M25 | Müllerstraße 25

Verfahrensgegenstand war zum einen die Erarbeitung einer architektonischen Kubatur und Nutzungsstruktur für das Projektgebiet unter weitgehendem Erhalt der baulichen Bestandsstruktur, zum anderen eine dem städtebaulichen Kontext angemessene Fassadensprache ist zu finden.

Neben Aussagen zur baulichen Nachverdichtung, Nutzungsverteilung, Materialität und Gestaltung wurden innovative Lösungen zu Themen wie Klima & Energie sowie Mobilität und Erschließung erwartet.

Anlass und Ziel

Vor mehr als 40 Jahren wurde direkt am Leopoldplatz der Karstadt Müllerstraße errichtet – damals weniger als 2 km von der Berliner Mauer entfernt. Das Gebäude entlang der Müllerstraße ist – nach vielen inneren Umbauten und intensiver Nutzung – als Gebäudekomplex in die Jahre gekommen und es stehen größere Sanierungsmaßnahmen an.
Die Veränderung der Handelswelt und der Zustand des Hauses erfordern eine Neuordnung des Gebäudekomplexes. Mit der Neuordnung bietet sich gleichzeitig die Chance, die notwendigen Fragen der Energiewende, der Bauwende und der Verkehrswende in einer für das Jahr 2023 angemessenen Art zukunftsweisend zu adressieren.

Seit Jahrzehnten verändert sich der Einzelhandel: Das Verbraucherverhalten hat sich grundsätzlich gewandelt, der Online-Handel gewinnt zunehmend an Bedeutung und gerade in den letzten Jahren hat die Corona Krise schwerwiegende Folgen hinterlassen. Das Warenhaus – einst Symbol des Wirtschaftswunders und Anlaufpunkt vieler deutscher Innenstädte – hat seinen ursprünglichen Glanz verloren und wartet auf eine Neudefinition.

Der Leopoldplatz bildet als Zentrum des Weddings ein vitales Herz des Stadtteils, das nach einer korrespondierenden Programmierung des Warenhauses ruft: Der neue Gebäudekomplex soll sich nicht mehr in der Logik eines klassischen Warenhauses nach außen abgrenzen, sondern sich vielmehr mit verschiedenen Angeboten mit dem Umfeld auch räumlich verbinden. Der Charakter eines Kiezwarenhauses soll nicht nur erhalten, sondern gestärkt werden – mit dem breiten Sortiment und mittleren Preisen spielte das Warenhaus Müllerstraße 25 seit jeher eine große Rolle für die Nahversorgung und hat für kleinteilige und vielfältige Einzelhandelsstrukturen eine wichtige Ankerfunktion.

Ziel des Verfahrens ist die Neuentwicklung eines gemischten gewerblichen Objektes auf dem Grundstück des Warenhauses in der Müllerstraße 25. Neben einem Warenhaus sollen Büronutzungen, weitere kleinteilige Gewerbeeinheiten, Wohnen und gemeinwohlorientierte Nutzungen in dem Gebäudekomplex verortetet werden. Das Projekt trägt so zum Erhalt des Charakters und der Bedeutung der Müllerstraße als wesentliche Geschäftsstraße des „Hauptzentrums Müllerstraße“ im Sinne des StEP Zentren 2030 bei.

Nicht nur für die Transformation in eine nachhaltige Immobilie, sondern auch für den Erhalt des Warenhauses ist aus funktionaler, wie aus wirtschaftlicher Sicht eine neue qualitative und quantitative Programmierung nötig. Das Warenhaus wird sich in Zukunft mit weniger klassischer Verkaufsfläche zeigen, dafür jedoch mit ergänzenden Nutzungen, die als attraktive Angebote eine Anziehungskraft im Kiez ausüben. Anstelle des großflächigen, oberirdischen Parkhauses und in Teilen des derzeitigen Warenhauses sollen Büronutzungen entstehen. Wohnnutzung und gemeinwohlorientierte Nutzungen sind ebenso Bestandteil der neuen Programmierung – auch tragen diese zur Öffnung zum Leopoldplatz bei und stiften weitere Verknüpfungspunkte mit den Nachbarschaften. Im Hinblick auf Mobilität und Ver- und Entsorgung soll das Projekt einen Beitrag zur Verkehrswende leisten.

Im Sinne einer auf allen Ebenen nachhaltigen Entwicklung soll der Bestandsbau im Verfahren so weit wie möglich erhalten bleiben – dies bezieht sich insbesondere auf die Rohbauelemente mit hoher grauer Energie. Essenziell für die Entwicklung ist Zukunftsfähigkeit – sowohl im Hinblick auf funktionale Flexibilität, aber auch im Hinblick auf Klimaschutz und Klimaanpassung.

Ziel ist es, eine architektonische Kubatur und Nutzungsstruktur für den Standort zu erarbeiten, die die Bestands-BGF (R+S) von 39.000 m² aufgreifen, auf Basis der zentralen Lage konzeptionell ergänzen und städtebaulich vertretbar mit einer BGF oberirdisch von mind. 46.000 m² fortschreiben.

Eine holistische Nachhaltigkeit des M25 steht hierbei im Vordergrund. Der Schwerpunkt dieses Projekts in dieser städtebaulichen und architekonischen Phase liegt auf den Themen Mobilität, Ressourcen- und Emissionsreduktion während Betrieb und Herstellung, sowie Mikroklima und Biodiversität. Es werden Antworten erwartet, wie ein sinnvolles Bauvolumen mit minimalem Primärrohstoff- und Emissionsaufwand erhalten und weiterentwickelt kann, wie ein positiver Effekt auf das Innenraumklima aber auch das Mikroklima und die Biodiversität im Außenraum erzielt werden kann und für den Standort ein Gebäudekomplex mit hoher sozialer Qualität aber auch mit innovativen Ansätzen zur Lösung der Mobilitätsfrage entsteht.

Die Neuordnung des Grundstücks soll so zu einem aus baukultureller, stadtplanerischer, architektonischer, verkehrlicher sowie ökologischer Sicht nachhaltigen Gebäudekomplex führen, der sich mit seinen Nutzungen als offener, lebendiger und integraler Bestandteil des Kiezes definiert.

Verfahren

Das Verfahren wird als zweistufiges kooperatives Werkstattverfahren als parallele Mehrfachbeauftragung mit 8 Planungsteams durchgeführt. Auftraggeberin ist die SIGNA in Abstimmung mit dem Bezirk Mitte und dem Land Berlin.

Das zweistufige kooperative Werkstattverfahren ist in ein Dialogverfahren zur Beteiligung der Fachakteure und der Öffentlichkeit eingebettet. Die Ergebnisse des Dialogverfahrens können den folgenden Seiten entnommen werden:

mein.berlin.de : https://mein.berlin.de/projekte/die-muellerstrasse-25/?initialSlide=2

entwicklung-muellerstrasse25.berlin : https://entwicklung-muellerstrasse25.berlin/

Ort

Berlin

Auftraggeber:in

Signa

Verfahren

2-stufiges kooperatives Werkstattverfahren als parallele Mehrfachbeauftragung mit 8 Planungsteams

Projektzeitraum

12/2022 – 05/2023

Wettbewerbssumme

ca. 240.000 €

Ansprechpartner:in

Sophie Mertin
mertin@c4c-berlin.de

Termine

  • Ausgabe der Unterlagen
    20. Dezember 2022
  • Rückfragen bis
    10. Januar 2023, 23.59 Uhr
  • Auftaktkolloquium
    12. Januar 2023
  • Abgabe 1.Stufe – Unterlagen, Upload
    13. Februar 2023 / 23.59 Uhr
  • Abgabe 1.Stufe – Modell und Unterlagen (physisch)
    20. Februar 2023, 16 Uhr [bei C4C]
  • Abgabe 1.Stufe – Upload Präsentation
    27. Februar 2023, 16 Uhr
  • Planungswerkstatt
    02. März 2023
  • Abgabe 2. Stufe (Pläne)
    17. April 2023
  • Abgabe 2. Stufe (Modell)
    24. April 2023
  • Preview für die Öffentlichkeit
    09. Mai 2023
  • Gremiumssitzung 2. Stufe
    10. Mai 2023
  • Ausstellung der Arbeiten
    24. Mai - 22. Juni 2023

Teilnehmende

  • Baumschlager Eberle Architekten  
  • C.F. Møller Architects  
  • caspar.schmitzmorkramer  
  • Grüntuch Ernst Architekten  
  • Henning Larsen  
  • Jasper Architects  
  • OMA  
  • White Arkitekter  

Preisgericht

Gutachter*innen

Annette Flohrschütz, Architektin, Berlin
Benjamin Herkommer, Stadtplaner, Berlin
Ephraim Gothe, Bezirksstadtrat Berlin Mitte
Georg Reuter, Signa, Managing Director
Julia Tophof, Architektin, Berlin
Nils Busch-Petersen, Jurist, Berlin
Prof. Petra Kahlfeldt, Senatsbaudirektorin Berlin
Reiner Müller, Signa, Head of Development
Sven Fröhlich, Architekt, Berlin
Timo Herzberg, Signa, CEO

Stellvertretende Gutachter:innen

Elise Pischetsrieder, Architektin, Berlin
Jan Przerwa, Signa, Senior Project Manager
Kristina Laduch, Bezirksamt Berlin-Mitte
Manfred Kühne, Leitung Abteilung II, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen
Martin Rein-Cano, Landschaftsarchitekt, Berlin
Prof. Dr. Steffen de Rudder, Architekt, Weimar

Downloads

Protokolle

Projekt-Ergebnisse

1. Preis

1. Preis: Baumschlager Eberle Architekten

Architektur

Baumschlager Eberle Architekten 
Hugo Herrera Pianno (Arch)
Agné, Moritz| Burtscher, Johannes| Ghanem, Melanie | Möbs, Annika | Heubel, Dirk| Zeynep, Yazi | Sceranka, Matus

Fachberatende

Büro Happold GmbH, Berlin 
(Fachbereich: TGA, Nachhaltigkeit)
Jolly, Stephen 
Büro Happold GmbH, Berlin 
(Fachbereich: TGA, Nachhaltigkeit/Mobility)
Kraubitz, Thomas 
Büro Happold GmbH, Berlin 
(Fachbereich: TWP)
Elze, Martin; Stainton, Oliver; Hedley-Schmith, Joanna 

Durch den Aufbruch der monolithischen Blockstruktur gelingt es, Massivität zu reduzieren und eine verträgliche Höhenentwicklung zu generieren. Der Entwurf baut auf seinen Potentialen auf und optimiert Defizite aus der ersten Bearbeitungsrunde auf geschickte und durchdachte Art und Weise.

Entlang der Müllerstraße wird die geschlossene Fassade durch die „Kammstruktur“ aufgebrochen. Die extrahierten Höfe sichern in ihrer Dimensionierung nicht nur eine natürliche Belichtung der verschiedenen Nutzungen bis in die Erdgeschossebene, sondern fungieren gleichermaßen dank der hohen Aufenthaltsqualität als ergänzende Außenräume. Städtebaulich bringt der Entwurf eine Architekturhaltung hervor, die von innen nach außen funktioniert und sich aufgrund der geringen Gebäudetiefen positiv auf die Grundrissgestaltungen auswirkt.

Die Subtraktion an Volumen verleiht dem neu konzipierten Gebäudekörper eine Art aufgelockerte Bauweise entlang der Müllerstraße, die durch die rückversetzte Höhenstaffelung bestätigt wird und vermittelnde Übergänge zu den Nachbargebäuden aufweist.

Zum Blockinnenbereich hingegen verliert der Entwurf an eigenen Qualitäten und bildet eine weniger ausformulierte Gebäuderückseite aus, die mit ihrer Massivität eine unnötige Enge erzeugt.

Die Verkaufsflächen überzeugen in ihrer Komposition und ihren Qualitäten, um einen langlebigen und anpassungsfähigen Betrieb des Warenhauses zu gewährleisten. Der Zugang im Eckbereich Schulstraße / Müllerstraße wird in seiner Funktion als Entrée in den Gebäudekomplex unterrepräsentiert. Attraktoren, die in den Gebäudekomplex lenken und ein vermittelndes Angebot schaffen, fehlen.

Gute Lichtverhältnisse lassen moderne und flexible Grundrissvarianten der Büroflächen zu, die im Zusammenspiel mit den unabdingbaren Außenraumflächen Funktionalität und Flexibilität begünstigen.

Durch die konsequente Ausrichtung zu den ruhigen Blockinnenbereichen werden gute Wohnsituationen geschaffen, die mit klarer Adresse und nachvollziehbarer Erschließung dazu beitragen die Wohnnutzung als gleichberechtigte Struktur neben den weiteren Nutzungen in den Gebäudekomplex zu implementieren.

Besonders die Höfe, die dem Gebäude eine Leichtigkeit und Lockerheit verleihen, werden von der interessierten Stadtgesellschaft für gut befunden, da diese Einschnitte den unterschiedlichen Nutzungseinheiten eine natürliche Belichtung ermöglichen. Die Vor- und Rücksprünge der einzelnen Gebäudeteile als eher unruhig empfunden und die Schließung der Höfe als kastenförmige und verschlossene Wirkung der Fassade nach außen wahrgenommen. Der Konzentration der gemeinwohlorientierten Nutzungen konnten vor allem positive Aspekte zugeschrieben werden, wobei die Auffindbarkeit deutlich kenntlich gemacht werden müsste. Die Dachnutzung wird in der Mischung aus öffentlichen Nutzungen einschließlich konsumfreier Bereiche und Klimabelangen (PV-Anlagen) als gelungen bewertet. Die Lage der Wohnungen zum Innenhof mit Blick ins Grüne sowie die Vielzahl der Fahrradabstellplätze wurden wertgeschätzt, wobei deren Verortung als nicht präsent genug erachtet wurde.

Der Entwurf kreiert ein Haus, in dem verschiedene Nutzungen zusammenkommen, miteinander verzahnen und harmonieren. Durch den hohen Grad an Flexibilität wird ein resilientes Gebäude für alle Nutzungen erzeugt, dass unter Berücksichtigung der Empfehlungen des Gremiums zur weiteren Bearbeitung als klarer Favorit hervorsticht und in der Gesamtheit überzeugt.

2. Preis

2. Preis: Grüntuch Ernst Architekten

Architektur

Grüntuch Ernst Architekten 
Prof. Almut Grüntuch-Ernst (Arch); Armand Grüntuch (Arch)
Çelik, Ufuk | Menk, Olaf | Hinrichsen, Götz | Bühs, Benjamin| Hoppe, Andreas | Hohm, Maischa| Bramwells, Gideon

Fachberatende

SNW Ingenieure, Berlin 
(Fachbereich: Tragwerk)
Dr. Mittelstädt, Jan 

Der Entwurf überrascht! Durch die tiefgehende Weiterentwicklung wurde die in sich gekehrte Struktur von Offenheit abgelöst. Das Beibehalten der monolithischen und kompakten Großform, welche konsequent auf dem Fußabdruck der Bestandsbebauung aufbaut und durch eine klare Trennung der hybriden Mischnutzung des Gebäudekomplexes gekennzeichnet ist, wird positiv gewürdigt.

Städtebaulich werden drei separate Baukörper ausgebildet, in denen spezifische Nutzungen verortet sind. Zur Müllerstraße wird ein weitgehend achsensymmetrischer Baukörper für Warenhaus und Büro ausgebildet, dessen Fassaden zur Antonstraße und Schulstraße variieren. An der Antonstraße zeigt sich ein weiterer Baukörper als Haus für gemeinwohlorientierte Nutzungen, im Rücken des Warenhauses wird der dritte Baukörper als Wohnhaus ausgebildet. In Nutzung und Fassadengestaltung funktionieren die verschiedenen Baukörper als weitestgehend separate Einheit. Die so erwünschte stufenweise Realisierungsmöglichkeit kann unter Berücksichtigung bauordnungsrechtlicher, funktionaler und bautechnischer Anforderungen leider nicht überzeugen.

Die Überschreitung der geforderten Traufkante wird geschickt durch Abstaffelungen zum Leopoldplatz kaschiert und schafft so einen gelungenen Übergang zur Nachbarbebauung der Schulstraße. Zum Leopoldplatz öffnet sich die Fassade und erlaubt einen Blick auf die Höfe.

Die Warenhausnutzung wird verstärkt hin zur Müllerstraße ausgerichtet, wodurch im Zusammenspiel mit dem ergänzenden Einzelhandel eine Aufwertung des Außenraumes begünstigt wird.

Die Unterbringung der Warenhausnutzung über 3 Ebenen ist grundsätzlich möglich, die Funktionalität der hier geplanten Verkaufsfläche im 1. Obergeschoss wird kritisch bewertet.

Durch den Entwurf wird ein hoher Anteil an Öffentlichkeit generiert, der sich auf die Dachebenen und den gemeinwohlorientierten Nutzungen in der Antonstraße verteilt. Durch die Terrassierung der Dachlandschaft soll ein Erlebnisraum kreiert werden, der eine Verteilung der öffentlichen Funktionen über den gesamten Landschaftsraum berücksichtigt, die Zuordnung privat zugänglicher Bereiche evaluiert und gesamtheitlich einen Mehrwert für alle Nutzungen schafft.

Der repräsentative Zugang an der Schulstraße stärkt die Adressbildung der Büronutzung, verliert im Inneren jedoch an Klarheit und lässt die innere (barrierefreie) Wegeführung nur schemenhaft erkennen. Im Eckbereich Schulstraße / Müllerstraße wird der U-Bahnzugang in die Eingangssituation des Gebäudekomplexes mit einbezogen. Die Prominenz des Hauptzugangs in das Warenhaus als Entrée wird durch die verlagerte Positionierung an der Müllerstraße allerdings verwirkt.

Der Wohnungsbau verfolgt eine eigenständige Setzung und bildet eine neue Adresse aus. Gesunde Wohnverhältnisse können vor dem Hintergrund der einseitigen Nord-Ost-Ausrichtung, der Tiefe des Gebäudes, der Erschließung einschließlich erforderlicher Rettungswege nur bedingt gewährleistet werden. Die Rücken-an-Rücken von Wohnungsbau und Büronutzungen führt zu Einschränkungen der Nutzbarkeit der Büroflächen.

Aspekte der Erschließung und Mobilität sind durch gute Ansätze gekennzeichnet, erfordern in der Ausformulierung gleichwohl Überarbeitungsbedarf. Insbesondere der Mobility-Hub stellt durch die Mischung von Rad- und Kfz-Parken eine konfliktbelastete Zone dar. Die Lösung der Ver- und Entsorgung mit einer LKW-Drehscheibe wird als innovativer und flächeneffizienter Ansatz gewürdigt, die Funktionalität im Betrieb jedoch bezweifelt.

Von der interessierten Stadtgesellschaft wurden Atmosphäre und Gestaltung des Entwurfs kontrovers diskutiert. Als Schwerpunktthemen zeichneten sich die Fassadengestaltung und das äußere Erscheinungsbild ab. Zum einen begegnet einer stark frequentierten Umgebung eine „ruhige“ Fassade, die durch ihren Anteil an PV-Elementen überzeugen kann. Zum anderen wird diese Fassade als kalt und ohne Bezug zum Umfeld bezeichnet, die einen Fremdkörper am Leopoldplatz hervorbringt. Ebenso steht eine gute Einsehbarkeit der Ladenzeile in der Müllerstraße einem weniger einladend und dunkel wirkendem Zugang zur öffentlich zugänglichen Dachterrasse gegenüber.

3. Preis

3. Preis: Jasper Architects

Architektur

Jasper Architects 
Martin Jasper (Arch)
Kohl, Maria | Ikemoto, Fumiko | Gogolou, Vasiliki | Flagel, Santiago | Damiano, Patricio | Borquez, Jeronimo | Salas, José | Alterwain, Monica

Fachberatende

Greengineers GmbH | München 
(Fachbereich: Nachhaltigkeitsberatung)
Korff, Marlene 
hhpberlin Ingenieure für Brandschutz GmbH | Berlin 
(Fachbereich: Brandschutz)
Winkler, Petra 
NAI Nagaraj Ingenieure | Hamburg 
(Fachbereich: Tragwerksplanung)
Nagaraj, Parthasrathy 
Hoffmann-Leichter Ingenieurgesellschaft mbH | Berlin 
(Fachbereich: Verkehrsplanung)
Liebig, Markus 
Yewo Landscapes GmbH | Wien 
(Fachbereich: Landschaftsarchitektur)
Rechenmacher, Judith 

Der Entwurf präsentiert sich als Aufbruch der großen Kubatur des Bestandsbaus, wodurch die Multiflexibilität des Gebäudekomplexes nach Außen abgebildet und eine urbane Haltung transportiert wird. Die funktionale Vielfalt und die Integration gemeinwohlorientierter Nutzungen als ein wesentlicher Baustein der neuen Programmatik werden einfach ablesbar und zu Wegmarken auf dem vertikalen Pfad durch das Gebäude.

Die prägnanten auskragenden Fassadenbereiche, die sogenannten Kuben, platzieren sich disruptiv entlang der Schul-, Müller- und Antonstraße, wobei sie sich in das urbane Gefüge weben und ein Gefühl von Lebendigkeit hin zur Umgebung vermitteln. In ihren öffentlichen, halb- und nicht öffentlichen Nutzungen sind die Kuben individuell gestalt- und bespielbar. Ihr hoher Grad an Nutzungsflexibilität trägt somit einerseits zur Durchmischung innerhalb des Gebäudes bei, bedingt anderseits aber auch eine ausgereifte Nutzungsprogrammierung. Inwieweit die auskragenden Kuben mittels Begrünungsmaßnahmen und Verschattungseffekten dem angestrebten Nachhaltigkeitsansatz entsprechen sowie ausreichende natürliche Belichtungsverhältnisse auf den hinter dem Public Path und den Kuben liegenden Flächen gesichert werden können, wäre detailliert zu evaluieren.

Der außen liegende Public Path, der als vertikale Durchwegung über die verschiedenen Ebenen bis auf die Dachterrasse leitet, führt ein großes Maß an Öffentlichkeit in den Gebäudekomplex. Über alle Ebenen kann die Öffentlichkeit ein vielfältiges Angebot an Nutzungen auf den Terrassen und erlebbare Grünräume entdecken, die im Gesamtensemble einen Ort des öffentlichen Lebens und der Begegnung auf den Dachflächen kreieren. Funktionalität und Umsetzbarkeit des Public Path werden jedoch besonders durch die Kuration der Kuben sowie sicherheitsrelevanten Aspekten bedingt.

Für die Allgemeinheit wird der äußere Erschließungsweg (Public Path) um Zugänge zum Warenhaus in Schul- und Müllerstraße ergänzt, so dass neben der guten Erreichbarkeit des Warenhauses aus Perspektive des People Flow auch die barrierefreie Erschließung der öffentlichen Flächen über den Innenbereich gewährleistet werden kann. Weitere separate Zugänge für Büro und Wohnen bleiben diesen Nutzungen exklusiv vorbehalten und sollen zur Adressbildung beitragen. Die Wegeführung zu den Wohneinheiten in den oberen Etagen – über Antonstraße, Innenhof, Lobby, Aufzug – lassen die Verortung dieses Gebäudeteils allerdings versteckt und die Adressbildung unklar wirken.

Der Entwurf schafft neben der Warenhausnutzung selbst weitere diverse Anziehungspunkte im Sinne der Belebung und Frequenzsteigerung, berücksichtigt die Belichtungsverhältnisse und nimmt eine Differenzierung zwischen Warenhaus und ergänzendem Einzelhandel vor. Die kritische Masse eines zukunftsfähigen Warenhauses wird leider unterschritten.

Als eindeutiger Favorit der interessierten Stadtgesellschaft überzeugt der Entwurf durch die spannende Fassadengestaltung und kiezbezogene Öffnung des Gebäudes zum Leopoldplatz. In der Gesamtheit bildet der Entwurf eine Vielzahl der Anregungen aus dem vorgelagerten Dialogverfahren ab; birgt jedoch auch Skepsis hinsichtlich der Überlebens- und Zukunftsfähigkeit der Fassadenelemente in dauerhafter Nutzbarkeit und äußerem Erscheinungsbild.

4. Preis

4. Preis: White Arkitekter

Architektur

White Arkitekter 
Fredrik Källström (Arch); Barbara Vogt (Arch)
Johnson, Martin | Fransson, Lisa | Shalaby, Maha | Pospischil, Tillman | Franck, Valerie | Zinnecker, Max | Nilsson, Lars‐Erik

Freiraumplanung

White Arkitekter 
Erik Miron (LArch)
Eriksson, Martin | Brask, Sara

Fachberatende

Schöne Neue Welt Ingenieure, Berlin, 
(Fachbereich: Tragwerksplanung + Fassadenplanung)
Scheible, Florian 
BrandschutzPlus, Berlin 
(Fachbereich: Brandschutz)
Eberl‐Pacan, Reinhard 

Die Weiterentwicklung des Entwurfs in seiner städtebaulichen Kubatur ist vor allem in der Formensprache und Fassadengestaltung durch Ausformulierung und Ablesbarkeit der Nutzungen Warenhaus, Gewerbe und Wohnen gelungen und bildet eine neue Geste im städtischen Kontext der Umgebung aus.

In der Symmetrie des Gebäudes zur Müllerstraße wird die geforderte Traufhöhe durchgehend überschritten, kann durch Abstufungen in Schul- und Antonstraße aber zum Leopoldplatz und zu den angrenzenden Nachbargebäuden vermitteln.

Die Fassade präsentiert sich in einer Abkehr von der bisherigen Stringenz und setzt Akzente auf die Sockelzone. Inwieweit der Typus Bogen in seiner Präsenz, Abtragung und Materialkombination das geeignete Gestaltungselement darstellt und die Architektursprache des Ortes verkörpert, wurde kontrovers diskutiert.

Als Alleinstellungsmerkmal fungiert die offene Passage. Die Konzeption dieser inneren Passage lässt Fragen zur Erschließung aufgrund der Höhenlage und zur Funktionalität aufgrund der parallelen Anordnung zur Müllerstraße unbeantwortet, so dass die Entstehung einer Konkurrenzsituation zur Müllerstraße als belebte Einkaufsstraße nicht ausgeschlossen werden kann.

Die Warenhausnutzung konzentriert sich auf Unter- und Erdgeschoss, wobei die gute Verzahnung von innen und außen im EG hervorzuheben ist. Durch die Überarbeitung der Höfe konnte die Belichtungssituation zwar verbessert werden, die Proportionen der Höfe stellen aber weiterhin die Qualitäten der Büronutzung und der Verkaufsflächen in Frage. Ob ein Warenhaus, dessen überwiegender Teil ohne natürliche Belichtung konzipiert ist, den Anforderungen an ein attraktives Warenhauskonzept des 21. Jahrhunderts gerecht wird und zukünftigen Entwicklungen flexibel begegnen kann, wird kritisch gesehen. Insgesamt erfüllt der Entwurf die geforderte Fläche einer zukunftsorientierten Warenhauskonzeption nicht.

In der interessierten Stadtgesellschaft wurde vor allem die Fassadengestaltung konträr diskutiert. Zum einen wurde die Aufteilung der Fassade in ihrer Höhenstaffelung positiv bewertet und die Bögen als filigranes und freundliches Gestaltungselement definiert, die zur Betonung der Ecke Schul- und Müllerstraße beitragen und eine einladende Architektursprache vermitteln. In der orientalischen Optik des Bogenmotivs wurde zudem ein Bezug zur Bevölkerungsstruktur der Umgebung abgeleitet. Zum anderen wurde die Fassadengestaltung insgesamt durch die Strukturierung als sehr gediegen, sogar langweilig empfunden und die Bögen als zu filigran für den Kiez bewertet. Dieser so betitelte „Schnickschnack“ trage vielmehr zu einer exklusiven Gesamtgestaltung bei, als dass es sich an dem Ort integriert. Positiv hervorgehoben wurde die Passage, die einen Durchgang von Schul- zur Antonstraße schafft. Die schönen und grünen Hofdarstellungen im Inneren Gebäudekomplexes wurden von Befürchtungen begleitet, dass diese in der Realität eher dunkel und verschattet wirken könnten. Die Wegeführung zu den Dachebenen erschien den potentiellen Nutzenden als verwinkelt und umständlich, wobei die vorgeschlagenen Nutzungen wie Urban Gardening und Outdoor Arbeitsplätze sehr zustimmend gewürdigt wurden.

1. Phase – 1. Rundgang

1. Phase – 1. Rundgang: C.F. Møller Architects

Architektur

C.F. Møller Architects 
Thue Borgen Hasløv, Heiko Weissbach
Smets, Bart | Busko, Adam | Gundogdu, Berke | Züst, Romina | Pahl, Timo | Kaczor, Marta | Guralp, Luc | Bresson, Anna Sophie | Langkjær, Nicolaj | Møller, Charlie| Busk, Cecilie| Gerdes, Josefine

Unter nahezu vollständiger Ausnutzung des Baublocks wird die Großform beibehalten. Zur Schul- und Müllerstraße fügt sich die Bebauung mit insgesamt sechs Obergeschossen in das Stadtgefüge ein, zum rückwärtigen Grundstück und zur Antonstraße ist der achtgeschossige Baukörper nicht überzeugend und schafft zum angrenzenden Nachbarn eine unangemessene Dichte.

Die ausgedehnten Einschnitte führen Tageslicht auf die verschiedenen Ebenen in das Gebäude und verleihen den Innenhöfen Aufenthaltsqualität.

Als Besonderheit erzeugt der Entwurf im Kreuzungsbereich Schul- / Müllerstraße einen „flachen“ Sonderbau, der sich nach Innen mit einer weit geöffneten Entreesituation präsentiert und den U-Bahneingang in das Gebäude integriert.

Die differenzierte Ausgestaltung der Fassade kann auch unter Wiederverwendung von Bestandsfassadenelementen in farblicher Anlehnung an Rathaus und Kirchen sowie recyceltem Aluminium den monumentalen Gesamteindruck der Gesamtkomposition nicht auflösen.

Im Blockinneren orientiert sich die in den oberen Etagen verortete Wohnnutzung um die großen Innenhöfe und ist autark von Schul- und Antonstraße aus erschlossen. Die gemeinwohlorientierten Nutzungen sind zum Leopoldplatz konzentriert, stellen eine Verbindung zum Straßenraum her und wirken als Aktivator, um die Öffentlichkeit von der U-Bahn bis auf die Dachebene zu führen.

Die als urbanes Dorf bezeichnete und begrünte Dachlandschaft verfügt über Flächen sowohl für die öffentliche als auch die private Nutzung. Potenzielle Nutzungskonflikte wurden im Übergang der „Gemeinschaftstreppe“ und den privaten Außenflächen der Wohnungen identifiziert.

Die Warenhausnutzung wird über drei Geschosse geschaltet und bietet ausreichend Platz für die bedarfsorientierten Verkaufsflächen. Aus Sicht des People Flow laden die großzügigen Haupteingänge an den Ecken des Gebäudes in das Innere ein und lassen die Nutzenden durch das EG diffundieren.

Der geringen und verträglichen Höhe sowie der großen und qualitätsstiftenden Hofeinschnitte begegnet der Entwurf mit einer flächendeckenden Grundstücksgrenzenbebauung. Die daraus resultierenden Abstandsflächenunterschreitungen bzw. Überdeckungen auf die angrenzenden Grundstücke sowie die Massivität in Außenwirkung und Erscheinung werden kritisch bewertet.

1. Phase – 1. Rundgang: caspar.schmitzmorkramer

Architektur

caspar.schmitzmorkramer 
Caspar Schmitz-Morkramer
Architektur: Bethge, Holm | Salgado, Juan| Göttlicher, Jutta |Ritgen, Jonas | Osmani, Xhe-sika | Ahmed, Thoufiq | Masi, Corinna

Freiraumplanung

caspar.schmitzmorkramer 
Darius Reznek
Dusanic, Davor | Abratkiewicz, Ewa | Gulielmin, Laura

Fachberatende

Werner Sobek, Copenhagen 
(Fachbereich: Nachhaltigkeitsstrategie)
Dr. Weidner, Stefanie 
Werner Sobek, Copenhagen 
(Fachbereich: Tragwerksplanung)
Dr. Steffen, Simon 
Werner Sobek, Copenhagen 
(Fachbereich: Nachhaltigkeitsstrategie)
Nafe, Lena 
Werner Sobek, Hamburg 
(Fachbereich: Energieberater)
Mata, Joao 
HHP, Düsseldorf 
(Fachbereich: Brandschutz)
Schramm, Peter 

Der Entwurf verfolgt den städtebaulichen Ansatz von der Großstruktur zurück zur Körnigkeit der Umgebung in Anlehnung an die historische Blockstruktur zurückzukehren. Der Bestandsbaukörper wird in Einzelvolumen aufgelöst, die um den erhöhten Innenhof orientiert und über diesen angebunden sind.

Die sog. „Plaza“ bildet das zentrale Gestaltungs- und Erschließungselement. Die durchgesteckte Ausführung schafft theoretisch über die beiden Zugänge Schul- und Antonstraße eine neue Wegeverbindung parallel zur Müllerstraße, trägt zur Erschließung sowie Belebung aller Nutzungen von innen heraus bei. Praktisch werden die Erreichbarkeit der neu geschaffenen Innenwelt aufgrund der Lage auf OG-Ebene als problematisch bewertet und die durchgehende Zugänglichkeit aufgrund möglicher Fehlnutzungen in Frage gestellt.

Die geringe Fläche der Warenhausnutzung verteilt sich über UG und EG und ist über mehrere Zugänge der umgebenen Straßen sowie von der Plaza erreichbar. Durch den kleinteiligen ergänzenden Einzelhandel entlang der Müllerstraße mit Konzentration im Kreuzungsbereich Schul- / Müllerstraße und Verlagerten Haupteingängen verliert das Warenhaus den Außenraumbezug und verkennt die prominente Lage im Eckbereich als Entrée für den Gebäudekomplex.

Die vielen Außenräume bieten bis hoch auf die Dachterrasse ein breites öffentliches und privates Angebot und werden unter anderem über die außenliegende Treppe erschlossen. Bezüge zu den an die Außentreppe angrenzenden Nutzungen und entsprechende Verträglichkeit stellt die Arbeit in dieser Entwurfsphase noch nicht her.

Die geringen Abstandsflächenüberschreitungen im rückwärtigen Grundstücksbereich werden als heilbar erachtet. Die Realisierung funktionsfähiger Rettungswege für das im Blockinnenbereich gelegene Kiez/Wohnhaus werden aufgrund der Überbauung des EG und der inneren Erschließung als problematisch bewertet.

Mit einem ambitionierten Nachhaltigkeitsansatz präsentiert der Entwurf viele potenzielle Lösungsansätze, die jedoch Flexibilität gegenüber zukünftigen Entwicklungen vermissen und Erschließungskomplikationen erwarten lassen. Die starke Orientierung des Entwurfs nach Innen lässt eine Konkurrenzsituation zur Müllerstraße befürchten und kann im Ergebnis nicht überzeugen.

1. Phase – 1. Rundgang: Henning Larsen

Architektur

Henning Larsen 
Wiebke Ahues, Louis Bendix Becker, Lucas Ziegler
Fabbri, Gianmarco| Götz, Anne| El Zaher, Linda | Sell, Hendrik | Gihm, Hawke| Shopova, Aleksandra | Polster, Ken (Architekturvisualisierung)

Freiraumplanung

Henning Larsen 
Janka Paulovics

Fachberatende

Ramboll, München 
(Fachbereich: Brandschutz)
Kloß, Sebastian 
Ramboll, München 
(Fachbereich: Tragwerk)
Schneider, Holger 
cepezed, Niederlande 
(Fachbereich: Architektur Zirkuläres Bauen)
Schleurholts, Ronald | van den Heuvel, Job 

Aus der Analyse des baulichen Umgebungskontextes heraus orientiert sich der Entwurf in seiner Formsprache konsequent an der Traufhöhe der Bestandsbebauung und schafft einen angemessenen Übergang zur angrenzenden Nachbarbebauung. Tageslicht wird mittels großzügiger Höfe auf die verschiedenen Ebenen in das Gebäude transportiert und somit gesunde Arbeitsverhältnisse gewährleistet.

Die ausgedehnte Dachlandschaft fungiert mit den vielfältigen Angeboten, dem ökologischen Nachhaltigkeitsansatz sowie der rein öffentlichen Nutzungskonzeption als Alleinstellungsmerkmal, das positiv gewürdigt wird.

Aufstockungen sind im rückwärtigen Grundstücksbereich verortet und nehmen vornehmlich Büro- und gemeinwohlorientierte Nutzungen auf. Die Traufhöhe von bis zu 42 m sowie die erforderlichen Abstandsflächen, welche sich auf die angrenzenden Grundstücke erstrecken, werden kritisch bewertet.

Inwieweit zudem der repräsentative Eingangsbereich als große Eckgeste unter Aufnahme der Gestaltungselemente der denkmalgeschützten Nazarethkirche verstanden und einer differenzierten Ausformulierung zugeführt werden sollte oder dieser vielmehr zur Auflösung der fassenden Platzkontur des Leopoldplatzes im Kreuzungsbereich Schul- /Müllerstraße beiträgt, wurde kontrovers diskutiert.

Durch die kleinteiligen Verkaufseinheiten wird eine Art Einkaufszeile mit mehreren Adressen zur Müllerstraße ausgebildet und der Straßenraum aktiviert. Worin sich die drastische Reduzierung der Warenhausflächen begründet, kann nicht nachvollzogen werden. Anforderungen an die Funktionalität des Gebäudekomplexes und die Erfüllung der Ziele des StEP Zentren 2030 werden dadurch in Frage gestellt.

Der Entwurf präsentiert sich in der Gesamtheit mit guten städtebaulichen und architektonischen Ansätzen, lässt jedoch Fragen zur (inneren) Erschließung ungeklärt und kann infolge der Flächenunterschreitungen nicht überzeugen.

1. Phase – 1. Rundgang: OMA

Architektur

OMA 
Ellen van Loon
Veldman, Mark | Jablan, Igor

Auf innovative Art und Weise löst der Entwurf die Großstruktur auf und sieht in seiner Programmierung eine Neugliederung des Projektgebietes ohne „Rückseiten“ vor.

Durch den baulichen Schluss wird der gesamte Berliner Block mit besonderen Qualitäten neu organisiert. Der Blockinnenbereich wird als zusammengehörige Fläche verstanden und um Grünflächen ehemaliger Erschließungsflächen erweitert. Folgerichtung wird die Wohnnutzung – auch wenn einseitig orientiert – im hinteren Bereich in Ergänzung der Bestandbebauung im kleinteiligen Maßstab verortet.

Das gemeinwohlorientierte Gewerbe ist in der Spindel lokalisiert und steht auf mehreren Ebenen in Verbindung mit weiteren öffentlichen Nutzungen. Der Erhalt der Spindel bildet in dieser Entwurfskomposition einen infektiösen Charakter aus und stellt das Kosten-Nutzen-Verhältnis zur Debatte.

Zwischen Schul- und Antonstraße wird durch die neu konzipierte Fußgängerpassage „Galeria“ eine Wegeverbindung geschaffen, die das Büro- und Warenhaus als Solitär abtrennt. Auswirkungen der schmalen Passage auf erforderliche Abstandsflächen – sofern keine Überbauung erfolgt – und der Lichthöfe an eine ausreichende Belichtung werden kritisch bewertet.

Zugunsten der Nutzungen wird der Hauptbaukörper in der Gebäudetiefe reduziert und zur Erfüllung des Flächenprogramms treppenartig aufgestockt. Durch die 45-Grad-Drehnug löst der Entwurf Anforderungen an die Abstandflächen geschickt und schafft durch die dreiecksförmige Terrassierung eine ausgedehnte Dachlandschaft als wichtigen Bestandteil des Gebäudes mit öffentlichen und privaten Bereichen.

Durch die niedrige Höhe am Leopoldplatz wird die fassende Platzkontur aufgebrochen. Der Baukörper wendet sich nahezu von diesem ab und entwickelt durch die Höhenstaffelung von bis zu 50 m an der Antonstraße eine grobe Gestik, die mit Aufgeregtheit und zu starker Präsenz in den Stadtraum wirkt. Ob dies als eine dem Ort angemessene Antwort klassifiziert werden kann, wird kritisch diskutiert.

Die Flächen für die Warenhausnutzung verteilen sich auf das UG und EG mit direkten Anbindungen an die U-Bahn, die in der geplanten Konzeption kritisch bewertet werden. Neben den untergeordneten Eingängen an Schul- und Antonstraße führt ein zentraler Haupteingang an der Müllerstraße in das Gebäudeinnere.

Der eigenständige städtebauliche Ansatz wird grundsätzlich positiv gewürdigt, der Bezug zu dem städtebaulichen Kontext und Angemessenheit an dem Ort allerdings in Frage gestellt.

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