HBS | Nachverdichtung in Holzbau am Beispiel des Neuen Stöckach

Ende 2020 erfolgte durch das Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz der Ideenaufruf zum Förderprogramm Holzbau Offensive BW. Die Landeshauptstadt Stuttgart bewarb sich bei dem Förderprogramm für Kommunen mit dem Projekt „Nachverdichtung in Holzbau am Beispiel des neuen Stöckachs (EnBW-Areal / IBA‘ 27 Projekt)“. Das Projekt wurde im Folgenden für beide Förderstufen ausgewählt.

Die Fördermittel wurden zur Durchführung einer parallelen Mehrfachbeauftragung als Entwurfsstudie beantragt. Ziel des Verfahrens war die Entwicklung eines Baukastensystems und eines konkreten Umsetzungsvorschlages zur Nachverdichtung in Holzbauweise des Bestandsgebäudes Stöckachstraße 30 in Stuttgart-Ost. Hiermit werden die Ergebnisse des Verfahrens dokumentiert und sollen im Zuge der Holzbau Offensive Baden-Württemberg anderen Kommunen, bzw. der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Die Auftraggeberin des Verfahrens war die Landeshauptstadt Stuttgart. Gegenstand der Mehrfachbeauftragung war die Durchführung einer Entwurfsstudie. Das Gebäude soll im Zuge der Quartiersentwicklung „Der Neue Stöckach“ umgebaut werden. Der Umbau obliegt der Grundstückseigentümerin Der neue Stöckach GmbH & Co. KG (DNS). Eine Weiterbeauftragung auf Grundlage der Ergebnisse der Entwurfsstudie ist für den DNS weder ausgeschlossen noch verpflichtend. Die in der Aufgabenbeschreibung formulierten Ziele wurden mit dem DNS abgestimmt und entsprechen den zukünftigen Entwicklungszielen des geplanten Umbaus.

Die gesamte Quartiersentwicklung „Der Neue Stöckach“ und somit auch das gegenständliche Bestandsgebäude ist ein IBA‘ 27 Projekt. Das Verfahren wurde im Trialog zwischen der EnBW, der IBA‘ 27 und der Landeshauptstadt Stuttgart erarbeitet. Gegenstand des Verfahrens waren neben der Holzbauweise auch die architektonischen Qualitäten und die Einbindung in das alte und neue Quartier.

Die Umsetzbarkeit der Entwurfsstudien sollte durch die obligatorische Einbindung von Holzbauunternehmen als Bewerber:innengemeinschaft mit den Planungsteams gesichert werden.

Das Gebäude 10 ist ein ortbildprägendes, 126 m langes Bestandsgebäude, das als Büro- und Betriebsgebäude genutzt wurde. In der zukünftigen Entwicklung des Stöckach-Areals spielt das Gebäude 10 eine wichtige Rolle in der Vermittlung zwischen der Stöckachstraße, den geplanten Nutzungen im Gebäude und dem Quartier. Aufgrund des sehr geringen Abstands von 9 m zu Block B und der daraus resultierenden Verschattung, sollen das Erd- und 1. Obergeschoss Sondernutzungen, wie Gewerbe und Nahversorgung aufnehmen. Wohnungen sind, sofern eine ausreichende Belichtung gegeben ist, auch im 1. Obergeschoss möglich. Auf den darüber liegenden Geschossen sollen Wohnungen geplant werden. Die beispielhafte Auseinandersetzung mit dem Bau war der Gegenstand des Verfahrens.

In diesem Rahmen kann das oberste Stockwerk zurückgebaut, anschließend soll in Holzbauweise um ein bis zwei weitere Stockwerke aufgestockt und das Gebäude nutzungsgemischt umgestaltet werden. Des Weiteren wird ein Teil am südwestlichen Ende des Gebäudes zurückgebaut und sollte ebenfalls als Teil der Entwurfsstudie vollständig in Holzbauweise wiedererrichtet werden.

Die rückgewandte „Boxengasse“ als gegenwärtige Erschließung und Anlieferung des Gebäudes 10 und Verbindungsglied zum zukünftigen Block B soll zu einem Begegnungsort werden. Hier werden die neuen Nutzer:innen aufeinander treffen und die Alltäglichkeit der sozialen und demographischen Durchmischung wird sichtbar.

Die längs zum Gebäude 10 verlaufende einspurige Stöckachstraße wurde als erweitertes Planungsgebiet ins Verfahren eingebunden und sollte auf konzeptioneller Ebene mitgedacht werden. In Einklang mit dem lebendigen Bild des neuen Stöckach wurden hier Konzepte erwartet, die die Stöckachstraße in eine urbane Bewegungszone transformieren und neue barrierefreie Zugänge in das Gebäude 10 ermöglichen.

Ziel des Verfahrens war es, neben einer individuellen Lösung, Ansätze zu finden, die übertragbar sind sowie Prozesse und Planungsinstrumente zu erproben, die Kommunen bei der Verwendung des Materials Holz insbesondere im Bestandsumbau unterstützen sollen.

Verfahren

Verfahrensgegenstand war die Erlangung von Lösungsvorschlägen in Form einer Entwurfsstudie. Das Bestandsgebäude 10 soll nutzungsspezifisch umgebaut werden. Das oberste Geschoss kann abgebrochen und soll anschließend ein- bis zweigeschossig in Holzbauweise aufgestockt werden. Die Gebäudeerweiterung am südwestlichen Gebäudeende wird abgebrochen und ist in Holzbauweise neu zu planen. Die „Boxengasse“ auf der Gebäuderückseite soll umgestaltet werden. Im erweiterten Planungsgebiet soll der gesamte Straßenquerschnitt der Stöckachstraße im Bereich des Gebäude 10 umgestaltet werden.

Das Verfahren wurde als parallele Mehrfachbeauftragung durchgeführt.

In einem einstufigen Verfahren mit integriertem Workshop sollten die Teilnehmer:innen Lösungsvorschläge zur beschriebenen Aufgabe sowohl in architektonischer, freiraumplanerischer und baukonstruktiver Hinsicht erarbeiten.

Das Verfahren war nicht anonym. Die Verfahrenssprache ist deutsch.

Ort

EnBW-Areal, Stuttgart

Auftraggeber:in

Landeshauptstadt Stuttgart
Amt für Stadtplanung und Wohnen
Abteilung Städtebauliche Planung Mitte
Eberhardstraße 10
70173 Stuttgart

in Kooperation mit
Der neue Stöckach GmbH & Co. KG
und
IBA'27 Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart GmbH

Verfahren

Parallele Mehrfachbeauftragung

Projektzeitraum

Mai - Oktober 2023

Wettbewerbssumme

195.750 € (brutto)

Ansprechpartner:in

Nicolas Rossidis
rossidis@c4c-berlin.de

Termine

  • Ausgabe der Unterlagen
    30.05.2023
  • Ortsbegehung
    30.06.2023
  • Erster Rückfragenzeitraum
    bis 30.06.2023
  • Workshop (digital)
    14.07.2023
  • Zweiter Rückfragenzeitraum
    bis 28.07.2023
  • Abgabe der Entwurfsstudien
    14.09.2023
  • Jurysitzung
    16.10.2023

Teilnehmende

  • architekturagentur  
  • Atelier Kaiser Shen Architekten  
  • Haas Cook Zemmrich STUDIO 2050  
  • Peter W. Schmidt Architekten  
  • VON M  

Preisgericht

Jurymitglieder

Andreas Hofer, Intendant / Geschäftsführer IBA’27, Zürich / Stuttgart
Dr.-Ing. Stefanie v. Andrian, Leiterin Corporate Real Estate Management, EnBW AG, Stuttgart
Lorenz Nagel, Projektentwickler PRIMUS developments, Berlin
Prof. Stephan Birk, Professor für Architektur und Holzbau, TU München, München, Birk Heilmeyer und Frenzel Architekten, Stuttgart
Prof.’in Andrea Klinge, Professur für Konstruktion und Entwerfen, KIT, Karlsruhe, ZRS Architekten Ingenieure, Berlin
Prof.’in Dr.-Ing. Ulrike Fischer, Professur für Entwerfen, Methodik und Konstruktion, htw saar, Saarbrücken, Linking Architecture, Karlsruhe
Thorsten Donn, Amtsleiter Amt für Stadtplanung und Wohnen, Landeshauptstadt Stuttgart

Stellvertretende Jurymitglieder

Carolin zur Brügge, Leiterin Städtebauliche Planung Mitte, Landeshauptstadt Stuttgart
Dr.-Ing. Jochen Stahl, Gastprofessur Universität Stuttgart, Stuttgart, Fast + Epp, Darmstadt
Florian Eitel, Projektentwicklung, Tragwerksplanung und Vertrieb, SCHLOSSER plan.Projekt, Ellwangen
Hans Peter Künkele, Projektleitung IBA’27, Zürich / Stuttgart
Marco Geis, Business Lead für Immobilien-Großprojekte, Projektleiter „Der neue Stöckach“ EnBW AG, Stuttgart

Downloads

Projekt-Ergebnisse

1. Preis

1. Preis: Haas Cook Zemmrich STUDIO 2050

Martin Haas, David Cook, Stephan Zemmrich
David Deussen, Ivan Jimenez, Lingyang Xu

Fachberatende

knp.bauphysik GmbH 
(Fachbereich: Bauphysik)
Christoph Hämmerling 
Rubner Holzbau GmbH 
(Fachbereich: Holzbau)
Raphael Schmid 
Transsolar Energietechnik GmbH 
(Fachbereich: Klima- und Energieberatung)
Monika Schulz 
C4 engineers GmbH 
(Fachbereich: Tragwerksplanung)
Boris Peter 

Leitidee/Umgang mit dem Bestand

  • Das übergeordnete Gestaltungskonzept und der Umgang mit dem Bestandsgebäude kann durch eine sehr hohe Qualität und Bearbeitungstiefe überzeugen und zeichnet sich insbesondere durch seine Robustheit aus.
  • Der Entwurf gibt mit der Ablesbarkeit von alter, bauzeitlicher und neuer, transformierter Gestaltung der Fassade eine nachvollziehbare und kluge Antwort auf die Frage des Verhältnisses von innerer Funktion und äußerer Erscheinung. Das Gebäude öffnet sich im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss zur Stöckachstraße über seine sichtbar belassene Bestandsfassade, gewährt Einblicke in die gewerblichen Nutzungen dahinter und betont diese zugleich als öffentliches Gesicht nach außen. Ausschnitte in den Geschossdecken schaffen Querbezüge zwischen dem Erdgeschoss und dem Untergeschoss sowie dem 1. Obergeschoss und erhöhen die Nutzungsqualität. Auf diese Weise wird das Untergeschoss für qualitative Nutzungen geöffnet. Die damit korrespondierende Gestaltung der Stöckachstraße schafft eine sehr gute Erdgeschoss-Zone mit funktionalen Angeboten für Gewerbeflächen und setzt Akzente. Die Gestaltung der Stöckachstraße ist für die Qualität der Erdgeschoss-Zone ein essenzieller Bestandteil, der durch die Landeshauptstadt Stuttgart realisiert werden müsste. Der Entwurf zeigt damit in eindrucksvoller Weise die Potentiale einer holistischen Planung, die öffentliche und private Interessen und Pflichten bedenkt.
  • Die Wohngeschosse in den oberen Geschossen werden durch eine neue gefärbte, vorgehängte Holzfassade mit vertikaler Lattung bekleidet und setzen sich damit gestalterisch klar und nachvollziehbar von den darunterliegenden gewerblichen Nutzungen ab. Die Farbgebung der Holzfassade überzeugt in der Diskussion noch nicht vollends, sie ist im Kontext des städtebaulichen Umfelds zu qualifizieren.
  • Ein vorgehängtes Gerüst, welches die Freisitze für die Wohnungen trägt, nimmt subtilen Bezug auf die Rasterung der ursprünglichen Bestandsfassade. Eine Fassadenbegrünung auf dem vorgehängten Gerüst wird als grundsätzlich möglich erachtet.
  • Die Gliederung der Fassade und des Baukörpers setzt selbstbewusst den Bestand, seine Transformation und den Neubau in Beziehung und überzeugt die Jury.

Wohnungsbau

  • Mit der Wohnungsaufteilung und den Laubengangerschließungen werden hochwertige Grundrisse angeboten, die der erwartbaren kostenintensiven Umsetzung entsprechende Qualitäten entgegensetzen. Die durchgesteckten Wohnungen werden in ihrer Möglichkeit zu Belichtung und natürlichen Belüftung positiv gewürdigt, die Ausrichtung der Schlafzimmer zu den Laubengängen wäre im Falle einer weiteren Bearbeitung auf die damit entstehenden Einschränkungen für den Alltag des Wohnens zu überprüfen. Die Freisitze auf dem vorgehängten Gerüst haben durch Ihre Anordnung das Potential trotz urbaner Dichte eine Intimität für die Nutzer:innen zu ermöglichen.

Innovationskraft

  • Das Projekt hat die Kraft in seiner Skalierbarkeit für das gesamte Areal des Neuen Stöckach sowie als Handreichung für Kommunen bei weiteren Bestandsumbauten richtungsgebend voranzuschreiten, geht über die Verwendung von Holzbau hinaus und öffnet glaubwürdig Türen für Themen wie ReUse und Urban Mining.
  • Der Anspruch der gestellten Aufgabe an die Eröffnung eines Experimentierraums zur Erforschung von Lösungen mit Modell- und Vorbildfunktion wurde in einer Tiefe bearbeitet, welche in hohem Maße hervorstechen konnte. Insbesondere die Weiterentwicklung und Berücksichtigung der Hinweise aus dem Workshop zur Überprüfung möglicher Hindernisse aufgrund noch nicht etablierter Techniken wurde durch eine umfassende Back-Up-Strategie glaubwürdig begegnet und konnte die Jury überzeugen. Die Verfassenden können so bei hoher Innovationskraft auch eine Umsetzbarkeit bei fehlender Genehmigungsfähigkeit gewährleisten.
  • Die Untersuchung und der Vorschlag zur Erprobung einer Holz-Lehm-Decke unter Berücksichtigung der Möglichkeiten von lokalen Zimmereibetrieben ist positiv hervorzuheben, wobei den Verfassenden der weitere Forschungsbedarf dieser Methodik durchaus bewusst ist. Die Anwendung insbesondere in der Aufstockung und des Neubaus wird jedoch kritisch hinterfragt und erscheint im Wohnungsbau nicht zwingend notwendig.
  • In der Summe zeigt der Entwurf eine herausragende städtebauliche und architektonische Antwort auf die vielfältigen Fragen der Aufgabenstellung. Die Verfassenden haben die Aufgabe ernst genommen und mit einem hervorragenden Umgang mit den Rahmenbedingungen eine Planung mit Innovationskraft geschaffen, die gleichzeitig ästhetisch, funktional und realisierbar ist.

2. Preis

2. Preis: Atelier Kaiser Shen Architekten

Guobin Shen, Florian Kaiser
Anna Sazanova, Johannes Schreiner

Fachberatende

Concular GmbH 
(Fachbereich: Zirkuläres Bauen)
Thomas Bank 
INGENIEURGRUPPE BAUEN 
(Fachbereich: Brandschutz)
Jens Salten 
Transsolar KlimaEngineering 
(Fachbereich: Energiekonzept)
Barbara Karau, Christina Kendel 
Holzbau Flack GmbH & Co. KG 
(Fachbereich: Holzbauunternehmen)
Christian Flack 
INGENIEURGRUPPE BAUEN 
(Fachbereich: Tragwerksplanung)
Patrick Schädle 

Leitidee/Umgang mit dem Bestand

  • Die Erscheinung des Gebäudes zum Stadtraum kann in seiner Anmutung und Gliederung mit einer hohen gestalterischen Qualität überzeugen. Die Gliederungsprinzipien der Bestandsfassade werden übernommen indem bestehende Elemente rückgebaut und durch Elementmodule aus Holz ersetzt werden. Das markante Fassadenraster aus Stahlbeton wird durch ein vorgehängtes „Holzgrid“ verkleidet, welche die Anmutung einer tragenden Holzbaukonstruktion suggeriert. Diese Materialwahl wird in ihrer Angemessenheit einer zeitgemäßen Transformationsstrategie und in ihrer Realisierbarkeit kontrovers diskutiert. Die neue Fassade stellt einen unverwechselbaren und überzeugenden Bezug zum Bestand her, verspielt an dieser Stelle allerdings ihr Potential in einer Holznachahmung und schafft es nicht sich von den zugrundeliegenden rigiden Prinzipien lösen und diese konsequent weiterentwickeln.
  • Es werden insbesondere zur Erfüllung des notwendigen Brandschutzes und der Holzbaurichtlinien gestaltprägende Änderungen an der Fassade erwartet. Eine Behandlung und Alterung des der Witterung ausgesetzten Materials ist zu erwarten und muss in der gezeigten Anmutung im Hinterkopf behalten werden. Der Verglasungsanteil bietet weiteres Optimierungspotential.
  • Zwei großzügige Voluminaausschnitte über zwei Geschosse erzeugen eine klare und selbstverständliche Adressbildung in Richtung Stöckachstraße und die gewünschte Durchlässigkeit zur Boxengasse. Dies setzt sich in den darüberliegenden Geschossen über die unberührte Bestandsfassade fort. Mittels umfangreicher Einbindung des vorgelagerten Gehwegs und der Stöckachstraße wird eine einladende Erdgeschosszone für die hier angeordneten öffentlichkeitswirksamen Nutzungen geschaffen. Indes ist die des Konzeptes inhärent vorgeschlagene Umgestaltung der Stöckachstraße durch die Landeshauptstadt Stuttgart auf eine Realisierung zu prüfen.
  • Die Bestandswände im Innenraum aus Ziegelmauerwerk sollen nach Möglichkeit erhalten werden und bilden die Wohnungstrennwände aus. Gemeinsam mit sichtbaren Deckenverkleidungen und Wohnungsinnentrennwände aus Holz erzeugen die Verfassenden eine stimmige, positiv hervorzuhebende Vision. Gleichzeitig sind hier zur Erfüllung der Schallschutz- und Brandschutzanforderungen Anpassungen zu erwarten, die das Erscheinungsbild verändern.

Wohnungsbau

  • Die verschiedenen Erschließungsflächen auf den Wohngeschossen werden stellenweise aufgeweitet und binden Gemeinschaftsräume für die Nutzer:innen an. Die bestehenden Brückenbauwerke werden als zusätzliche Gemeinschaftsräume in den Entwurf miteinbezogen. Sie stellen keine Notwendigkeit dar und werden als flexibles räumliches Angebot positiv hervorgehoben.
  • Aufgrund der verschiedenen Erschließungskonzepte werden stellenweise einseitig belichtete Wohnungen angeboten, welche in ihrer Nutzungsqualität kritisch gesehen werden. Die Nutzungsqualität, der an den Laubengängen orientierten Schlafzimmer wird hinterfragt.

Innovationskraft

  • Der Entwurf kann durch die konsequente Verwendung von seriell vorgefertigten Holzbauelementen zur Ertüchtigung des Bestandsgebäudes als auch für die neu geplante Aufstockung überzeugen und eine hohe Realisierbarkeit nachweisen. Die Verfassenden geben in besonderer Form Vorschläge für eine Skalierbarkeit auf weitere Bestandsumbauten.
  • Der formulierte Anspruch an Urban Mining ist positiv hervorzuheben, endet jedoch frühzeitig in der Wiederverwendung von Materialien als Möbel und der Bekleidung eines Pavillons auf dem Dach. Ein realistisches Angebot zur Materialwiederverwendung im Gebäude und der Konstruktion erfahren lediglich die Bestandswände im Innenraum, welche als Wohnungstrennwände weiter Verwendung finden.

3. Preis

3. Preis: VON M

Matthias Siegert, Dennis Mueller
Jan Hedemann, Niklas Funk, Daniel Seiberts

Fachberatende

Michael Wengert Energiebüro 
(Fachbereich: Energieberatung)
Michael Wengert 
Müllerblaustein Holzbauwerke GmbH 
(Fachbereich: Holzbau)
Jochen Friedl 

Leitidee/Umgang mit dem Bestand

  • Der Entwurf liefert auf eindrucksvolle Weise Lösungsansätze zur Ausarbeitung eines modernen Wohnungsbaus. Mit einem schlüssigen Konzept wird die Bewohner:innengemeinschaft mit einem großzügigen Angebot an Gemeinschaftsflächen in den Mittelpunkt gestellt. Die gelungene Adressierung einer Öffentlichkeit wird positiv hervorgehoben.
  • Für die neue Fassade werden Abbruchmaterialien aus der umgebenden Bebauung wiederverwendet. Offene zur Stöckachstraße orientierte Geschosserschließungen größtenteils über Laubengänge, prägen in ihrer Horizontalität das neue Gesicht des Gebäudes, stehen der ansonsten wahrnehmbaren Vertikalität der Fassade derweil widersprüchlich entgegen. Die vorgeschlagene Anmutung wirkt folglich in ihrer Gesamtheit noch zu unentschlossen und es bedarf einer weiteren Ausbalancierung der beiden Kräfte.
  • Die Verfassenden entscheiden sich neben dem Dachgeschoss auch das 4. Obergeschoss abzubrechen und neu aufzustocken. Dies wird in seiner Notwendigkeit kritisch diskutiert und steht dem formulierten Anspruch an Nachhaltigkeit entgegen. Die neue Aufstockung wird konstruktiv per Holzraummodulen vorgeschlagen und kann eine zügige Montagezeit gewährleisten.

Wohnungsbau

  • In der Arbeit wird eine große Auswahl an kompakten und modularen Grundrissen in einer hohen Nutzungsqualität angeboten. Insbesondere die neuen Geschosse der Aufstockung werden mit ihrer effizienten Erschließung hervorgehoben. Hingegen wird der hohe Anteil an nicht-barrierefrei erschließbaren Maisonette-Wohnungen kritisch eingeschätzt.
  • Die dem Konzept inhärente Betonung der Bewohner:innengemeinschaft soll durch ein sehr hohes Maß an Gemeinschaftsflächen gewährleistet werden, welche allerdings in ihrer Flächenquantität zugunsten einer höheren Nutzungsqualität und Flächeneffizienz weiter auszubalancieren wäre.

Innovationskraft

  • Die Verfassenden schlagen einen sehr effizienten Holzbau vor, welcher auf der einen Seite in seinem Realisierungspotential positiv bewertet wird, auf der anderen Seite seinen Spielraum für zukunftsweisende Innovationen jedoch nicht voll ausnutzen kann.
  • Der Urban-Mining-Ansatz der Wiederverwendung von Fassadenelementen der Nachbarbebauung wird positiv hervorgehoben, berücksichtigt allerdings nicht die Hindernisse einer möglichen fehlenden Gewährleistung und lässt den Wunsch nach einem Plan B offen.
  • Zusammenfassend zeigen die Verfassenden mit ihrem Beitrag auf sehr hohem Niveau Lösungen für einen modernen Wohnungsbau auf. Indes werden jedoch vielerlei Themen noch nicht abschließend behandelt und der Entwurf kann ohne die nötige Klarheit sein Potential nicht vollends ausnutzen.

2. Rundgang

2. Rundgang: architekturagentur

Klaus Grübnau
Rosario Galota, Franka Hall, Sonja Weber, Leslie Grübnau

Fachberatende

holzius 
(Fachbereich: Holzbau)
Herbert Niederfriniger 
Rehle Ingenieure 
(Fachbereich: Tragwerksplanung)
Norbert Rehle 
Schaible Holzbau 
(Fachbereich: Zimmerer)
Daniel Schaible 

Leitidee/Umgang mit dem Bestand

  • Das Gebäude zeigt sich mit seiner Gestalt zurückhaltend und schafft es nicht seinen Anspruch an Innovation und Zukunftsgewandtheit nach außen zu transportieren. Die gewählte Sprache für das neue Gesicht des Neuen Stöckach und die Kommunikation der angestrebten Werte für das Quartier wird kritisch diskutiert und als nicht gelungen eingeschätzt.
  • Die Tiefgarageneinfahrt am südwestlichen Gebäudeende wird mit Stützen freigestellt und auf diese Weise besonders betont. Die qualitativen Mehrwerte in der Anmutung für den Straßenraum als auch die fehlenden Maßnahmen des Immissionsschutzes werden kritisch gesehen.
  • Mit dem Vorschlag der Ausdehnung von markanten dem Gebäude zugeordneten Vorbereichen in der Erdgeschosszone werden Flächen im öffentlichen Raum der Stöckachstraße beansprucht und insbesondere durch die Landeshauptstadt Stuttgart als wenig realisierungsfähig angesehen.

Wohnungsbau

  • Dem Wunsch nach flexiblen Wohnungsgrundrissen wird dem Vorschlag zur Etablierung von Schaltzimmern gut begegnet. Derweil werden durch die gewählte Erschließung einseitig belichtete Wohnungen und innenliegende, unbelichtete Stichflure geschaffen.
  • Der Verzicht auf die Schaffung von Freisitzen wird kritisch diskutiert und als zusätzliches räumliches Angebot für die Nutzer:innen gewünscht.

Innovationskraft

  • Mit dem Vorschlag von unverleimten Vollholzelementen kann ein positiver Beitrag zu einer nachhaltigen Bauweise für eine zukünftige sortenreine Wiederverwendung geleistet werden. Die Verwendung von Holzmodulelemente für den Ausbau als Massivbauteile wird jedoch vor dem Hintergrund einer ressourcensparenden und daher wirtschaftlichen Bauweise kritisch bewertet.
  • Der Vorschlag zur temporären Erstellung einer Feldfabrik zur Vorfabrikation von seriellen Ausbauelementen auf dem Dach wird insbesondere im Hinblick für eine effiziente Logistik und Montage positiv hervorgehoben. Indes scheint diese Strategie für die relativ kleine Produktionsmenge als ineffizient, kostenintensiv und daher wenig wirtschaftlich.

2. Rundgang: Peter W. Schmidt Architekten

Peter W. Schmidt
Benedikt Herz, Uli Th. Schaller

Fachberatende

Sigra Brandschutz GmbH 
(Fachbereich: Brandschutz)
Tom Wagner 
Hasslacher Holding GmbH 
(Fachbereich: Holzbau)
Markus Fischer 

Leitidee/Umgang mit dem Bestand

  • Das Gestaltprägende außenliegende Exoskelett nimmt die Erschließungswege und Freisitze auf. Die herausgestellten Vorteile und bei einem Nutzungswechsel möglichen Weiterverwendungsmöglichkeiten scheinen begrenzt und der Mehrwert wenig überzeugend.
  • Hauptmerkmal der Fassade sind die an den Stirnseiten einfassenden vollständig geschlossenen Wände. Hergestellt aus Beton steht diese Maßnahme dem Wunsch einer nachhaltigen und vorrangig aus Holz vorzuschlagenden Konstruktion widersprüchlich entgegen.
  • Das auf dem Gehweg lastende Exoskelett und die Gebäudeaufweitung über die Betoneinfassungen an den Stirnseiten verbreitern das Gebäude über das Baufenster hinaus und stehen einer Genehmigungsfähigkeit entgegen.
  • Die Verfassenden geben mit der Konzeption des Erdgeschosses und seiner inneren Erschließung gut gelungene Antworten auf die Herausforderungen der Aufgabe zum Umgang mit dem Höhenversprung zwischen Gebäude und Stöckachstraße. Die Positionierung der Markthalle mit dem Haupteingang an der Stirnseite bietet einen markanten Eingang und konnte überzeugen.

Wohnungsbau

  • Die Haupterschließungen der Wohnungen erfolgt über innenliegende, teils unbelichtete und lange Stichflure und können dem ambitionierten Anspruch an einen zeitgemäßen Wohnungsbau nicht gerecht werden.
  • Neben einer zu bemängelnden nicht-barrierefreien inneren Erschließung der Maisonette- Wohnungen, wird das zugehörige höherliegende Wohngeschoss über außenliegende geschlossene Treppengänge erschlossen. Diese vom Exoskelett getragenen Treppen sind der Fassade vorgelagert angeordnet und werden vor dem Hintergrund eines freien Ausblicks aus der Wohnung in ihrer Nutzungsqualität für die Bewohner:innen stark in Frage gestellt.
  • Die markanten geschlossenen Betonwände an den Stirnseiten bieten keinerlei Möglichkeit die dahinterliegenden Wohn- und Schlafräume zu belichten und stehen sowohl einer qualitativen Nutzung der Wohnungen als auch Genehmigungsfähigkeit entgegen.
  • Die Ausbildung der Aufstockung als Staffelgeschoss mit privater Dachterrasse wird kritisch diskutiert und lässt Fragen nach einer effizienteren Geschossausnutzung und einer höheren Zugänglichkeit offen.

Innovationskraft

  • Mit der Verwendung von Holztafelbau in Modulbauweise wird ein guter Vorschlag zur Möglichkeit des Bestandsumbaus gegeben. Derweil gibt die Kernstrategie der Arbeit zum Rückbau des Gebäudes auf einen sogenannten Stand „Gebäude 0“ leider keinerlei Antworten auf mögliche Weiter- und Wiederverwendungen für das Abbruchmaterial und verkennt sein Potential zum Beitrag einer Kreislauffähigkeit.
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