RIV | Europacity Riverside

Die Europacity, gelegen an der Heidestraße nördlich des Hauptbahnhofs, ist einer der interessantesten Entwicklungsorte Berlins: Im „Masterplan Berlin Heidestraße“ für das ca. 40 Hektar große Areal zwischen Nordhafen und Humboldthafen wurde das städtebauliche Konzept formuliert. Neben einer nachhaltigen Entwicklung ist Nutzungsvielfalt als Leitbild zu nennen: In herausragender innerstädtischer Lage mit optimaler Anbindung an den Nah- und Fernverkehr bildet sich ein neues Quartier mit hochwertigen Wohn-, Büro und Einzelhandelsnutzungen um die sich entwickelnde Kunstlandschaft im Umfeld des Hamburger Bahnhofs. Der Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal als charakterstarke Wassertrasse, die Heidestraße als städtischer Boulevard, die Stadtplätze und Parks der Europacity bilden ein komplexes Geflecht öffentlicher Räume mit urbanen Qualitäten in Naturnähe.

Die Kauri CAB Development GmbH und die Benson Elliot Management LLP beabsichtigen mit dem Projekt Europacity Riverside am Nordende der Europacity für die ihr zu Verfügung stehenden Flächen im Bebauungsplan 1-62b ein lebhaft, durchmischtes und urbanes Quartier mit städtebaulichen, sowie architektonisch herausragenden Qualitäten zu entwickeln. Um der als Ziel formulierten Nutzungsvielfalt gerecht zu werden, sollen im Wettbewerbsgebiet auf dem überwiegenden Teil der Gesamt Geschossfläche von 49.200 Quadratmetern verschiedene Wohnkonzepte entwickelt werden, die inteligente Antworten auf die Ansprüche zeitgenössischen Wohnens geben. Der Schwerpunkt in diesem attraktiven Umfeld mit Wasserlage liegt auf dem Mietwohnungsbau mit Anteilen von Gruppenwohnen (Studierende), Büro- und Einzelhandelsnutzung.Die Aufteilung des Planungsgebietes in vier Bearbeitungsbereiche – „Block am Stadtplatz“, „Block am Quartiersplatz“, „Block am Park“ und „Haus am Wasser“ mit jeweils verschiedenen Teilnehmern folgt der städtebaulichen Absicht vielfältiger Architekturen als Basis für eine Quartiersbildung – Einheit in der Vielfalt.

Die Bearbeitungsbereiche „Block am Stadtplatz“, „Block am Park“, und„Haus am Wasser“ werden als Wettbewerbsverfahren gemäß RPW 2013, der Bearbeitungsbereich „Block am Quartiersplatz“ zeitgleich in einem anderen Planungsverfahren durchgeführt.

Ziel des Verfahrens ist es unter Berücksichtigung des Bebauungsplans der Europacity und weiterer städtebaulicher Vorgaben herausragende architektonische Konzepte und Planungen für die verschiedenen Nutzungen zu entwikkeln, die bei hoher städtebaulicher und funktionaler Qualität in kosten-, flächen- und ressourcensparender Bauweise realisierbar sind.

Ort

Berlin

Auftraggeber:in

KAURI CAB Development, Benson Elliot Capital Management LLP

Verfahren

1-phasiger nichtoffener Realisierungswettbewerb nach RPW (2013)

Projektzeitraum

März - Mai 2016

Wettbewerbssumme

270.000 €

Ansprechpartner:in

Christopher Schriner
schriner@c4c-berlin.de

Termine

  • Veröffentlichung der Auslobungsunterlagen
    09. März 2016
  • Teilnehmerkolloquium
    11. März 2016
  • Rückfragen bis zum
    21. März 2016
  • Abgabe der Arbeiten
    03. Mai 2016
  • Abgabe der Modelle
    09. Mai 2016
  • Sitzung der Jury
    23. & 24.Mai 2016

Teilnehmende

  • „Block am Park“ Collignon Architektur und Design GmbH, Berlin  
  • „Block am Park“ CRAMER NEUMANN | ARCHITEKTEN, Berlin  
  • „Block am Park“ zanderrotharchitektengmbh, Berlin  
  • „Block am Stadtplatz“ Eike Becker Architekten GbR, Berlin  
  • „Block am Stadtplatz“ KSP Jürgen Engel Architekten GmbH, Frankfurt am Main  
  • „Block am Stadtplatz“ ROBERTNEUNTM Architekten GmbH, Berlin  
  • „Haus am Wasser“ KSP Jürgen Engel Architekten GmbH, Frankfurt am Main  
  • „Haus am Wasser“ Léonwohlhage Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin  
  • „Haus am Wasser“ Ortner & Ortner Baukunst Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin  
  • „Haus am Wasser“ zanderrotharchitektengmbh, Berlin  

Preisgericht

Fachpreisrichter:innen

Ingo Kanehl Architekt, Köln
Prof. August Sarnitz Architekt, Wien
Prof. Dörte Gatermann Architektin, Köln
Prof. Matthias Sauerbruch Architekt, Berlin
Prof. Ulrike Lauber, Architektin, Berlin/München

Sachpreisrichter:innen

Guido Schütte CA Immo, Berlin
Hagen Kahmann KAURI CAB, Berlin
Kristina Laduch Bezirk Mitte, Fachbereich Stadtplanung
Philipp Braschel Benson Elliot, London
Regula Lüscher Senatsbaudirektorin, Berlin

Ständig anwesende stellvertretende Fachpreisrichter:innen

Marc Richter Architekt, Berlin
Roland Kuhn Architekt, Berlin

Stellvertretende Sachpreisrichter:innen

Ingeborg Breithaupt CA Immo, Berlin
Manfred Kühne Land Berlin, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Maximilian Wolf Benson Elliot, London
Steffen Klette Bezirk Mitte, Fachbereich Stadtplanung

Projekt-Ergebnisse

1. Preis

1. Preis: „Block am Park“ CRAMER NEUMANN | ARCHITEKTEN, Berlin

Architektur

CRAMER NEUMANN | ARCHITEKTEN, Berlin 
Katrin Cramer, Claus Neumann
Maik Koch, Narongdet Kaewtan, Anastasios Syropoulos, Martin Kekeis

Fachberatende

Krebs und Kiefer, Berlin 
(Fachbereich: Brandschutz)
Dr. Huismann 
Bloomimages 
(Fachbereich: 3D Visualisierung)
 

Der städtebauliche Ansatz, den „Block am Park“ als klare Blockstruktur mit schmaler Öffnung zum Kornversuchsspeicher zu entwickeln, wird positiv beurteilt. Mit städtebaulichen Mitteln wird so auch ein optimaler Beitrag für den Schallschutz geleistet. Darüber hinaus sind die öffentliche und die private Sphäre des Wohnens eindeutig voneinander getrennt. Das große Volumen des Blockes bildet eine adäquate Antwort für den Fernblick von Park und Nordhafenbrücke. Die klare Unterscheidung zwischen geschlossenem Block und angrenzenden Solitären von Kornversuchsspeicher und „Haus am Wasser“ wird in der städtebaulichen Gesamtsituation zum Wasser als sehr guter Beitrag erkannt.

Es gelingt den Verfassern sowohl für die Ausbildung des „Co-Living“s zur Heidestraße als auch für das angrenzende Wohnen eine jeweils eigene und doch aufeinander bezogene Architektursprache zu finden. Die raumbildenden Köpfe zum Kornversuchsspeicher reagieren angemessen auf den Bestand und bieten einen richtig dimensionierten, schmalen Zugang zum privaten, schallgeschützten, grünen Innenraum.

Der Charakter der Fassaden entspricht den unterschiedlichen Nutzungen und schafft es darüber hinaus, einen Zusammenhalt der Baufelder sowie eine spannungsreiche Entwicklung von der Heidestraße bis zum Wasser zu erzeugen. Die Nord-West-Fassade wird damit ihrer Aufgabe gerecht, einen guten räumlichen Abschluss zum Park zu bilden.

Der Versuch, die beiden Programmteile in einem übergreifenden Rahmen von Sockel und Attika zu verbinden, ist gut nachvollziehbar, wirkt aber noch nicht ganz überzeugend. Insbesondere wird das sehr schmale Attikaband als gestalterisch zu schwach angesehen. Die Ausführung in Cortenstahl wird grundsätzlich begrüßt, ist allerdings von den Kosten her zu eher kritisch zu sehen. Allgemein führte die Materialwahl zu Diskussionen. So wurde der Verweis auf Cortenstahl auch zum Teil als ein Plädoyer für eine Klinkerfassade gelesen. Kontrovers wurde diskutiert, wie Cortenstahl in diesem Zusammenhang überzeugend detailliert werden könne. Die Materialwahl erscheint somit im Rahmen der immer wiederkehrenden Putzfassaden in der Europacity interessant, kann jedoch noch nicht vollkommen überzeugen.

Die Erschließung erfolgt konsequent von den äußeren Straßenräumen, die Treppenräume reagieren auf die unterschiedlichen funktionalen Anforderungen. So wird das „Co-Living“ von zwei Kernen von der Heidestraße aus erschlossen und schafft es, der Schallemission durch eine komplette Orientierung der Individualräume in den Hof gerecht zu werden. Dies gilt auch für die nördlich und südlich anschließenden, durch einläufige Treppenräume erschlossenen Co-Living Wohnungen, die meist mit der Hälfte der Räume in den grünen Hof orientiert sind.

Diese klare Orientierung wird auch im Baufeld WA1 mit 3-Spännern und individuellen Eck- und Kopflösungen erzielt. Tagesbelichtete Sicherheitstreppenhäuser über einen einfachen und gestalterisch interessanten Fluchtbalkon ermöglichen es, den Hof von Rettungswegen der Feuerwehr frei zu halten und gewähren dadurch eine hohe Aufenthaltsqualität im grünen Freiraum, der von allen Treppenhäusern aus im Erdgeschoss direkt erreichbar ist.

Die Konzeption der Grundrisse wird vom Grundsatz her als gelungen (wenn auch nicht besonders innovativ) angesehen. Allerdings sind nahezu alle, aber insbesondere die 2-Zimmer-Wohnungen, erheblich zu groß angelegt. Den Schallschutzanforderungen an der Heidestraße wurde adäquat Rechnung getragen.

Insgesamt überzeugt der sehr solide, realistische Entwurf durch die klare und doch an den richtigen Stellen differenzierte Blockbildung, die eine Identitätsbildung fördert, einen hohen Wohnwert verspricht und eine gute Grundlage für eine Realisierung bilden könnte.

1. Preis: „Block am Stadtplatz“ ROBERTNEUNTM Architekten GmbH, Berlin

Architektur

ROBERTNEUNTM Architekten GmbH, Berlin 
Nils Buschmann, Tom Friedrich
Laura Becqueriaux, Jaro Boer, Guillaume Chabenat, Rainer Tscherrig, Nina Sleska

Fachberatende

Lohrengel Landschaft, Berlin 
Mania Lohrengel 

Mit einem Sockelgeschoss als Basis werden acht Häuser entwickelt, die den Stadtblock formulieren. Im Inneren entsteht ein großer begrünter Innenhof. Die einzelnen Häuser sind oberhalb des Sockelgeschosses durch ca. fünf Meter breite Abstände freigestellt.

Wesentliches Merkmal des Entwurfes ist das modulare Raster mit ca. 313 cm, der über das gesamte Grundstück gelegt wurde und die einzelnen Scheibenhäuser prägt. Dieser Modulor – eine Referenz an die klassische Moderne (z. B. Le Corbusier) – ermöglicht eine flexible Gestaltung der Grundrisse innerhalb einer größeren Ordnung. Daraus resultiert auch eine Vielfalt und Abwechslung innerhalb der Fassadengestaltung im vorgegebenen Ordnungssystem. Die ökonomischen Grundrisse erlauben multiple funktionelle Organisationsformen.

Die Fassade als sichtbares Skelett aus Sichtbetonteilen mit Ausfachungen lehnt sich in Materialiät und Gestaltung angenehm am industriellen Charakter des Kornversuchsspeichers an, ohne ihn zu kopieren.

Das Projekt verlangt eine präzise und im Detail qualitätsvolle Ausarbeitung und Umsetzung, um die gestalterischen Ideen positiv wirken zu lassen. Das Projekt hat die Qualität einen besonderen Ort direkt am Park entstehen zu lassen, in dem der urbane Maßstab und die Individualität der einzelnen Wohnung eine erfreuliche Diversität reflektieren. Ein besonders vielversprechendes und autonomes Projekt im Kontext des Berliner Wohnbaus.

Die ca. fünf Meter breiten Abstandsflächen, welche den Blockrand perforieren, sollten jedoch aus schalltechnischen Gründen (und aus Gründen der Bauordnung) geschlossen werden. Die Nutzung dieser Zwischenräume bietet Potentiale für das Projekt. Hier können gegebenenfalls Sondernutzungen vorgesehen werden, wie zum Beispiel Wintergärten, Ateliers u. ä., die auch über zwei Geschosse gehen können (evtl. auch mit „Luftaussparungen“). Sofern dies zur Überschreitung der Geschossfläche führen würde, wird eine Befreiung in Aussicht gestellt.

Der Wohnungsmix trifft nur im WA3 exakt die Vorgaben, eine Anpassung im MI3 erscheint aufgrund des modularen Systems möglich. Die Wohnungsgrößen sind teilweise zu groß. Die Grundrisse mit dem durchgängigen Achsmaß von ca. 313 cm schlagen konzeptionell bestimmte Formen des Wohnens vor, die hinsichtlich ihrer Funktionalität zu überarbeiten sind. Die Wirtschaftlichkeit des Projektes wird kritisch gesehen, im vorgegebenen Kostenrahmen erscheint es nur bedingt realisierbar.

Die Lage der Kita am Stadtplatz ist aus sowohl aus wirtschaftlichen Gründen wie auch aus dem Wunsch nach Belebung durch Einzelhandel kritisch. Gleiches gilt für die erdgeschossig angeordneten Fahrradabstellräume am Stadtplatz. Die Arkaden fügen sich als urbanes Element schlüssig an den Charakter des Stadtplatzes, sind jedoch hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit zu überprüfen.

Das Projekt zeichnet sich durch einen stringenten konzeptuellen Entwurf aus und sticht in seiner architektonischen Haltung deutlich aus dem Feld der Arbeiten hervor.

1. Preis: „Haus am Wasser“ Ortner & Ortner Baukunst Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin

Architektur

Ortner & Ortner Baukunst Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin 
Florian Matzker, Manfred Ortner
Frank Illing, Nikita Marykov, Hanna Naumann, Daniel Sendler

Fachberatende

Coqui Malachowska, Berlin 
(Fachbereich: Landschaftsplanung)
Joerg Th. Coqui 
Müller BBM, Berlin 
(Fachbereich: Schallschutz)
Michael Pfister 

Das „Haus am Wasser“ ist als Solitär mit eigenem Charakter formuliert. Die Balkone der Obergeschosse und die Loggien der unteren Wohnungen sind expressiv und ansprechend gestaltet und gliedern die Fassade wohltuend. Das Gebäude ist so angenehm asymmetrisch strukturiert.

Die große Gebäudetiefe und das enge Achsmaß führen teilweise zu ungünstig geschnittenen Räumen, auch die Treppen sind dadurch sehr schmal und nur mit gewendelten Stufen ausgeformt.

Das plastisch gegliederte Volumen bildet vier schöne Seiten aus und steht selbstbewusst neben dem Kornversuchsspeicher.

1. Preis: „Haus am Wasser“ zanderrotharchitektengmbh, Berlin

Architektur

zanderrotharchitektengmbh, Berlin 
Christian Roth
Klemenz Lorenz, Mareike Schlatow, Nils Schülke, Sebastian Kern, Martin Tessarz

Fachberatende

herrburg landschaftsarchitekten, Berlin 
Susanne Herrburg 

Der Beitrag orientiert sich in seinen Gestaltungsprinzipien am „Haus am Park“, überzeichnet diese jedoch und entwickelt dadurch einen stärker industriell geprägten Ausdruck.

Der solitärhafte Baukörper mit gleichen Fassaden zum Quartier und zum Wasser ist eine besondere Qualität der Arbeit und wird von der Jury ausdrücklich gewürdigt. Die plastische Ausformulierung der Fassade mit Betonfertigteilen und den entsprechenden Ausfachungen zeigt eine wohl überlegte Nähe zu den Fassaden des Kornversuchsspeichers. Durch die geschossweise gespiegelten Grundrisse wird das plastische Bild des Baukörpers noch verstärkt. Die leichte Überhöhung der Wohnräume im 5. OG führt die plastische Idee des Gebäudes auch im Bereich der Attika fort.

Auch mit seinen mineralischen Materialien und Oberflächen nähert sich die Arbeit dem benachbarten Kornversuchsspeicher an, ohne sich jedoch anzubiedern. Die charakteristische Tragstruktur des Denkmals wird erkannt und wieder aufgegriffen. Das Wohngebäude kommt mit zwei innen liegenden Treppenhäusern aus und erreicht damit eine gute Effizienz. Dies hat jedoch zur Folge, dass die einseitig zum Wasser ausgerichteten Wohnungen oberhalb des 2. Obergeschosses keinen 2. Rettungsweg nachweisen können.

Die Arbeit zeigt eine starke eigenständige Charakteristik und entwickelt durch die umlaufenden Fassaden einen überzeugenden Solitärcharakter. Das „Zusammenspiel“ mit dem Kornversuchsspeicher in Bezug auf Materialisierung und Gliederung gelingt gut und stärkt damit sowohl das benachbarte Denkmal wie auch die gesamte Wasseransicht der Europacity.

2. Preis

2. Preis: „Block am Park“ zanderrotharchitektengmbh, Berlin

Architektur

zanderrotharchitektengmbh, Berlin 
Christian Roth
Klemenz Lorenz, Mareike Schlatow, Nils Schülke, Sebastian Kern, Martin Tessarz

Fachberatende

herrburg landschaftsarchitekten, Berlin 
Susanne Herrburg 

Die Arbeit 7007 gliedert den „Block am Park“ in einen westlichen Bereich mit einer geschlossenen Blockrandstruktur und in einen östlichen Teil mit einer Solitärbebauung. Damit schaffen die Verfasser einerseits einen relativ lärmgeschützten Innenhof und andererseits einen ergänzenden Baustein für das „Haus am Wasser“ und den historischen Kornversuchsspeicher. Aus dem Blickwinkel des öffentlichen Raums entstehen durch die sensible Setzung der Gebäudevolumina innerhalb des Quartiers attraktive und gut proportionierte Stadträume (Speicherplatz) und eine kraftvolle Wasseransicht. Die Gliederung des Blockrandes in ablesbare Häuser mit differenzierter und gleichzeitig ähnlicher Gestaltung bietet einen qualitätvollen und interessanten Beitrag.

Weniger überzeugen kann jedoch der selbstgeschaffene Übergang zwischen Blockrand und Solitär. Der Grundriss der Blockrandbebauung reagiert im Süden weder im Erdgeschoss noch in den Obergeschossen auf die Situation am Speicherplatz und auch der Grundriss im Bereich der nördlichen Öffnung geht nicht auf die Nähe zum Solitärgebäude ein. Auf beiden Seiten zeigt sich der Blockrand weitgehend als geschlossene Brandwand.

Die Adressen der Gebäude sind durch ihre meist zurückversetzte Anordnung gut sichtbar ausgebildet. Mit Ausnahme des Solitärs sind alle Aufgänge über die öffentlichen Straßen leicht erreichbar. Der Hof ist durch die Aufgänge erreichbar.

Die Grundrisse im „Co-Living“ Haus wie auch in den Wohngebäuden funktionieren gut und erfüllen die Vorgaben in Bezug auf den Lärmschutz, den Wohnungsmix, die Wohnungsgrößen und die Effizienz. Diese Effizienz wird auch durch das 12-spännige Solitärgebäude erreicht, das in Bezug auf die innere Qualität kontrovers im Preisgericht diskutiert wurde.

Die Ansichten können überzeugen und zeigen eine angemessene Verwandtschaft zum Kornversuchsspeicher. Einzig die Fassaden des „Co-Living“ Gebäudes fallen demgegenüber deutlich zurück und werden für den nördlichen Eingang zum Quartier und zur Europacity als nicht angemessen bewertet.

Insgesamt bietet die Arbeit einen hochwertigen und intensiv diskutierten Beitrag insbesondere im Bereich des Speicherplatzes. Der klugen städtebaulichen Struktur werden jedoch keine entsprechenden Grundrisslösungen zur Seite gestellt.

2. Preis: „Block am Stadtplatz“ Eike Becker Architekten GbR, Berlin

Architektur

Eike Becker Architekten GbR, Berlin 
Eike Becker, Helge Schmidt
Ken Rannoch, Junji Yonehara, Eunji Cho, Hon-Tan Trieu, Robin Bongers, Christoph Wunderlich

Fachberatende

Genest und Partner, Dresden 
(Fachbereich: Bau- und Raumakustik)
Dr. Jörg Wildoer 
Topotek 1, Berlin 
(Fachbereich: Landschaftsarchitektur)
Silvia Bachetti 
WTM ENGINEERS BERLIN GMBH 
(Fachbereich: Statik)
Markus Schoppe 

Dieser Entwurf unterwirft sich kompromisslos der Disziplin des Blocks und schafft so sowohl schalltechnisch klare Verhältnisse als auch eine ebenso klare Trennung von privaten und öffentlichen Bereichen.

Allerdings widerspricht die vermeintliche Aufteilung der Bebauung in Einzelhäuser diesem Grundkonzept, was insbesondere im Bereich des MI3/TF5 zu Kompromissen sowohl bei der Nutzung als auch in der Architektur führt. Grundsätzlich steht die ästhetische Haltung im Aufriss (variable Silhouette) im Gegensatz zu der Symmetrie der Grundrissanlage. Auch das „patternartige“ Tapetenmuster der Fassaden steht im Gegensatz zur Anlage von Einzelhäusern. Am Stadtplatz ist die Adressbildung nachvollziehbar, die Ausbildung von Gewerbeeinheiten wird begrüßt.

Die Grundrisse schwanken typologisch zwischen Individual- und Großform, was letztlich zu Nachteilen führt. So ist z. B. die Schallsituation an der Heidestraße nicht befriedigend gelöst, auch ist die Spiegelung der Grundrisse bei Nord- bzw. Südausrichtung nicht wirklich sinnvoll. Die Grundrisse sind marktgerecht und ohne Besonderheiten, aber im Detail nicht immer gut durchdacht: Die Wohnräume sind teilweise zu eng und bilden schwer nutzbare Raumkompartimente, die Loggien schneiden stark in die Wohnzimmer ein und beeinträchtigen die Funktionalität. Die angebotenen 4- Zimmer-Wohnungen sind deutlich zu groß, die Wiederholung des immer gleichen Haustyps mit gleicher Grundrissstruktur (2-Spänner mit je einer 2- und 3-Zimmer Wohnungen je Geschoss) kann konzeptbedingt den geforderten Wohnungsmix nicht nachweisen.

Die Lage der Kita wird grundsätzlich begrüßt, jedoch scheint eine Orientierung zum südlichen Innenhof sinnvoll.

Insgesamt handelt es sich um einen guten Beitrag, wobei die Bereicherung, die sich aus der Ambiguität zwischen Groß- und Individualform ergeben könnte, noch nicht gesichert scheint.

3. Preis

3. Preis: „Block am Park“ Collignon Architektur und Design GmbH, Berlin

Architektur

Collignon Architektur und Design GmbH, Berlin 
Oliver Collignon
Heike Warns, Moritz Alt, Philip Kempfer, Tu Chu, Dennis Petricic

Fachberatende

monokrom, Hamburg 
(Fachbereich: Visualisierung)
Tim Erdmann 
Atelier Loidl, Berlin 
(Fachbereich: Landschaftsplanung)
Martin Schmitz 
Monath & Menzel, Berlin 
(Fachbereich: Architekturmodellbau)
Axel Monath 
GuD Planungsgesellschaft, Berlin 
(Fachbereich: Tragwerksplaner)
Oskar Pekoll 

Der Entwurf möchte die besonderen Standortqualitäten möglichst allen künftigen Bewohnern erlebbar machen. Entgegen der mit dem B-Plan intendierten geschlossenen Blockkanten wird dazu der Block im Nordwesten und Nordosten partiell geöffnet und durch einen niedrigen Solitär abgeschlossen. Der Blockrand wird entlang der nördlichen Baulinie in den Block verschwenkt.

Positiv gewürdigt wird die mit dieser Haltung erreichte hohe Qualität der Ausrichtung der Wohnungen und die sensible Zonierung des Blockinnenbereiches in differenzierte und gut proportionierte Freibereiche. Erkauft werden diese Vorteile jedoch durch einen zu erwartenden deutlich höheren Schalleintrag in den Blockinnenbereich und einen unklaren, städtebaulich unbefriedigenden nördlichen Abschluss des Gesamtareals.

Durch die sensible Ausgestaltung der Zugänge und Abgrenzungen des Hofes (Arkaden zum Nordhafenpark) lassen die halböffentlichen Teilbereiche eine hohe Aufenthaltsqualität erwarten. Die zum Kornspeicher orientierte Öffnung mit Freitreppe wirkt gut proportioniert, allerdings wird ein barrierefreier Zugang zum Hof nicht angeboten. Die Setzung des Solitärs lässt an Eindeutigkeit vermissen: Er ist weder ablesbarer Bestandteil des Blocks, noch weiterer Solitär entlang des Kanals.

Alle Gebäudeteile werden auf selbstverständlich wirkende Weise konsequent erschlossen. Die Gebäudezugänge sind durch ihre zurückversetzte Anordnung gut markiert und wettergeschützt. Sämtliche Aufgänge werden über die öffentlichen Straßen erreicht. Sie sind ebenso alle an den Hof angebunden, mit Ausnahme der Aufgänge des Solitärs.

Die Baumassen sind nachvollziehbar proportioniert, der Verzicht auf eine durchgehende Traufhöhe im Bereich des „Co-Living“ wirkt im Kontext des konzipierten Ensembles allerdings nicht plausibel. Das vorgeschlagene gegliederte und durch Einsatz gleicher Materialien einheitliche Gesamtbild wird auf städtebaulicher Ebene positiv bewertet. Dieser grundsätzlichen Einheitlichkeit steht jedoch der Eindruck von Unruhe und Beliebigkeit in der Durcharbeitung der Fassaden entgegen. Der zu ca. einem Drittel geschlossene Fassadenanteil zur Heidestraße wird ob seiner abweisenden Wirkung kritisch gesehen.

Der städtebauliche Ansatz, möglichst allen Wohnungen eine ideale Orientierung zu gewähren, wird durch die größtenteils durchgesteckten, bzw. über Eck orientierten Wohnungen konsequent und überzeugend durchgearbeitet.

Die Verteilung des Wohnungsschlüssels weist eine deutliche Unterschreitung des angestrebten Anteils an 2-Zimmer-Wohnungen zugunsten von 3-Zimmer-Wohnungen auf. Die Wohnungsgrößen sind nach Lage und Ausrichtung der Gebäudeteile differenziert und nachvollziehbar angeordnet. Die durchschnittlichen Wohnungsgrößen sind allerdings zu groß. Grundsätzlich werden die Vorgaben zum Schallschutz im Bereich des „Co-Living“ in vorgeschlagener Form erfüllt, bzw. erscheinen sie in Bezug auf die in den Außenecken gelegenen Einheiten erfüllbar. Aufgrund großer Raumtiefen und einseitiger Orientierung werden die mittig gelegenen Wohnungen des Solitärs kritisch gesehen (Raumtiefen bis 9,80m für innenliegende Küchen).

Die Erschließung ist konsequent und wirtschaftlich strukturiert. Die Beschränkung auf lediglich zwölf Treppenräume führt zu einer vergleichsweise hohen Effizienz. Ein großer Teil der auf dem Hofniveau angeordneten Wohnungen wird allerdings nicht barrierefrei erschlossen.

Insgesamt ein starker städtebaulicher und architektonischer Entwurf mit besonderem Charakter, der sich bewusst für eine Öffnung des Blocks zum nördlichen Park hin entscheidet und nach Norden eine eher kleinmaßstäbliche Kante setzt, jedoch die Nachteile des Schalleintrags in den Hofinnenbereich nicht die ausgleichen kann.

3. Preis: „Block am Stadtplatz“ KSP Jürgen Engel Architekten GmbH, Frankfurt am Main

Architektur

KSP Jürgen Engel Architekten GmbH, Frankfurt am Main 
Jürgen Engel
Lars Canenbley, Marian Cichewicz, Christopher Hammerschmidt, Chia-Chun Ko, Bo Li, Bingxin Liu, Alexander Lohausen, Jorge Pinares, Isabelle Weber, Ananda Wiegandt

Fachberatende

Arup Deutschland GmbH, Frankfurt am Main / Berlin 
(Fachbereich: Fassade / Bauphysik)
Christian Wedi 
Sinai Landschaftsarchitekten, Berlin 
AW Faust und Lene Zingenberg 

Die gute Leitidee, den „Block am Stadtplatz“ zu gliedern und im EG mit öffentlichen Nutzungen zu unterlagern, wird vom Preisgericht positiv bewertet. Die gezeigten Ansichten vom Stadtplatz und des geplanten Stadtraums sind überzeugend. Die Kompaktheit des geplanten Blocks wird gelobt. Auch die beiden Öffnungen zur Planstraße und zum Wasser hin sind räumlich gut, wenn auch durch die teilweise Ausbildung von größeren geschlossenen Wandstücken gerade zum Wasser hin nicht vollständig befriedigend gelöst.

Die Umsetzung der guten Leitidee zeigt in Teilen Schwächen. Die Fassaden stimmen nicht in allen Bereichen mit den Grundrissen überein. Die in den Bildern und Ansichten gezeigten Vor- und Rücksprünge sind in den Grundrissen nicht zu erkennen.

Die grundsätzliche Organisation der Grundrisse erzeugt einen guten Wohnungsmix. Die durchschnittlichen Wohnungsgrößen – insbesondere für 3- und 4-Zimmer-Wohnungen sind teilweise zu groß. Im MI3 werden einseitig und nur in den Hof orientierte 3-Zimmer-Wohnungen angeboten. Im östlichen Bauteil wird zum Wasser hin das Treppenhaus geplant, die angelagerte 2- Zimmer-Wohnung orientiert sich so nur in den Hof.

Die auch nur zum Hof orientierten 2-Zimmer-Wohnungen werden generell kritisch bewertet, dadurch muss der Innenhof für die Feuerwehr befahrbar sein. Die Rampe in den Hof erscheint hierfür zu steil und die gewünschte Privatheit des Hofes und die geplante Gestaltung wird so in Frage gestellt.

Teilweise zeigen die Grundrisse Schwächen: Die Badezimmer sind in großen Teilen innenliegend und wirken groß im Verhältnis zur Wohnungsgröße. Die Individualräume der 3-Zimmer- Wohnungen sind teils sehr schmal (2,6m). Das Verhältnis von äußeren und inneren Mietflächen der Wohnungen überzeugt nicht immer.

Die Erschließung ist konsequent strukturiert. Zu- und Aufgänge sind durchgesteckt und schön gestaltet.

Die Lage der Kita – direkt neben der Tiefgaragenzu- und -ausfahrt und nah an der Heidestraße – sieht das Preisgericht als nicht optimal an. Die angebotenen Flächen erscheinen insgesamt zu klein.

Die im Mischgebiet MI3 einseitig zum Stadtplatz ausgerichteten 2-Zimmer Wohnungen sowie die zur Planstraße ausgerichteten 3-Zimmer Wohnungen entsprechen nicht den Vorgaben des Bebauungsplans hinsichtlich der Schallschutzanforderungen. Die Bebauung befindet sich nicht eindeutig auf der Baulinie.

Die Arbeit kann mit den rhythmisch versetzten Baukörpern und guten Grundrissen das Preisgericht durchaus überzeugen; der Baublock erhält auch durch die angelagerte Nutzung gerade zum Stadtplatz hin eine angenehme Fassung.

3. Preis: „Haus am Wasser“ KSP Jürgen Engel Architekten GmbH, Frankfurt am Main

Architektur

KSP Jürgen Engel Architekten GmbH, Frankfurt am Main 
Jürgen Engel
Lars Canenbley, Marian Cichewicz, Christopher Hammerschmidt, Chia-Chun Ko, Bo Li, Bingxin Liu, Alexander Lohausen, Jorge Pinares, Isabelle Weber, Ananda Wiegandt

Fachberatende

Arup Deutschland GmbH, Frankfurt am Main / Berlin 
(Fachbereich: Fassade / Bauphysik)
Christian Wedi 
Sinai Landschaftsarchitekten, Berlin 
AW Faust und Lene Zingenberg 

Das „Haus am Wasser“ dieser Arbeit wird vom Preisgericht für die guten Grundrisse und die Aufteilung der Wohnungen gelobt. Das gezeigte Bild zum Wasser ist architektonisch ansprechend und die Fassade entspricht den Erwartungen an ein zeitgemäßes Wohnhaus. 3 Treppenräume bieten die Möglichkeit von immer durchgesteckten Grundrissen.

Kritisch wird der Umgang mit dem Thema eines Solitärs am Wasser gesehen. Die Entscheidung der Verfasser, das Gebäude mit einer Rückseite und einer Vorderseite zu entwerfen, wird vom Preisgericht als für den Ort nicht optimal angesehen.

3. Preis: „Haus am Wasser“ Léonwohlhage Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin

Architektur

Léonwohlhage Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin 
Prof. Hilde Leon, Peter Czekay, Tilman Fritzsche
Eldar Mustafayef, Vanni Sacconi, Maria Mosquera, Victoria Monari

Fachberatende

AHW Ingenieure GmbH, Münster 
(Fachbereich: Statik)
Thiemo Audick 

Der klare Solitär fügt sich auch in seiner wertigen Materialität gut in den Ort ein. Er zeigt eine eigenständige Identität. Die Auflösung des Volumens in der Vertikalen kann nachvollzogen werden, wobei die Auflösung der Ecken kritisch gesehen wird.

Drei effizient ausgebildete Kerne erschließen jeweils 2 gleichförmige Wohnungen je Geschoss. Inwieweit durchweg gewendelte Treppen angemessen erscheinen wurde kontrovers diskutiert. Die Wohnungsgrundrisse sind klar aufgebaut und bilden eine loftartige Typologie mit eingestelltem Kern (WC/Bad).

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