmp international GmbH, Berlin
In präziser Analyse von städtebaulicher Setzung, räumlicher Typologie und bauplastischer Komposition der Meistersingerhalle entwickeln die Verfasser eine Gesamtadresse von großer Ausgewogenheit, die den Standort architektonisch neu positioniert.
Zur Schultheißallee entsteht durch die gegliederte Raumfassung ein städtischer Platzbereich, der die Bestandsbäume in ein offenes Entree integrieren kann, und gemeinsamer Vorplatz für die Zugänge in die beiden Säle wird. Das neue Konzerthaus öffnet sich einladend zum Vorplatz und bildet eine klare Adresse. Die Anordnung von Haupteingang und Kassenbereich nach Osten sind als logisches Pendant und funktional schlüssig zur Eingangssituation der bestehenden Garderobenhalle gesetzt. Zur Münchener Straße hin fasst die Konzerthalle gemeinsam mit dem bestehenden Hotel den gegebenen Zugang zum kleinen Saal und erweitert die Adresse um einen zusätzlichen Zugang zum neuen Chorprobensaal und die Pforte zum Hinterhaus.
Die Freiraumgestaltung mit einfachen Bänderungen und ruhiger Flächengestaltung integriert vorhandene bauliche Elemente und kann den Charakter des parkartigen Stadtraumes in seinen Qualitäten überzeugend stärken. Die Glaubwürdigkeit der stark versiegelten Flächen unter den Bäumen wird kritisiert, die Sinnhaftigkeit der vorgeschlagenen Wasser-Fuge als Schwelle zwischen Altbau und Vorplatz hinterfragt. Die Anlieferung des Hinterhauses entspricht aufgrund der steilen Rampen nicht den Anforderungen.
Die Architektur des vorgefundenen Sockelbaus wird in gleicher Höhenlage und feiner Interpretation der Architektursprache fortgeführt und eine neue Raumkante zum städtebaulichen Umfeld geschaffen. Dem introvertierten Volumen der Meistersingerhalle wird in der Komposition ein ausdrucksstarker neuer Saal gegenübergestellt, der im Dialog den neuen Kulturkomplex zum Stadtraum zeichenhaft artikulieren kann.
Analog zum kleinen Saal im Bestand zeigt sich auch der neue Chorprobenraum als bauplastische Überhöhung. Das Motiv der eingeschnittenen Patios wird ebenfalls aufgegriffen und versorgt die Funktionsbereiche des Hinterhauses über einen 2-geschossigen Gartenhof attraktiv mit Tageslicht.
Die Denkmalpflege ordnet die vorgeschlagenen Strategien im Umgang mit dem Altbau insgesamt als angemessen ein.
Die Verfasser verknüpfen die neuen Foyerflächen in direkter Verbindung großzügig mit den vorhandenen Foyers und Sälen der Meistersingerhalle. Die differenzierten Zugangssituationen ermöglichen eine Vielfalt flexibler Bespielungen und Synergien sowohl in den Publikums- und Veranstaltungsbereichen, als auch mit den dienenden Backstage-Funktionen. Einzig das neue Eingangsfoyer erscheint in der Tiefe fast knapp dimensioniert. Der kleine Saal/Chorprobenraum liegt richtig im Gelenk zwischen Alt- und Neubau und kann wie gefordert alternativ intern und extern erschlossen werden.
Aus Nutzersicht sind Vorder- und Hinterhaus hinsichtlich der Verteilung der Funktionsbereiche grundsätzlich schlüssig strukturiert. Die Wegeführungen sowohl der Besucher – Kasse/Garderobe/Saalzugang – als auch der Mitarbeiter und Künstler – Pforte/Büros/Garderoben – sind funktional gut gruppiert und eingeordnet.
Das Rettungswegekonzept über die Foyerflächen ist im Projektbericht nicht erläutert.
Bei den Funktionsflächen fehlen im Hinterhaus anteilig Flächen für Catering und Lager.
Die Erschließung der Lagerflächen müsste stärker von den Künstlerbereichen entflochten werden. Die Anordnung der Solistengarderoben in Zuordnung zum abgesenkten Gartenhof wird begrüßt, dem gegenüber die Positionierung der Stimmzimmer mit wenig Tageslicht eher bedauert.
Während das Projekt über die Großzügigkeit von Entree und öffentlichen Raumfolgen im EG überzeugt, wird die allgemein zu eng gefasste Dimensionierung der Saal-Erschließungen kritisch gesehen. Dies betrifft insbesondere die hochwertigen Plätze im Parkett, wo eine Angemessenheit nicht gegeben ist. Hinsichtlich der nördlich und südlich des Saals geteilten oberen Ränge wird aus funktionalen Überlegungen – Catering etc. – ein Ringschluss als eher Ziel führend gesehen. Die räumliche Qualität der kleinen Teilfoyers dort mit Außenraumbezügen wird dabei durchaus anerkannt.
Der Konzertraum ist mit 18,4 m Höhe in der akustischen Proportion nicht ausreichend bemessen und muss um ca. 1,5m angehoben werden, was im Rahmen der Volumen-Komposition möglich erscheint. Der hölzern ausgeschlagene Saal entwickelt in Überlagerung einer horizontalen Bänderung und im Falt-Relief dagegen versetzter Logen-Bereiche einen differenzierten Ausdruck. Die Faltung der Wand- und Deckenflächen, frei abgeleitet aus der Chiffre einer Klangfrequenz, ist besonders überzeugend in dem Ansatz, über die Anwendung einheitlicher Elemente räumlich, visuell und akustisch wirksam zu werden. Die Sichtbeziehungen sind generell gut; lediglich von der hinteren Reihe Bühnenrang aus sind leichte Einschränkungen gegeben.
Das durchgehend ansteigende Parkett verhindert wirksame Reflexionen und müsste stärker gestuft werden. Die Reflexionsbedingungen werden insgesamt als günstig beurteilt. Die vorgeschlagenen konstruktiven Maßnahmen, 2-schalige Wand, elastische Lagerungen werden als angemessen bewertet.
Der neue Konzertsaal entwickelt, ausgehend von der Architektur der Meistersingerhalle, in seinen Fassaden einen eigenständigen, modernen Ausdruck. Das Sockelplateau wird in Weiterentwicklung der Bestandsfassaden mit Travertin bekleidet und in Varianz durch großzügige Fensterbänder gegliedert. Leitidee für die Saalfassade ist die Chiffre einer abstrakten Klangfrequenz. Die Bekleidung wird als mehrschalig gefaltete Glasfassade vorgeschlagen und spielt mit einer Tiefenwirkung von Schichtung und Überlagerung. Der dahinterliegende Klangraum soll in hölzerner Materialität räumlich „durchwirken“. In der Summe der Maßnahmen soll ein eigenständiger Kubus in hoher Gestaltqualität entstehen, die wird in der Bedeutung für eine signifikante Gesamtadresse bestätigt. Die zusätzlich vorgeschlagene Inszenierung als Lichtelement wird kontrovers diskutiert.
Die BGF liegt unter dem Durchschnittswert aller Arbeiten, der BRI darüber. Während der Plateaubaukörper in Konstruktion und Unterhalt stimmig erscheinen, lässt die aufwändige Glasfassade erhöhte Kosten für Betrieb und Unterhalt erwarten. Die Baukosten für das Projekt liegen deutlich unter dem Durchschnittswert aller Arbeiten.
Der Brandschutz muss geklärt werden und kann in relevantem Umfang zusätzliche Kosten erzeugen.
Das Projekt setzt sensibel und dabei selbstbewusst seinen Anspruch eines „dialogischen Miteinander“ zwischen Bestand und Erweiterungsbau mit angemessenen Mitteln glaubwürdig um.
↑4. Preis
4. Preis: Bruno Fioretti Marquez Architekten, Berlin
Die Verfasser platzieren ein langgestrecktes Bauvolumen im Duktus der 1960er Jahre westlich der Meistersingerhalle. „Als hätte es immer schon dort gestanden“, ist das Credo des Preisgerichtes. Diese Aussage impliziert einerseits die intensive Auseinandersetzung mit dem Bestand, andererseits nutzen die Verfasser offensichtlich einen tradierten, dem Bestand entlehnten Formen- und Materialkanon.
Der Neubau ist in seiner Balance zwischen horizontaler und vertikaler Ausdehnung gut auf den Bestand abgestimmt und entwickelt sich dementsprechend in einer selbstverständlichen, städtebaulich präzisen Dimension.
Die klar ablesbare Baukörperbildung aus einem massiven, überhöhten Saalbau und umgebendem gläsernen Foyer wird positiv gewertet. Die polygonale Ausbildung des Zentralbaus beeindruckt durch ihre Markanz. Die inneren Funktionen sind weithin sichtbar, klar ablesbar und damit in der Lage, das neue Gesicht der Meistersingerhalle zu prägen.
Leider wird der Neubau sehr nahe an die Schultheißallee herangeführt, sodass eine kaum nennenswerte Vorzone verbleibt und der Haupteingang unmittelbar an die Straße rückt.
Der Vorplatz ist deutlich zu gering bemessen und Konflikte mit dem angrenzenden Radverkehr sind vorprogrammiert. Der Baukörper liegt deutlich innerhalb einer Grünstruktur, berücksichtigt weitestgehend den Baumbestand und wird somit zu einem Teil des Luitpoldhains. Die Gestaltqualität der Freiräume ist jedoch wenig differenziert und lässt eine Qualifizierung im Sinne von Nutzbarkeit und Aufenthaltsqualität vermissen. Belange des Denkmalschutzes sind berücksichtigt, jedoch wird ein stärker identitätsstiftender Ansatz erwartet.
Im Gegensatz zum präsenten Auftritt an der Straße erfolgt die Anbindung an das Bestandsfoyer nur zaghaft über einen sehr schmalen Korridor. Der Neubau wird damit eher zum Solitär, denn zum integrativen Bestandteil eines neuen Ensembles.
Die Besucherführung incl. notwendiger Garderoben, Toiletten wird konsequent, wenn auch etwas beengt im Eingangsbereich angeordnet. Das eigentliche Raumereignis findet sich als allseitig transparentes „Piano Nobile“ mit Ausblicken in den Stadtraum im ersten Obergeschoss. Die Erschließung über eine Spindeltreppe ist gut platziert aber ebenfalls räumlich beengt.
Der Chorprobensaal wird im Obergeschoss folgerichtig angelegt und ist sowohl aus dem Foyer als auch aus dem unmittelbar darunterliegenden Künstlerbereich gut zu erreichen. Die Räume der Solisten werden zur Reduzierung des sichtbaren Volumens unterflur angeordnet und über einen begrünten Tiefhof gut belichtet. Die ebenerdige Anlieferung ist gut platziert aber sehr begrenzt in der Ausdehnung.
Der Konzertsaal zeigt eine gute Geometrie bei hohem Raumvolumen, allerdings verfügt der überbreite Saal durchgehend über unzureichende Blickbeziehungen der Ränge zur Bühne.
Die Anforderungen der Bauakustik und des Erschütterungsschutzes werden gut erfüllt.
Im Hinblick auf die Raumakustik sollte das hohe Volumen durch eine Verminderung der Raumbreite reduziert werden. Das durchgängig ansteigende Parkett mindert nützliche Reflexionen, so dass eine Stufung mit einer Reflexionsfläche vorgesehen werden sollte.
Für Publikum unmittelbar vor der Längswand ergibt sich ein unausgeglichenes Klangbild, so dass zwischen Wand und äußeren Sitzplätzen ein ausreichender Abstand hergestellt werden sollte.
Die vorgeschlagene Materialität der Fassaden und Innenoberflächen erscheint angemessen und sensibel gewählt in Anlehnung an den hochwertigen Bestand.
Hinsichtlich der Raum- und Flächenkennwerte liegt die Arbeit im mittleren Bereich, die Baukosten liegen deutlich unterhalb des Durchschnitts.
Insgesamt stellt die Arbeit einen wertvollen Beitrag – wenn auch in städtebaulich leicht ungünstiger Position – zur anspruchsvollen Bauaufgabe dar.
4. Preis: Hascher Jehle Design GmbH, Berlin
Der relativ kompakte Baukörper steht als Solitär gegenüber der Meistersingerhalle und schafft nur eine untergeordnete Verbindung. Diese erhält allerdings als neuer Eingang in den kleinen Saal eine höhere Bedeutung als von außen wirksam erkennbar.
Die von der Schultheißallee zurückgesetzte Lage würde ein großzügiges Vorfeld vor dem nach Norden ausgerichteten Eingang ermöglichen. Die Freiraumgestaltung nutzt diese Chance allerdings nicht. Eine qualitätvolle Neuordnung des nun drei Eingänge erschließenden Vorfeldes, welches die Meistersingerhalle und den Neubau als Auftakt in den dahinterliegenden Park neu definieren würde, wird vermisst.
Nicht nachvollziehbar ist die Fassadengestaltung. Die von den Verfassern gewollte Anlehnung an die Meistersingerhalle wirkt vergleichsweise grobmaßstäblich und die Fassadengliederungselemente nicht unbedingt spezifisch für ein Konzerthaus. Vermisst wird ein dem Bestand vergleichbar hochwertiger und als Konzerthaus unverwechselbarer Baukörper.
Auf das Gebäude von Norden zukommend öffnet sich der Eingangsbereich großzügig und empfängt die Besucher in einem räumlich spannenden und attraktiven Foyer mit ausreichend Raum für den gewünschten Loungebereich und die Verteilung auf Saal und Ränge. Dabei bildet die Freitreppe mit der Loggia im ersten Stock einen Identität stiftenden Aufgang zum oberen Saalteil. Kontrovers diskutiert wird allerdings die Haltung dieses Innenraums und ob diese sehr auffällige Geste an diesem Ort angemessen ist.
Der Saalkörper wird bereits im Foyer über seine auch nach außen hin orientierte Holzverkleidung als eingestellter Körper ablesbar. Die Funktionen im Vorder- und Hinterhaus sind gut platziert. Obwohl der Saal dem Prinzip der Schuhschachtel entspricht, bietet er den Vorteil eines Weinbergprinzips, da Nähe und emotionale Verbindung zwischen Bühne und Publikum zu entstehen scheinen.
Die Anlieferung dürfte grundsätzlich funktionieren, wenn auch die Kombination mit Künstlereingang und Hotelvorfahrt als Freiraum wenig attraktiv ist.
Die einschalige Saalwand wird den bauakustischen Anforderungen und des Erschütterungsschutzes nicht gerecht. Die Saalgeometrie ist angemessen. Das stetig ansteigende Parkett lässt eine Unterbrechung der Steigung (Stufung) mit einer Reflexionsfläche vermissen.
Die Überdeckung des Parketts durch den Rang hinten ist zu groß, die Sichtbeziehungen sind von allen Plätzen gut. Die sonstigen raumakustischen Maßnahmen sind angemessen, müssten in einigen Bereichen noch angepasst werden. Für Publikum unmittelbar vor der Längswand ergibt sich ein unausgeglichenes Klangbild.
Aufgrund der vorgeschlagenen Materialien und des einigermaßen kompakten Körpers – BGF und BRI liegen im Durchschnittsbereich – dürfte die Arbeit relativ wirtschaftlich sein. Ebenso lässt der Entwurf Betriebskosten im mittleren Bereich erwarten.
Insgesamt überzeugt der Entwurf insbesondere bezüglich des Saals und seiner Nutzung in der vorgeschlagenen Gestaltung und räumlichen Anordnung.
Die städtebauliche Disposition und die formale Ausbildung von Fassade und Foyer werden jedoch insbesondere im Kontext zum Bestand kritisch hinterfragt.
↑Anerkennung
Anerkennung: Freier Architekt Sandro Pino Cicatello, Ludwigshafen am Rhein
Der Neubau des Konzerthauses wird in den klaren Geometrien des Bestands weitergebaut. Eine konsequent entwickelte Basis in Form eines von alt nach neu durchgehenden Sockelgeschosses in der Höhe der alten Meistersingerhalle ist weit – vielleicht zu weit – nach Norden zur Schultheißallee gerückt. Hier heraus erhebt sich der kraftvoll und elegant gestaltete Längsbau des Saales, dessen Form über eine Taillierung, eine gläserne Fuge, auch nach außen ablesbar ist. Es entsteht eine nutzbare Dachterrasse, Stadtbalkon genannt, eine attraktive Erweiterung der oberen Foyer Flächen in den Außenraum mit Blick zum gemeinsamen Vorplatz.
Der Freiraum zur Schultheißallee wird richtig in einen Zusammenhang gestellt, wenngleich die Belange des Denkmalschutzes wenig Berücksichtigung finden. Der Hauptzugang zum Konzerthaus orientiert sich zum zentralen Platz, der durch eine differenzierte Gestaltung und hohe Aufenthaltsqualität überzeugt, allerdings erheblich in den Bestand eingreift.
Der Zugang erfolgt über Kasse und Windfang in ein gut proportioniertes Foyer, das den Saal auf 3 Seiten umfließt. Die Verbindung zur Meistersingerhalle ist sehr großzügig. Die Nebennutzflächen wie WCs und Fluchttreppen sind am Saal angelagert, einfach aufzufinden und dezentral erreichbar. Ob die Lage der Garderoben als Abschluss des Foyers zur Stadt hin der Transparenz des Auftritts des Gebäudes entsprechen kann, ist aber zu bezweifeln.
Die Parkettebene des Saals ist ebenerdig und einfach zugänglich. Eine großzügige gekreuzte Treppenanlage verbindet die 4 Ebenen des Foyers, das in den Obergeschossen den Saal auf allen Seiten umgibt und so gleichermaßen die Zugänge zu den Rängen und zum Stadtbalkon ermöglicht. Der kleine Saal (Chorprobenraum) wird im 3. OG angeordnet. Die auch hier umlaufende öffentliche Foyerfläche verhindert aber eine direkte Zugänglichkeit aus dem Hinterhausbereich.
Der Konzertsaal ist holzverkleidet, eine angenehm gestaltete Schuhkarton-Kubatur mit geschwungenen Umfassungswänden und Rängen. Die geschlossenen seitlichen Wände der sehr hochliegenden Ränge – begründet durch eine zu flache Steigung und die Taillierung – nehmen dem Saal die Leichtigkeit, entfernen den Besucher vom Geschehen auf der Bühne und beeinflussen so den eigentlich angenehmen Raumeindruck erheblich, der durch die Anordnung der 3 Ränge doch hätte kompakt und zentriert sein können. Der Anteil der Plätze im Parkett ist sehr gering; dies wird kritisch gesehen.
Die Bauakustik ist im Allgemeinen gut gelöst. Die Saalwand ist teilflächig 2-schalig ausgebildet, aber in der vorgesehenen Trennung der Schalen nicht ausreichend.
Lösungen für den Erschütterungsschutz werden nicht angeboten eine elastische Lagerung ist notwendig.
Die Saalgeometrie lässt eine sehr gute Raumakustik zu. Das Parkett steigt nur mäßig an, was akustisch positiv zu bewerten ist. Durch die geringe Neigung wird aber die Sichtbeziehung zur Bühne eingeschränkt, so dass eine größere Neigung anzustreben ist. Die unstrukturierte ebene und bühnenparallele Wand hinter dem Parkett kann zu Echos führen.
Die Überdeckung des Parketts durch den Rang hinten und der Ränge untereinander sind zu groß. Die Sichtbeziehungen sind von allen Plätzen gut. Es sind raumakustische Anpassungen der Reflektoren und der Diffusität erforderlich.
Die Künstlerlounge ist nur innenliegend und hat wenig Raumqualitäten. Da die Künstlerräume auf mehreren Ebenen untergebracht sind, werden lange Wege benötigt. Die Verwaltung im 4. OG nach Norden braucht eine eigene Erschließung.
Die auffällige Fassade mit einem ‚Kleid aus Glasgefieder‘ vor einer gebürsteten Aluminiumhülle oder großzügigen Fensteröffnungen ist der Bauaufgabe durchaus entsprechend und zeigt eine sehr eigene Gestik und Haltung. Bewegliche Glasfinnen sollen ein wandelbares Gesamtbild herstellen und verschiedene Lichtstimmungen und ‚Lichterscheinungen‘ reflektieren. Der Aufwand dieser doppelschaligen Konstruktion ist allerdings erheblich, auch im Unterhalt.
Alle Fluchttreppen werden nur über das Foyer erschlossen und haben keinen direkten Ausgang ins Freie. Die offene Anlieferung zur Künstlerlounge ist so nicht denkbar. Die Anlieferung ist in Lage, Bautiefe und Befahrbarkeit so nicht gelöst.
Der Entwurf liegt flächenmäßig im mittleren Bereich der Arbeiten, wobei die BGF eher hoch, die BRI aber niedrig ist. Die Konstruktion der angebotenen Fassaden wird als aufwändig zu unterhalten beurteilt. Die Erstellungskosten liegen im unteren Mittelbereich. Der winterliche Wärmeschutz ist relativ gut gelöst, der sommerliche hingegen lässt aufgrund des großen Glasanteils hohe Kühlkosten erwarten.
Insgesamt wird das Konzept der gemeinsamen Basis von Neubau und Meistersingerhalle mit schöner Dachterrasse und großzügigem Foyer geschätzt. Der großvolumige Baukörper mit seiner aufwändigen Fassade ist sehr präsent im Stadtraum – durchaus angemessen für ein neues Konzerthaus für Nürnberg wirkt jedoch als Solitär zu stark für und in der Nachbarschaft mit der Meistersingerhalle.
Anerkennung: Gunther Benkert | Architekten, München
Die Arbeit will ‚den Bestand weiterbauen‘. Die städtebauliche Setzung nimmt die Bauflucht des Eingangsgebäudes der Meistersingerhalle auf und rückt mit der westlichen Längsfassade sehr nahe an das bestehende Gebäude. Das gezeigte Angebot des Weiterbauens wird aber durchaus kritisch betrachtet, da es nicht nur Zwangspunkte hinsichtlich Gebäudeabstand (Fuge) schafft, sondern da es keinen innovativen Ansatz darstellt; dies ist aber mit dem Neubau des Konzerthauses gewollt.
Das weit auskragende Vordach signalisiert deutlich den Haupteingang zum neuen Konzerthaus – unabhängig von der Meistersingerhalle – wirkt jedoch nicht nur wegen seines funktionalen Inhalts (Technik) sehr überzeichnet. Zwischen Konzerthaus und Foyer Gebäude Meistersingerhalle liegt ein ruhiger gut proportionierter grüner Platz unter Bäumen. Das Verschmelzen des neugeschaffenen Vorplatzes an der Nordseite mit dem großzügigen Foyer ist überzeugend gelöst und bildet ein würdiges Entree für den Neubau. Dass der Eingang so eigenständig nach Norden und nicht zum Platz hin positioniert wird, schwächt den dreiseitig geschlossenen Platz in seiner Funktionalität und rückt die Meistersingerhalle in den Hintergrund.
Das Herzstück des neuen Konzerthauses, der große Saal, ist hinsichtlich Funktionalität, Erschließung und Akustik sehr gut ausgebildet und überzeugt in seiner inneren gestalterischen Anmutung.
Die Saalumfassung ist 2-schalig ausgebildet und für einen guten internen Schallschutz geeignet.
Die Saalgeometrie ist angemessen. Das Parkett steigt stetig an, eine Stufung mit Reflexionsfläche ist zu empfehlen. Die Überdeckung des Parketts durch den Rang hinten ist zu groß. Die Sichtbeziehungen sind von allen Plätzen, bis auf die 2. Reihe der Bühnenränge, gut.
Das 2-geschossige Foyer mit großzügigem Barbereich im 1. OG ist gut proportioniert und erschlossen. Die Anordnung von Nebenräumen ist unbefriedigend. Die Organisation des Hinterhauses ist funktional klar gegliedert. Bemängelt wird jedoch der nicht vorhandene öffentliche Zugang zum kleinen Saal, der dadurch für externe Veranstaltungen kaum nutzbar ist. Ferner sind Teile der Proberäume durch die Stellung der Gebäude zueinander an dem entstehenden schmalen Zwischenraum nur eingeschränkt belichtet. Die räumliche Qualität dieser Situation ist unbefriedigend, die Anordnung des Künstlerbereichs wird grundsätzlich kritisiert.
Die Erstellungskosten liegen im durchschnittlichen Bereich. Bei dem kompakten Konzept konnte das Raumprogramm nicht umfassend nachgewiesen werden. Die aufgezeigten Ansätze zum Energiekonzept erscheinen recht stimmig.
Die äußere Anmutung des Gebäudes in seiner Fassadensprache kann durch die gezeigte Materialität und Gliederung nur wenig überzeugen und wird dem Anspruch der Verfasser, den Bestand weiterzubauen, nicht gerecht.
Die zweifelsohne vorhandenen funktionalen Qualitäten der Arbeit im Inneren, insbesondere die des Konzertsaales, finden in der äußeren Anmutung leider keine Fortsetzung.
Anerkennung: NEW Architekten GbR Keuthen Weichler Schulz und Schulz, Dortmund
Der Entwurf 1019 setzt mit einem starken Solitär einen klaren städtebaulichen Akzent. Der Verfasser legt das oberirdische Volumen nach Norden und schafft so einen gefassten Eingangsraum zwischen altem Foyer und neuem Konzerthaus. Nach Süden hin wahrt er den Abstand und sichert zugleich den Auftakt zu einer verbesserten Zugänglichkeit des Luitpoldhains von Nordwesten her. Für diesen guten Ansatz wird jedoch ein (zu) hoher Preis gezahlt: der Saal liegt im Obergeschoss, die Zugänglichkeit ist diffus, die Foyerbereiche sind zerteilt, die nötige Gesamthöhe wird – städtebaulich fragwürdig – im Übermaß zelebriert und beeinträchtigt letztlich das bestehende Ensemble. Der Standort wird somit nicht aus der Meistersingerhalle weiterentwickelt, sondern aus dem Hochhaus.
Der Anlieferungsbereich ist funktional gut gelöst, seine Dimension wurde jedoch aufgrund des hohen Versiegelungsgrads hinterfragt. Die Freianlagenplanung ist in der Summe doch ausbaufähig – ein Ganzes wird nicht allein durch ein gereihtes Pflasterbild geschaffen. Wenn dann, wie hier, der Verlust an Bestandsbäumen im obersten Bereich liegt, ohne adäquaten Nutzen daraus zu ziehen, überwiegen die Nachteile. Die selbstbewusste Freistellung des Gebäudes schafft eine eindeutige Adresse im Gesamtkontext. Als interessanter Beitrag gewertet wird die Bildung eines Ost-West orientierten Foyers dass die Außenanlagen mit einschließt. Kontrovers diskutiert wurde die betonte Nord-Süd-Axialität. Die vorgeschlagene Vorfahrt im Westen wird aufgrund querender Verkehrsströme angezweifelt.
Funktional sind das Vorder- und das Hinterhaus auf die Bauglieder verteilt, Teile des Hinterhauses sind im Untergeschoss im Süden dargestellt. Das erst macht den prägnanten Städtebau möglich. Lediglich der Chorprobenraum ist auf Grund seiner Lage und Form vollkommen ungeeignet. Unter dem Konzept leiden jedoch die dauerhaft Anwesenden – die Räume für die Mitarbeiter liegen im Untergeschoss, flüchtig belichtet über einen Tiefhof. Auf dieser Ebene findet auch die räumliche Verbindung zur Meistersingerhalle statt – der Zugang aus dem Bestand über eine versteckte Treppe im Gebäudeeck ist weniger eine Geste des Respekts gegenüber dem Baudenkmal, es ist eher eine Verlegenheitslösung, die ahnen lässt, dass der – zulässige – Ansatz einer unterirdischen Verbindung in diesem Fall nicht funktionieren kann. Belange des Denkmalschutzes bleiben unberücksichtigt. Die Konzentration der Backstagebereiche auf eine Ebene ist sehr gut gelungen.
Anerkannt wird die Idee eines „Musikergeschosses“, ein Ansatz, der dem Entwurf eine gewisse Prägnanz gibt. Die Wegelängen profitieren aber in der Summe nicht im erforderlichen Ausmaß, der Abstand zwischen den Funktionen wird durch das Zwischengeschoss zu groß. Ob die Stimmzimmer den Ausblick auf die beiden Hauptstraßen benötigen sei dahingestellt – die gleiche Frage ist auch in den Zuschauerebenen erlaubt.
Der eigentliche Konzertsaal, das Herzstück des Bauwerks, wurde in seiner Ausbildung leider nicht ausreichend durchdacht. Die Grundgeometrie des Saals ist angemessen, auch wenn die Saalbreite und die Bühnenbreite unterhalb des gewünschten Bereichs liegen. Das stetig ansteigende Parkett ist für gute Sichtbeziehungen günstig, für die Raumakustik wäre eine Stufung anzustreben. Die Überdeckungen des Parketts durch den Rang hinten und des Rangs insgesamt sind zu groß. Der Chor ist ungünstig überdeckelt. Die Rückwand hinter dem Orchester (zum Chor) ist zu hoch und nicht strukturiert.
Die Sichtbeziehungen sind von den Parkettplätzen und dem Rang hinten sind gut, von den Seitenrängen und dem Bühnenrang aber eingeschränkt. Die erforderliche Dämmung zwischen kleinem Saal und Konzertsaal ist mit der zur Verfügung stehenden Höhe nicht zu realisieren, so dass bei Anpassung der Konstruktion die Höhe des kleinen Saals nicht mehr ausreicht.
Die Nähe zur Straßenbahn macht eine aufwändige Lagerung des Saales unvermeidlich.
Dass ein Entwurf die Gedanken der Barrierefreiheit so grundsätzlich negiert macht zusätzlich ratlos – behindertengerechte Toiletten finden sich ebenso wenig wie stringente, gleichberechtige Wege für Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer.
Das Konzept zum winterlichen Wärmeschutz ist sinnvoll, das Konzept zum sommerlichen Wärmeschutz anpassbar. Auf den Baumbestand wurde kaum Rücksicht genommen, auf die architektonische Integration von Grün wurde verzichtet.
Die zu erwartenden Baukosten liegen im mittleren Bereich – die Kubatur ist in Relation zur Nutzfläche groß, der bauliche Betrieb dürfte keine überdurchschnittlichen Probleme aufwerfen. Es sind wartungsarme und langlebige Fassadenkonstruktionen vorgesehen. Der künstlerische Betrieb hingegen ist anspruchsvoll und mit erheblichen Erschwernissen verbunden.
In der Summe besticht der Beitrag durch den mit der isolierten Anordnung klaren Städtebau, der Reiz verfliegt jedoch leider wegen der Wuchtigkeit des Bauwerks ebenso schnell wie wegen der erheblichen funktionalen Schwächen.
↑2. Phase – 2. Rundgang
2. Phase – 2. Rundgang: Ferdinand Heide Architekt Planungsgesellschaft mbH, Frankfurt am Main
Dieser Beitrag rückt ein insgesamt sehr knappes Volumen weit von der Schultheißallee zurück und bietet dadurch einen schönen Vorraum im Außenbereich. Das wird mit insgesamt sehr engen Flächen im Inneren bezahlt. Flächen fehlen in den meisten Bereichen, das Foyer ist – besonders im Vergleich zur Meistersingerhalle – ebenso zu klein wie der eigentliche Saal. Die Fluchtwege sind nicht gewährleistet. Die Anlieferung ist zu eng und zu kurz. Der kleine Saal liegt ungünstig und ist schlecht angeschlossen. Der Küchenhof zum Bestand ist zu eng. Die Höhenentwicklung des Sockels folgt nicht dem Bestand der Meistersingerhalle.
Die Anmutung des Saales mit gefalteten Wänden wird positiv gewürdigt, ebenso die dezidierte Berücksichtigung von Tageslichteffekten an verschiedenen Stellen.
Die Arbeit ist ambitioniert gestartet, doch wird der Ansatz eines ‚ausgehöhlter massiver Steins‘ nicht konsequent durchgehalten. Sie ist eigentlich gut durchgearbeitet, in der inneren Struktur aber sehr kleinteilig und verschachtelt.
2. Phase – 2. Rundgang: PFP Planungs GmbH, Hamburg
Ein akzentuierter Kubus mit Aussparungen stellt sich prominent in den Raum westlich der Meistersingerhalle. Er beansprucht einen kleinen Footprint und bietet Chancen im Freiraum. Der Empfang im Glaskörper formuliert einen klaren Hinweis auf den Eingang. Die weitläufige Vorzone mit großzügiger Lobby über mehrere Geschosse gewährt angemessenen Raum und Erlebnis.
Doch ist der Gesamtauftritt mit dem Bestand nicht behutsam und wird als zu dominant gesehen. Die Grundfunktionen passen. Der Besucher muss sich allerdings bis in den 5. Stock begeben, um den obersten Rang zu erreichen. Funktional sind einige Schwächen festzustellen. Der 4-eckige Schlot über der Treppe wirkt gewollt.
Die Fassaden wirken neben dem Bestand fremd. Die Arbeit liegt im obersten Bereich hinsichtlich Flächen, Kosten und Volumen.
In der skulpturalen Ausbildung entwickelt die Arbeit einen eigenständigen Ansatz, doch fügt sie sich nicht zum Bestand.
2. Phase – 2. Rundgang: Robert Rechenauer Architekten, München
Mit einem mächtigen, kompakten Volumen des Konzerthauses weit vorne am Kreuzungsbereich bleiben der Meistersingerhalle kaum Chancen noch in die Stadt zu wirken. In der Erschließung werden deutliche Defizite gesehen: die Anbindung an die Meistersingerhalle ist nicht gelungen, es gibt zu viele Eingänge, die Garderoben liegen im Keller, das Foyer ist zu eng. Vorderhaus und Hinterhaus sind klar getrennt, doch müssen die Künstler weite Wege in Kauf nehmen.
Insgesamt sprengt die Arbeit den Maßstab.
2. Phase – 2. Rundgang: Staab Architekten GmbH, Berlin
Auch diese Arbeit tritt massiv weit nach vorne an die Kreuzung und lässt der Meistersingerhalle wenig Wirkung in den Stadtraum. Die Sockelzone erscheint undifferenziert. Die Zackenfassade teilweise mit gebogenen Gläsern wird kritisch diskutiert. Die Fassade wird teilweise als unpassend und abschreckend empfunden, es fehlen Referenz und Bezüge. Zudem war eine Glasfassade ausdrücklich nicht erwünscht. Die Lage der Eingänge ist richtig, die Vorfahrt ist gut.
Das EG schließt in voller Breite ohne Bindeglied an die Meistersingerhalle an, die Foyers verschmelzen und schränken den Bestand zum Teil ein.
Die Wandelhalle ist gut und schön. Der Saal lässt Atmosphäre erwarten und ist akustisch von den Grundzügen ganz passend. Die Ränge weiten zu sehr auf, manche Plätze sind schlecht versorgt. Die Anlieferung ist schwer möglich, der LKW muss schräg auf der Rampe stehen. Die Kubatur ist mächtig, es ist mit hohen Kosten in Erstellung und Betrieb zu rechnen.
Insgesamt werden die guten Qualitäten der Arbeit gewürdigt, sie passt allerdings nicht an den Ort.
2. Phase – 2. Rundgang: Stephan Markus Albrecht, Berlin
Das Konzept einer Konstruktion in Holzbau ist innovativ und lobenswert. Es entspricht insofern dem damaligen Innovationsgrad der Meistersingerhalle.
In der guten Ausarbeitung dieses Ansatzes erscheinen die städtebauliche Gesamtkomposition ebenso wie die innere Organisation eher vernachlässigt. Der Baukörper wirkt nicht als Konzertgebäude und fremd im Umfeld. Städtebaulich ist der Vorbereich mit Funktionalitäten überladen.
Im Inneren ist die erforderliche Trennung von Vorder- und Hinterhaus nicht gegeben. Der Saal ist deutlich zu groß, doch mit den zackenförmigen Wänden akustisch nicht so schlecht, ihre Regelmäßigkeit ist ungünstig. Es liegt ein grundsätzliches Problem im Leichtbau da er nur eine mangelhafte Dämmung tiefer Frequenzen gewährleistet.
Die Ausarbeitung des Tragwerks ist sehr ambitioniert erfolgt, wirkt in der Umsetzung jedoch eher schematisch.
Die Charakteristik eines Holzbaus ist grundsätzlich interessant, jedoch letztlich nicht überzeugend umgesetzt.
2. Phase – 2. Rundgang: wulf architekten gmbh, Stuttgart
Ein expressiv ausgearbeiteter Entwurf der funktional große Potenziale aufzeigt. Die innere Organisation ist gut, die Trennung in Vorderhaus und Hinterhaus mit eigenen Foyers überzeugt. Sie lässt auch emotionale Qualitäten erwarten.
Funktionale Mängel wie zum Beispiel die schlechte Anbindung der LKW-Anlieferung an den Aufzug werden festgestellt.
Die Gesamthaltung im Stadtraum und als Ensemble mit dem Bestand kann jedoch nicht überzeugen. Die Form aus der zufälligen Stellung der Bestandsbäume abzuleiten ist nicht nachvollziehbar – deren Umsetzbarkeit unter Erhalt der Bäume zudem angezweifelt wird.
↑2. Phase – 1. Rundgang
2. Phase – 1. Rundgang: Architekturbüro Paul Böhm, Köln
Der Solitär zeigt sich expressiv zum Stadtraum. Er ist nur sehr knapp an die Meistersingerhalle angebunden. Das Preisgericht hatte sich von diesem Ansatz mehr erhofft. Die Idee der 8 Schalen bleibt vordergründig und kann nicht überzeugen, sie führt zudem im Saal zu deutlichen Nachteilen der Akustik. Das Foyer ist angemessen, die Funktionalität ist jedoch besonders im Hinterhaus aber auch anderen Bereichen mit Mängeln behaftet.
2. Phase – 1. Rundgang: Bathke Geisel Architekten, München
2. Phase – 1. Rundgang: dichter Architekturgesellschaft mbH, Berlin
Mit seinem großen Volumen wagt das Gebäude einen starken städtebaulichen Auftritt, der die Meistersingerhalle sehr in den Hintergrund treten lässt. Es wird damit ein großes Potenzial suggeriert, das im Inneren nicht eingelöst wird. Der Saal ist an sich gut, liegt jedoch weit oben und ist entsprechend schlecht zu erreichen und zu bedienen. Im EG wird damit zwar viel Fläche gewonnen, die so jedoch nicht gebraucht wird. Die gewaltige wuchtige Masse wirkt zusammen mit den vorgeschlagenen Fassaden für den Ort und die Aufgabe unpassend.
2. Phase – 1. Rundgang: kister scheithauer gross Architekten und Stadtplaner GmbH, Köln
Die Arbeit zeigt eine große Kubatur mit großen Fassadenflächen, deren Gestaltung willkürlich wirkt. Der Saal an sich kann Atmosphäre entwickeln. Die Eingänge sind wenig einladend. Die Hebebühne für LKW ist nicht praktikabel.
Insgesamt ist die Arbeit in der architektonischen Haltung für die Stadt, den Ort und die Funktion nicht angemessen.
2. Phase – 1. Rundgang: Kunze Seeholzer, Architektur & Stadtplanung, München Nadja Häupl Architektin, München
Mit einem querliegender Saal, dessen Rückfront in der Flucht der Bestandsbebauung verläuft, entwickelt sich das Volumen insgesamt auf einer quadratischen Grundfigur. Darin wird ein interessanter Ansatz gesehen. Der zusätzliche Eingang im Süden ist vorteilhaft. Die interne Organisation ist klar, das Vorderhaus tritt als eigenes Haus auf. Die Arbeit bietet günstige Flächen- und Kubaturwerte.
Doch wird der Fügepunkt zwischen alt und neu kritisch gesehen. Der Saal wird durch einen zu knappen Umgang erschlossen, die Treppen sind ebenfalls knapp, die Wandelgänge sind eher Wandelflure. Die Foyerflächen bleiben eigentlich nur Verkehrsflächen und bieten kaum Aufenthaltsqualitäten. Insgesamt wird der architektonische Auftritt als abstrakt, wenig konkret mit wenig Charme empfunden, die vorgeschlagenen großflächigen Glasfassaden wurden ausdrücklich nicht gewünscht. Eine explizite Erscheinung als Kulturgebäude wird vermisst, die Landschaftsarchitektur zeigt geringe Qualitäten.
2. Phase – 1. Rundgang: pape + pape architekten, Kassel
Der vorgeschlagene Baukörper hält mit 16 m den weitestmöglichen Abstand von der Meistersingerhalle. Er bildet einen markanten Baustein im Stadtkontext. Die perspektivische Darstellung lässt weit mehr Raum vor dem Gebäude erwarten, als tatsächlich gegeben sein wird.
Im Inneren ist die Arbeit eigentlich klar und gut strukturiert, doch sind die Wandelflächen deutlich zu eng, ein Foyer fehlt. Die Arbeit macht einen Riesenaufschlag, ebenso mit der Fassade, ist jedoch innenräumlich ohne Qualität mit vielen Restflächen. Die Terrasse im 2. OG ist attraktiv. Der Saal ist akustisch großteils in Ordnung, seine Zugänge sind zu eng.
2. Phase – 1. Rundgang: Schuster Architekten, Düsseldorf
Der Entwurf zeigt gravierende Dimensionen und wirkt von außen sehr mächtig, ist im Inneren jedoch beengt – insbesondere in den Foyerflächen. Die im Äußeren versprochenen Qualitäten werden im Inneren nicht gehalten. Der Saal wird als unpassend zum Volumen empfunden, wie das Haus unpassend zum Ort. Das Gebäude will sich einfügen, doch lassen sich 25m Höhe nicht zwischen ein paar Bäumen verstecken. Freiräume, Bäume und Gebäude erscheinen nicht als kohärentes Ganzes. Die geneigten Außenwände wirken burghaft abweisend. Die Freiraumplanung kann nicht überzeugen.