K231 | Ku’damm 231
Verfahrensgegenstand war die Erarbeitung einer angemessen städtebaulichen Dichte und Kubatur und einer Nutzungsstruktur für den Warenhausstandort am Kurfürstendamm unter Beachtung der unmittelbaren und der weiteren Umgebung. Von den Teilnehmenden wurden innovative Lösungen und Vorschläge erwartet, die das gewohnte Denken verlassen und ein Leuchtturmprojekt mit Vorbildcharakter schaffen. Gesucht wurde ein multifunktionales lebendiges Wahrzeichen, das die Erlebbarkeit von Geschichte, Gegenwart und Zukunft unter einem Dach vereint und das Projektgebiet zu einem lebendigen Stadtbaustein im Herzen der City West wachsen lässt.
Anlass und Ziel
Seit seiner Eröffnung 1886 unterzieht sich der Kurfürstendamm einer stetigen Veränderung: Wohnstraße, Einkaufsstraße, Ort des kulturellen Aufbruchs und Zentrum von West-Berlin in der geteilten Stadt hat sich der Boulevard zu einer der exklusivsten Einkaufsstraßen Deutschlands entwickelt. Auch der Einzelhandel verändert sich – andere Einkaufsgewohnheiten, Online-Handel und die Folgen der Pandemie erzeugen einen hohen Veränderungsdruck.
Eine Erkenntnis ist gereift: Die reine Konzentration auf den Betriebstyp Warenhaus ist zur langfristigen Standortsicherung für eben jenes nicht mehr ausreichend. Diese Erkenntnis stellt sich dabei nicht nur auf Ebene von einzelnen Gebäuden, sondern für die City West als Zentrumsbereichskern: Wie kann großflächiger Einzelhandel in zentralen urbanen Bereichen unter Berücksichtigung von Klimaschutzzielen und Klimaanpassungsstrategien, veränderten verkehrspolitischen Zielsetzungen und veränderten Kaufgewohnheiten so organisiert werden, dass er Teil einer nachhaltigen und ganzheitlichen Stadtentwicklung bleibt?
Mit einer Neugliederung und einer Neubebauung des Karstadt-Areals soll eine exemplarische und mutige Antwort auf diese Frage gegeben werden. Aufbauend auf dem Warenhaus als Kernnutzung soll mit einer Nutzungsmischung aus Einzelhandel, Büro, Hotel, Wohnen, kulturellen Nutzungen und weiteren Funktionen sozialer sowie nicht kommerzieller Infrastruktur an einer der symbolischsten Einkaufsstraßen Deutschlands die Glanzzeit des deutschen Warenhauses zukunftsweisend interpretiert und baulich manifestiert werden.
Ein Kernpunkt der Aufgabenstellung ist es, eine angemessene und gleichzeitig verträgliche Gesamt-BGF für das Projekt zu definieren, das sowohl die zentrale Lage des Ortes würdigt als auch die bestehenden Strukturen mit ihren Höhendominanten achtet und fortschreibt. Städtebaulich besteht das Ziel einer angemessenen Dichte- und Höhenentwicklung, die das Spannungsverhältnis der Potenziale des Standorts und der Verträglichkeit mit dem Umfeld zu einem schlüssigen Miteinander führt.
Es soll eine städtebauliche Kubatur und Nutzungsstruktur für das Grundstück erarbeitet werden, welche aus stadtplanerischen, architektonischen, baukulturellen, verkehrlichen, denkmalfachliche, freiraumbezogenen sowie ökologischen Aspekten eine dem Ort angemessene und verträgliche Entwicklung ermöglicht und damit einen nutzungsflexiblen Warenhausstandort des 21. Jahrhunderts neu definiert.
Das K231 bietet den Rahmen für ein einmaliges Projekt in einer der zentralsten Lagen Berlins, der seit jeher Gegenstand von Innovation und Transformation war. Von den Teilnehmenden werden innovative Lösungen und Vorschläge erwartet, die das gewohnte Denken verlassen und ein Leuchtturmprojekt mit Vorbildcharakter schaffen, das Klimaneutralität ermöglicht und den Anforderungen an eine klimaneutrale Mobilität gerecht wird. Gesucht wird ein multifunktionales lebendiges Wahrzeichen, das die Erlebbarkeit von Geschichte, Gegenwart und Zukunft unter einem Dach vereint und das Projektgebiet zu einem lebendigen Stadtbaustein im Herzen der City West wachsen lässt.
Eine holistische Nachhaltigkeit des K231 steht hierbei im Vordergrund. Der Schwerpunkt dieses Projekts in dieser städtebaulichen Phase liegt auf den Themen Mobilität, Ressourcen- und Emissionsreduktion während Betrieb und Herstellung sowie Mikroklima und Biodiversität. Es werden Antworten erwartet, wie ein sinnvolles Bauvolumen mit minimalem Primärrohstoff- und Emissionsaufwand errichtet werden kann, wie ein positiver Effekt auf das Innenraumklima aber auch das Mikroklima und die Biodiversität im Außenraum erzielt werden kann und für den Standort am Ku’damm ein Gebäude mit hoher sozialer Qualität aber auch mit innovativen Ansätzen zur Lösung der Mobilitätsfrage entsteht.
Verfahren
Das Verfahren wird als zweiphasiges kooperatives Werkstattverfahren als parallele Mehrfachbeauftragung mit 7 Planungsteams durchgeführt. Auftraggeberin ist die SIGNA in Abstimmung mit dem Land Berlin und dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf.
In der ersten Phase waren die Planungsteams aufgefordert, im Dialog mit den öffentlichen und privaten Akteuren unter Berücksichtigung der angestrebten Nutzungsmischung eine städtebauliche Kubatur für den Block herausarbeiten. Für die zweite Prozessphase wurden vier Arbeiten für eine vertiefende Bearbeitung durch das Beratungsgremium ausgewählt. Ziel des Verfahrens war die Auswahl eines Entwurfskonzepts, welches Grundlage der anschließenden planerischen Vertiefung und Vorbefassung im politischen Raum ist. Parallel dazu wird die Umstellung des Angebotsbebauungsplan 4-81 in einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan vorbereitet und auf den Weg gebracht.
Öffentlichkeitsbeteiligung
Im Rahmen des kooperativen Werkstattverfahrens wird durch die Auftraggeberin eine Beteiligung der Öffentlichkeit in Anlehnung an die Leitlinien für die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an der räumlichen Stadtentwicklung durchgeführt.
Preisgericht
Fachpreisrichter*innen
Sachpreisrichter:innen
Ständig anwesende stellvertretende Fachpreisrichter:innen
Stellvertretende Sachpreisrichter:innen
Projekt-Ergebnisse
↑1. Preis
1. Preis: Henning Larsen, Kopenhagen
Der Entwurf zeichnet sich durch eine klare stadträumliche Fassung mit robusten Baukörpern aus. Durch die konsequente Bebauung der Blockränder entsteht ein großzügiger Innenraum, der zur charakteristischen Leitidee mit Alleinstellungsmerkmal für das gesamte Projekt wird.
Die Hochpunkte orientieren sich an den städtebaulichen Dominaten Upper West, Zoofenster und dem Dorint Hotel. Durch die differenzierte Höhenentwicklung der Randbebauung wird auf die vorhandenen Übergänge zu den angrenzenden Bestandsgebäuden am Ku ́damm, der Augsburger Straße und der Rankestraße Bezug genommen.
Der zum Ku’damm leicht zurückgestaffelte 134 m Hochpunkt korrespondiert stadträumlich mit den bestehenden Hochpunkten am Breitscheidplatz und bildet mit dem zweiten 79 m Hoch- punkt eine stadträumliche Komposition, die hinsichtlich ihrer Höhen zum Ku ́damm und zur Augs- burger Straße sowie dem gewünschten Abschluss der Hochhausentwicklung zu dem gründerzeit- lichen Quartier nochmals kritisch überprüft werden muss.
Die Höhe des Hochhauses am Ku ́damm wird im Zusammenspiel von Angemessenheit, Proportion und Funktion sowie als öffentlich nutzbarer und begehbarer Ort diskutiert. Grundsätzlich wird die Setzung und Ausrichtung des Hochpunkts befürwortet, kritisch werden die Proportion und Komposition, die Höhe und die mangelnde architektonische Ausbildung der Dachkrone bewertet.
Auch wenn der obere Abschluss mit der Nutzung als Dachgarten für die Öffentlichkeit ein überzeugendes Angebot und eine Attraktion schafft, wird seine gläserne Gestalt als Chiffre verstanden, die im Weiteren architektonisch zu qualifizieren ist.
Die vielfachen Gebäuderücksprünge zum Ku ́damm und zum Blockinnenbereich im Sockelbereich werden als Versuch verstanden, eine vertikale Gliederung unter Einbeziehung der Traufhöhen der Bestandgebäude zu schaffen. Nicht an allen Stellen wirkt dies schon gelungen, insbesondere zum Ku’damm ist die Setzung und das Verhältnis zur bestehenden Traufhöhe und zum aufgehenden Hochhaus in Varianten hinsichtlich der Sichtachse vom Ku ́damm zur Gedächtniskirche zu prüfen.
Positiv wird der deutliche Maßstabssprung zwischen den beiden geplanten Hochpunkten hervorgehoben. Weniger überzeugend ist dabei die stadträumliche Wirkung des Hochpunkts an der Augsburger Straße, hier sollte eine Präzisierung zur Lage und eine Reduzierung der Höhe erfolgen.
Mit dem Anbau des Agrippinahaus erhält der Innenhof im Süden eine angemessene Raumkante. Die „Aufdoppelung“ des Bestandsgebäudes wird als strategisch sinnvolle Maßnahme grundsätzlich befürwortet, der Aufbau der Pergola allerdings bemängelt. Aus denkmalpflegerischer Sicht wird der Umgang mit dem Agrippinahaus grundsätzlich kritisch bewertet.
Die Ausbildung einzelner, autonomer Häuser mit eigenen Adressen ist im städtebaulichen Kontext begrüßenswert und schafft ein sehr gutes Potential für die weitere Entwicklung und Umsetzung. Die noch zu erfolgende Größenfestlegung sowie die architektonische Koordinierung der durch unterschiedliche Planungsteams gestalteten Einzelbausteine wird dabei dringend vorausgesetzt.
Herzstück des Entwurfs ist der große Binnenraum mit den anschließenden Kulturterrassen.
Das Bild der großzügigen Treppenanlage, die die unterschiedlichen Freiräume verbindet und zum Aufenthalt dient, besticht, allerdings ist diese in den Abgabeplänen nicht dargestellt und dementsprechend nicht gänzlich nachvollziehbar und muss entsprechend in den Schnitten und Grundrissen nochmals nachvollziehbar nachgewiesen werden. In diesem Zusammenhang ist auch das Thema der Barrierefreiheit zu berücksichtigen.
Die Ein- und Ausgänge in den Blockinnenbereich sind gut platziert und finden das richtige Maß zwischen einladender Öffentlichkeit und Geschlossenheit.
Auch wenn die vorgestellten Qualitäten der Durchwegungen und öffentlich nutzbaren Räume überzeugen, ist nicht erkennbar, inwieweit diese im umgebenden urbanen Raum wirksam werden können.
Das Versprechen der Attraktivität dieses öffentlichen Raums ist eng verbunden mit der Programmierung der besonderen Nutzungen, die in einer nächsten Phase hinsichtlich der erforderlichen Vielfältigkeit und Attraktivität der Raumpotenziale für den tatsächlichen, noch zu ermittelnden Bedarf an Flächen für gemeinwohlorientierte Nutzungen überprüft werden müssen. Der Anspruch an die Attraktivität der Räume für Kultur und der Kulturterrassen muss in der weiteren Umsetzung zwingend beibehalten und vertieft werden.
Eine fortlaufende und kuratierte Bespielung der öffentlichen Räume ist zentral sowie entscheidend für das Projekt und wird als notwendige Voraussetzung für den Erfolg des Hofes als lebendiger öffentlicher Raum gesehen. Hinsichtlich der Flexibilität des Gesamtkonzepts der Hofnutzung sollte die Aufteilung auch in kleinteilige Bereiche möglich sein.
Die Aufteilung der verschiedenen Nutzungen erscheint logisch und selbstverständlich. Die Freitreppe, die Kulturterrasse und die daran anschließende Kulturetage werden als gutes Mittel öffentlicher Nutzungen im Projekt verstanden, das auch den öffentlichen Raum aktiviert. Das Warenhaus und die Einzelhandelsflächen sind räumlich und funktional konkret weiterzuentwickeln.
Für die tiefen Grundrisse muss der Nachweis der Raum- und Nutzungsqualitäten noch erbracht werden.
Der zentrale Logistik-Hub im Untergeschoss hat das Potential für eine konfliktfreie Ver- und Entsorgung der verschiedenen Gebäude und der verschiedenen Nutzer.
Die vollständige Unterbauung des Grundstücks wirkt sich negativ auf das Stadtklima aus, hier sollte ein partieller Bodenanschluss realisiert werden.
Insgesamt gelingt es dem Konzept, ein Stück Stadt aus dem Kontext heraus „weiterzubauen“. Der städtebaulich robuste Entwurf bietet eine gute Grundlage für die Entwicklung des Masterplans und der Vertiefung der einzelnen Bausteine.
Von der interessierten Stadtgesellschaft wurde der Entwurf in den Kategorien Städtebau, Mobili- tät, Nutzungsmix und Freiraum überaus positiv bewertet. Vielfachen Zuspruch erhielten die beiden Hochhäuser, die sich in ihrer Form und in der Höhe in das Stadtbild der City West einfügen. Durch die Höhenstaffelung wird sowohl ein guter Anschluss an die Hochbauten Zoofenster und Upper West als auch ein angemessener Übergang zur Gründerzeitbebauung generiert. Darüber hinaus wurden die Vielfalt der Fassaden, die Kleinteiligkeit und der Abwechslungsreichtum sowie die Blickbeziehungen zur Gedächtniskirche wertgeschätzt. Als grundsätzlicher Wunsch wurde eine Reduzierung der Baumasse zur Minderung der baulichen Dichte geäußert.
Hinsichtlich des Nutzungsmixes wurde die Kultur als wichtiger Standortfaktor für die City West hervorgehoben und die Kulturterrassen positiv gewürdigt. Als essenzielles Nutzungsangebot wirken diese gut in den Entwurf eingebettet und über den Durchgang vom Ku ́damm erreichbar sowie mit weiteren Aktivitäten auf unterschiedlichen Ebenen verbunden. Die Passage und die Durchgänge zum Innenhof wirken durch die Gewölbeform einladend, werden in ihrer Ausprägung gleichzeitig als ortsfremdes Gestaltungselement wahrgenommen.
Der Freiraum überzeugt durch die verschiedenen Varianten an Außenraumtypologien und Aufenthaltsqualitäten der schön angelegten Grünflächen und bildet mit dem Panoramagarten eine attraktive Besonderheit. Über zwei Ebenen wird Platz für öffentliche Veranstaltungen angeboten, welcher einerseits als großzügig und anderseits als durch den Baukörper der Kulturterras- sen beengt empfunden wird. Zudem wird der hohe Anteil an überdachten Außenräume bemängelt und die Schaffung von mehr Grünräumen, die die Folgen des Klimawandels ausgleichen, angeregt.
↑2. Preis
2. Preis: David Chipperfield Architects, Berlin
Mit der Schließung der Blockkanten und zwei deutlich nach innen gestellten Hochhäusern bildet der Entwurf eine klare städtebauliche Antwort. In der Frage von „Turm und Block“ findet sich eine typologische Konzeption mit einem deutlichen Alleinstellungsmerkmal, die es schafft, die Kontinuität der Straßenfassade des Ku’damm zu halten und gleichzeitig zwei sichtbare Hochpunkte in der Silhouette zu stiften. Das Anschmiegen an die Bestandsbebauung im Osten und Westen durch die außen stehende Bebauung wirkt schlüssig und selbstverständlich und steht in einem Spannungsverhältnis zur fast mathematisch präzisen Setzung der Hochhäuser. Das niedrigere Hochhaus hinter dem Agrippinahaus wird als zu hoch und zu massiv gewertet. Sowohl im Hinblick auf die Einschränkungen der Nutzbarkeit der Flächen im Agrippinahaus, wie auch im Hinblick auf die Qualitäten in dem entstehenden Zwischenraum, scheint die Höhe der Türme und der Freiraum um ihren Fußpunkt im Missverhältnis zu stehen. Durch mangelnde Einhaltung der Abstandsflächen insbesondere zwischen den Hochhäusern ist der Entwurf planungsrechtlich in der Form nicht umsetzbar. Die zwei Fugen als Ein- und Ausgänge in das Blockinnere vom Ku’damm aus sind präzise gesetzt. Sie stellen das Hochhaus frei, die Qualität der entstehenden Freiräume wird jedoch kritisch diskutiert. Auch wenn die Durchwegbarkeit in und aus allen Richtungen gut organisiert ist, wirkt der Übergang aus dem urbanen Boulevard in die inneren öffentlichen Räume in der Summe nicht gelungen. Der Innenhof als Pocket Park zwischen den beiden Hochhäusern ist als innerer Gravitationspunkt nicht erkennbar, die Aufenthaltsqualität wird wegen der geringen Fläche und der fallenden Winde angezweifelt.
In der Summe entstehen sehr viele transitorische Räume mit wenig Aufenthaltsqualitäten, auch das Freiraumkonzept wird in der Realisierbarkeit im Hinblick auf Begrünung kritisch gesehen. Die Anordnung der Nutzungen ist nachvollziehbar. Auffallend ist die flächendeckende Verortung des Warenhauses im 1. UG, dies wird als strategische, typologische Antwort verstanden und mit den entstehenden Vor- und Nachteilen interpretiert. Die Verortung im UG ermöglicht andere Nutzungen auf EG-Ebene, die geplante Höhe von 6 m auf einer sehr großen zusammenhängenden Fläche bietet ein qualitätsvolles und funktionales Raumerlebnis, das jedoch für die Drittverwendungsfähigkeit nur bedingt gut geeignet ist. Die dargestellte Stützenfreiheit des UG wird voraussichtlich in der Realisierung an physische Grenzen stoßen. Die großen Flächen im EG werden insbesondere im hinteren Bereich als Herausforderung für die Kuratierung und Bespielung kritisch gesehen.
Die Anlieferung über die Rankestraße wirkt unterdimensioniert und an der Position fragwürdig im Hinblick auf die negativen Auswirkungen für den öffentlichen Raum. Der Entwurf besticht durch Präzision der Setzungen der einzelnen, klar ablesbaren Gebäude. Insbesondere die nach innen versetzte Position der Hochhäuser liefert einen validen Beitrag zur Diskussion des Umgangs mit dem Ku’damm. Die Qualität der entstehenden öffentlichen Räume bleibt leider hinter dieser Konzeptstärke zurück, der Entwurf kann im Gesamten nicht vollends überzeugen.
Die variierenden Höhen der Hochhäuser wurden von der interessierten Stadtgesellschaft grundsätzlich als überzeugender Lösungsansatz der Aufgabenstellung verstanden, die dem Entwurf Lebendigkeit verleihen und sich harmonisch in die Stadtsilhouette eingliedern. Im Einzelnen wirken die Baumassen im Hof jedoch zu massiv und eine stärkere Ausdifferenzierung der Fassaden wurde gewünscht. Die Erforderlichkeit der beiden Durchgänge am Ku ́damm wurde in Frage gestellt, da diese das Hochhaus freistellen und zu prominent als Solitär am Ku ́damm in den Vordergrund rücken. Die einerseits als städtebaulich klar empfundene Struktur wurde anderseits als sehr statisch und geometrisch-künstlich generiert erachtet. Aufgrund der Höhenstaffelung und der Pocket Parks wurde der Entwurf als „weltstädtisch“ betitelt. Als grundsätzlicher Wunsch wurde eine Reduzierung der Baumasse zur Minderung der baulichen Dichte geäußert.
Hinsichtlich der Mobilität wurde eine präsentere Platzierung des Mobility-Hubs angeregt und die Anlieferung über Ranke- und Augsburger Straße als problematisch bewertet.
Die Anordnung der einzelnen Nutzungen im Projektgebiet wurde zustimmend angenommen, wobei ein höherer Wohnanteil gefordert wurde. In Bezug auf die zukünftigen Nutzungen bietet die Skybar zwar eine neue Attraktion mit Sicht über Berlin, für die konkreten Nutzungen sollten aber auch die Bedarfe in der Stadtgesellschaft abgefragt, gastronomische Vielfalt angestrebt und eine natürliche Belichtung des Warenhauses durch Dachfenster zum Ziel gesetzt werden.
Im Themenfeld Freiraum fand vor allem der Hof als Treffpunkt, der zum Verweilen einlädt, Zustimmung. Insgesamt wurde der Freiraum im Sinne des Klimaschutzes und der Durchlüftungsmöglichkeiten positiv bewertet. Lediglich die Freiraumqualität um den Wohnhochpunkt wurde hinterfragt.
↑3. Preis
3. Preis: COBE, Kopenhagen
Das Konzept sieht eine komplette Schließung des Blocks unter Ausbildung von drei Hochhäusern vor, die sich zueinander im Verlauf von Norden nach Süden abstaffeln. Die Konzeption der Hochhäuser in Stellung, Lage und Höhe ist aus sich heraus grundsätzlich gut und nachvollziehbar, setzt sich jedoch nicht an allen Stellen mit dem Kontext in einen harmonischen Dialog. Die Stellung der beiden Hochhäuser am Ku’damm und an der Augsburger Straße ist zueinander und zum benachbarten Ku’damm Eck sehr dicht und eng, so dass gewissermaßen eine Einrahmung des Ku’damm-Ecks entsteht; dies kann so nicht überzeugen. In der architektonischen Aussage wirken die vielen geplanten Rücksprünge teilweise überdifferenziert und wenig präzise.
Im Kontext des Agrippinahauses wirkt die solitäre Scheibe des inneren „Atelierhauses“ als zu hoch, insbesondere aus der Sicht vom Los-Angeles-Platz. Die Zwischenräume mit kleiner polygonaler Platzerweiterung und schmalen begrünten Straßenräumen („Grüne Gassen“) haben, auch durch die Höhe der begrenzenden Gebäude, recht wenig Aufenthaltsqualität und Atmosphäre. Eine sich nach außen öffnende Markthalle im EG des „Ateliergebäudes“ könnte diese Fläche bei entsprechender Nutzung sinnvoll erweitern, aber das räumliche Potential erscheint insgesamt eher gering.
Planungsrechtlich ist der Entwurf in dieser Form nicht umsetzbar, die Stellung der Hochhäuser entspricht an entscheidenden Stellen nicht den Anforderungen gesunder Wohn- und Arbeitsverhältnisse.
Die Fugen über den Durchgängen zwischen den Bauteilen sind als „eingehängte“ Häuser artikuliert – dies wirkt nicht an allen Stellen überzeugend, insbesondere beim Agrippinahaus, auch wenn die Charaktere der Fugen so unterschiedlich und differenzierbar ausgearbeitet werden könnten. Diese öffentlich geplanten Nutzungsbereiche haben keine eigene Erschließung – dies führt insbesondere bei der Fuge zum Ku’damm zu Nutzungseinschränkungen.
Die Ansätze zur Entwicklung der Rankestraße sind sehr gut nachvollziehbar und überzeugend. Durch die Konzentration des Verkehrs und der Erschließung zur Augsburger Straße hin kann die Rankestraße vom Verkehr freigehalten werden und es wird eine freie Betrachtung des Los-Angeles-Platzes ermöglicht.
Die Verortung der Nutzungen und ihrer Erschließungen ist gelungen und funktional. Das Atelierhaus mit Markthalle im EG und darüber liegenden gemeinwohlorientierten Nutzungen wird insbesondere im Hinblick auf die Nutzungen als guter Ansatz gewürdigt.
Die gemeinsam geplante Anordnung der notwendigen Freiräume für Kita und Wohnen wird positiv gesehen.
Es werden viele gute und nachvollziehbare Ansätze zum Thema Nachhaltigkeit in Bau und Betrieb konzipiert. Alle relevanten Aspekte sind bedacht und ausgearbeitet. Eine vertikale Begrünung wird an nachvollziehbaren und so auch realisierbaren Orten angeboten. Auch Themen der wassersensiblen Stadtentwicklung wurden überzeugend adressiert.
Das ganzheitlich und vertieft durchgearbeitete Projekt schlägt eine eigenständige Setzung von gestaffelten Hochpunkten vor, die mit der Höhenentwicklung eine neue Lesart des Ortes eröffnen, gleichzeitig aber kritische Dichten im Blockinneren und stellenweise forcierte Konstellationen für den unmittelbaren Kontext erzeugen.
In der interessierten Stadtgesellschaft wurde der Städtebau des Entwurfs konträr diskutiert. So wurden beispielsweise die drei Hochpunkte in ihrer Platzierung und Höhenstaffelung als gelungene Einbindung in das Stadtbild und die dadurch erzeugte Lebendigkeit gewürdigt. Im Gegensatz dazu wurden eben diese drei Hochbauten als nicht erforderlich erachtet, um einen Übergang zur Traufkante der Gründerzeitbebauung zu schaffen. Vielmehr würde dadurch eine Unruhe ohne Struktur und Ordnung in das Projektgebiet getragen und sich für eine Minimierung der Höhenstaffelung ausgesprochen. Es wurde sich auch dazu geäußert, dass der Entwurf ein neues „Schaufenster des Westens“ kreiert und eine Ergänzung der bestehenden Skyline ist. Zur Überarbeitung wurde der Wunsch nach mehr Licht im Hof formuliert. Als grundsätzlicher Wunsch wurde eine Reduzierung der Baumasse zur Minderung der baulichen Dichte geäußert.
Der erzielte Nutzungsmix wurde als ein Angebot für Alle wahrgenommen, wobei generell ein höherer Wohnanteil gewünscht wurde. Ohne spezifizierende Erklärung wurde zudem der besonders gelungene Umgang mit der Rankestraße hervorgehoben.
Eine gute Chance der Stadt für eine Öffnung bietet der Freiraum, der als attraktiv gestaltet und mit hoher Aufenthaltsqualität wahrgenommen wurde. Ob es sich dabei nur um „Resträume“ der ansonsten bebauten Fläche handelt, wurde diskutiert und die Verortung des Atelierhauses mit- ten im Freiraum in Frage gestellt, da dadurch die Ausbildung eines großzügigen Innenhofes mit entsprechend benannten und wünschenswerten Qualitäten verhindert wird.
↑4. Preis
4. Preis: MÄCKLERARCHITEKTEN, Berlin
Der Entwurf nähert sich dem Städtebau durch die Ausbildung von hofbildenden Blöcken und schafft so im Stadtgrundriss einen durchgehenden und überzeugenden Blockrand. Zwei Hochpunkte an den Außenkanten sind auf den Blockrand aufgesetzt und positionieren sich jeweils rechtwinklig zu den angrenzenden Straßen Ku’damm und Rankestraße. Diese Positionierung erzeugt je nach Blickrichtung deutliche Raumscheiben in der Stadtsilhouette, deren Wirkung – insbesondere vom Ku ́damm – kritisch diskutiert wird.
Die Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum an der Rankestraße, die darin enthaltenen Fragestellungen an den heutigen Los-Angeles-Platz sowie die vorgeschlagenen Lösungsansätze sind äußerst gelungen. Leider verunklärt der südliche Hochpunkt die städtebauliche Fassung des Platzes.
Eine zentrale Durchwegung führt als Passage durch den Block vom Ku’damm über einen innen- liegenden, runden Hof bis zur Richtung Rankestraße. Der zentrale Bereich dieses grünen Hofes liegt ein Geschoss tiefer und ist bei der Passage zu umrunden. Auch wenn der konzeptionell- räumliche Ansatz und die Anbindung des Freiraums an den gewachsenen Boden zu begrüßen sind, wird die tatsächliche Funktionalität für die angestrebte Vielfalt an Nutzungen und Nutzende geschwächt. Der Hof und die Passage wirken mit den komplexen Überlagerungen aus Flanieren, Durchwegen, Aufenthaltsqualität, Zuwegungen zu den höher liegenden Nutzungen und die langgestreckten Rampenanlagen überlastet.
Das Warenhaus direkt am Ku’damm stiftet eine klare und eindeutige Adresse mit einer eigenständigen Typologie des städtischen Warenhauses. Die Ausbildung der „privaten“ Höfe folgt dem klassischen Berliner Hofprinzip und ist konzeptionell nachvollziehbar. Im Ergebnis wirken sie jedoch eher eng und schaffen mit den vorgeschlagenen Nutzungsmöglichkeiten keinen ergän- zenden Beitrag an diesem besonderen Ort.
Der Entwurf entwickelt eine Reihe überzeugender Ideen, wirkt damit aber – auch schon im städtebaulichen Maßstab – deutlich architektonisch geprägt. In der Summe entsteht so der Eindruck eines wenig flexiblen Rahmenwerks, das kaum als Grundlage für die weitere städtebauliche Entwicklung dienen kann.
Städtebaulich wurden die historischen Strukturen wiedererkannt und mit der Schaffung von Qualitäten in Zusammenhang gesetzt. Die markante „Hochhausscheibe“ wurde dann allerdings von der interessierten Stadtgesellschaft kritisch bewertet. Das Erscheinungsbild wird als zu massiv und wuchtig und die Verortung direkt am Ku ́damm als zu prominent empfunden. Aufgrund der Höhe und der Baumassen werden „schluchtenartige“ Räume in den Höfen befürchtet, die zusätzlich durch die Auskragungen des Hochhauses beengt werden. Gegensätzlich verhielten sich die Einschätzungen zu den Wohnhinterhöfen, deren Notwendigkeit im Stadtzentrum gleichermaßen in Frage gestellt sowie positiv wertgeschätzt wurde. Außerdem wurde angeregt alle Ein- /Ausgänge der Passage attraktiv zu gestalten, um die gewünschte Frequentierung in allen Abschnitten zu erzielen. Als grundsätzlicher Wunsch wurde eine Reduzierung der Baumasse zur Min- derung der baulichen Dichte geäußert.
Die Mobilitätsansätze des Entwurfs wurden zustimmend gewürdigt, dabei konnten vor allem das nachvollziehbare Konzept der Rankestraße, die gelungene Einbindung und der Anschluss an die südlichen Wohnquartiere sowie die gute Zugänglichkeit zum Projektgebiet überzeugen. Darüber hinaus wurde herausgestellt, dass der Entwurf den Fahrradverkehr mit entsprechender Gewich- tung behandelt und nicht mit Aspekten der Anlieferung vermengt.
Sowohl die horizontale als auch die vertikale Nutzungsmischung wurden positiv bewertet, da diese zur Belebung des Ensembles auf allen Ebenen beitragen.
Der Freiraum fand aufgrund der Diversität der Höfe und Freiflächen Zuspruch. Die Differenzierung in privat und öffentlich, klein und groß sowie die vielen unterschiedlichen Charaktere wurden in diesem Zusammenhang angeführt. Besonders überzeugen konnte die Dachlandschaft, die als wirklicher Park und nicht nur als Dachbegrünung wahrgenommen wurde. Verbesserungswürdig wurde die Größe einzelner Innenhöfe erachtet, um eine attraktive Außenwirkung zu erzeugen und auch Platzangebote für kulturelle Nutzungen anzubieten, sowie die Anbindung des Dachgartens vom Ku ́damm.
↑1. Phase – 2. Rundgang
1. Phase – 2. Rundgang: BIG – BJARKE INGELS GROUP, Kopenhagen
Aufbauend auf die historische Parzellierung schließt der Entwurf den Blockrand und konzentriert die wesentlichen Massen Richtung Innenhof.
In Gebäudehöhe und -tiefe orientiert sich die Blockrandbebauung an der Nachbarbebauung und schafft städtebaulich angemessene Anschlüsse. Die Versprünge und abgerundeten Ecken lassen dann aber den Bezug zur Umgebung vermissen und den Perimeter unmotiviert erscheinen.
Die Setzung der beiden abgestuften Hochpunkte im Blockinnenbereich wird kontrovers diskutiert. Grundsätzlich ist die Gewichtung des eingerückten Solitärs nachvollziehbar; die Platzierung eines neu geschaffenen Wahrzeichens im Blockinnenbereich aber wiederum widersprüchlich.
Die angebotene Höhe von über 150 m wird kritisch gesehen. Der Orientierungsrahmen umliegender Referenzobjekte wird deutlich überschritten. In Proportion und Relation fehlen Wechselwirkungen zwischen „gründerzeitlicher“ Blockrandbebauung und neuer Hochhaustypologie.
Von den verschiedenen Straßenseiten adressiert, sind die Erlebnisräume im Blockinnenbereich zu erreichen, die sich in öffentliche Freiflächen, halböffentliche Terrassen und den „geheimen Garten“ als Wohnaußenraum differenzieren und ein attraktives Angebot für unterschiedliche Nutzergruppen schaffen. Ob eine Durchwegung des Projektgebietes mit Anschluss an die Umgebung im vorgeschlagenen Maß tatsächlich gegeben ist und gewährleistet werden kann, wird in Frage gestellt und die Hochlage des zentralen Plateaus als problematisch bewertet.
1. Phase – 2. Rundgang: Jo Coenen Architects & Urbanists, Amsterdam
Mit einem städtebaulich prägnanten Ansatz kreiert der Entwurf aktive Figuren, die als Einzelbaukörper die Bestandsbebauung fortführen und um neue Typologien ergänzen. Diese Solitäre lösen die gründerzeitlich geschlossene Blockrandstruktur auf, wodurch sich das Projektgebiet zum Breitscheidplatz öffnet und neue Wegebeziehungen zur Umgebung geschaffen werden.
Im Zusammenspiel mit der Setzung des Hochpunktes wird diese Öffnung jedoch kritisch bewertet. Die weite Freistellung des Hochhauses sowie die Ausrichtung der schmalen Hochhausfassade zur prominentesten Gebietsseite – dem Ku ́damm – erzeugen einen unverträglichen Bruch in dieser Blockrandkante. Dieser trägt Unruhe in die bauliche Struktur, scheint für die Ausbildung besonderer Adressen ungeeignet und verkennt den wesentlichen Charakter des Ku ́damms.
Die Transformation des Blockes wird durch die geometrische Führung der Achsen gestützt. Neu geschaffene Möglichkeiten zur Durchwegung werden durch deren Enge und mangelnder Blick- beziehungen und Anknüpfungspunkte in Frage gestellt.
Die geringe bauliche Dichte des Entwurfs wird als Sympathieträger gehandelt. Aus wirtschaftlicher Betrachtung kann diese allerdings nicht überzeugen, da die bauliche Ausnutzung der Flächen in einer der zentralsten Lagen Berlins nicht die gewünschte Effizienz erzielt und die spitz zulaufenden Grundrisse der Gebäude im Sinne einer nachhaltigen Nutzung als problematisch betrachtet werden.
1. Phase – 2. Rundgang: Sergison Bates, Zürich/London
Der Entwurf präsentiert sich als stadträumlich zurückhaltender Ansatz, der die Traufkante des Ku ́damms aufnimmt und die beiden Hochpunkte städtebaulich geschickt platziert. Die Schließung der Blockstruktur erzeugt eine klare Line in Fortführung der historischen Blockrandkanten und wird insbesondere aus denkmalfachlicher Sicht positiv gewürdigt.
Die in abgestufter Höhe aus dem dreigeschossigen Sockel aufragenden Hochpunkte werden in ihrer Setzung und Drehung zueinander kontrovers diskutiert. Auch wenn die Hochhäuser dem Detaillierungsgrad dieser Verfahrensstufe entsprechend noch eher unspezifisch wirken, wird deren Potenzial, in der weiteren Vertiefung Nutzungsflexibilität mit Differenziertheit zu vereinen, grundsätzlich in Frage gestellt.
Im Blockinnenbereich sollen die Passage, die angrenzenden Innenhöfe und der große Dachgarten zur Belebung des Gebäudekomplexes beitragen. Die innenliegende, sich über drei Geschosse ersteckende Passage soll zudem der Durchwegung dienen und den Ku ́damm mit der Augsburger und der Rankestraße verbinden.
Eine entsprechende Nutzungsprogrammierung und Frequentierung werden aufgrund der eingehausten Ausführung, erforderlicher Belichtungsverhältnisse sowie der Gewährleistung der 24-stündigen Zugänglichkeit als nahezu unrealistisch erachtet und daher das für den Entwurf zentrale Element der Passage als problematisch bewertet.
Die städtebauliche Grundidee mit verhältnismäßig geringen Nutzungsflächen birgt die Gefahr, dass in der weiteren Ausdifferenzierung wesentliche Qualitäten des Entwurfs verloren gehen, um Auswirkungen und Anpassungen an den Flächen zu kompensieren.