DET | Wohnen an der Detlevstraße, Berlin
Anlass und Ziel
Die kommunale HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH ist eines der größten Wohnungsbauunternehmen Berlins und steht für nachhaltige Bestandsentwicklung, innovative Wohnkonzepte, sozialverträgliche Quartiersentwicklung und gesellschaftliches Engagement. Als landeseigenes Wohnungsbauunternehmen ist es die gesellschaftsvertragliche Aufgabe der HOWOGE, für breite Schichten der Bevölkerung bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung in Berlin und der Vorgaben der Landesregierung ist die HOWOGE – wie alle landeseigenen Wohnungsbauunternehmen – aufgefordert ihre Bestände zu erweitern, um ihren satzungsgemäßen Aufgaben weiter im erforderlichen Maße nachkommen zu können.
Die HOWOGE setzt daher in den kommenden Jahren verstärkt auf den Neubau und Zukauf von Wohnungen. Bis 2026 soll das Wohnungsportfolio von derzeit rund 61.000 auf mindestens 75.000 Wohnungen erweitert werden. Dabei ist es Ziel der HOWOGE, nicht nur das Immobilienportfolio zu vergrößern, sondern auch Aspekte der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen – sozial, ökologisch, ökonomisch und quartiersbezogen. Dies gilt insbesondere auch für die bestehenden Nachbarschaften neuer Quartiere. Hier hat sich die HOWOGE bei der Planung ihrer Projekte ein Ziel gesetzt: Über eine frühzeitige und ernsthafte Bürgerbeteiligung sollen qualitätsvolle Bauvorhaben zusammen mit den Anwohnern diskutiert und gestaltet werden. Dabei spielt Transparenz eine große Rolle.
Städte sind auch Orte der Veränderung. Das trifft besonders auf die Hauptstadt zu – Berlin wächst. Und damit auch Hohenschönhausen. Auf dem gut an den ÖPNV angeschlossenen Grundstück an der Detlevstraße plant die HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH den Neubau von mindestens 450 Wohnungen auf rund 40.000 qm Geschossfläche in einem lebendigen, durchmischten Quartier mit attraktiven Grün- und Spielflächen nach dem Berliner Modell zur kooperativen Baulandentwicklung.In den Geschosswohnungsbauten – mit 50 % geförderten Wohnungen und Mieten von 6,50 € netto und 50 % freifinanzierten Wohnungen mit Mieten im Durchschnitt unter 10,00 € netto – sind weitere ergänzende Nutzungen, wie eine integrierte Kita und kleine, quartiersnotwendige Gewerbeeinheiten vorgesehen. Damit entsteht hier ein neues Zuhause mit bezahlbaren Mieten für insbesondere Singles, Familien, Senioren und Studierende.
Der Wettbewerb bietet die Möglichkeit, den heterogenen, an der Schnittstelle zwischen der bestehenden „Gartenstadt“ und einem ansonsten stark durch verkehrliche Infrastruktur und Gewerbeflächen geprägten Ort mit einer neuen und eigenständigen Identität zu versehen und als Quartier in der Stadt zu etablieren. Die neue Bebauung wird Nutzern jeden Alters entsprechen. Gefragt ist ein anpassbares zukunftsfähiges Wohnangebot, das sowohl die Bedürfnisse von Singles und Familien als auch von Senioren und mobilitätseingeschränkten Nutzern berücksichtigt.
Die Entwicklung eines überzeugenden städtebaulichen Konzeptes für das Wettbewerbsgebiet und die Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten des Ortes innerhalb des städtebaulichen Kontextes soll in einem ersten offenen Ideenwettbewerb als grundlegende Entwurfsidee erarbeitet werden. Direkt an den Ideenwettbewerb anschließend wird die HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft einen nichtoffenen zweiphasigen Realisierungswettbewerb nach RPW 2013 durchführen. Im Realisierungswettbewerb steht dann die vertiefende Bearbeitung des architektonischen Konzepts auf Basis des aus diesem Verfahren als erstem Sieger hervorgegangenen städtebaulichen Konzepts und der Wohnungsqualitäten im Vordergrund. Ziel des gesamten Verfahrens ist es, eine identitätsstiftende und zukunftsweisende Wohnbebauung in kosten-, flächen-, und resourcensparender Bauweise bei gleichzeitig hoher städtebaulicher und funktionaler Qualität zu entwickeln.
Verfahren
Das Verfahren wird als offener Ideenwettbewerb gemäß RPW 2013 §3 durchgeführt, wobei grundsätzliche Lösungsmöglichkeiten zur oben genannten Bauaufgabe in städtebaulicher, funktionaler und freiraumplanerischer Hinsicht erwartet werden. Nach Auswertung der Arbeitsergebnisse wird die Jury mindestens drei Preise vergeben. Das Verfahren ist anonym. Berechtigt zur Teilnahme am Wettbewerb sind Architekt*innen und Stadtplaner*innen, jeweils mit Landschaftsarchitekt*innen.
Teilnehmende
- 22ARCHITEKCI sp. z o.o., Warschau
- Arbeitsgemeinschaft Lohman, Pampe, Schubert
- Architekturbüro Krogmann, Münster
- Architekturbüro Uwe Lohkamp
- Architekturbüro Voigt Part mbB
- Arge Andrei Banas Tudor Stoica Architekt und Urbanist
- ARGE Heinze Kuhn, Berlin | Wortmann Gork
- ARQ Architekten Rintz und Quack GmbH
- as J architektin, Stuttgart
- BERND ALBERS Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin
- brandt + simon architekten, Berlin
- Büro Schindler Friede, Berlin
- de+ architekten gmbh, Berlin
- Deimel Oelschläger Architekten Partnerschaft, Berlin
- Dominoeins Architektur Stefan Dölle, Hamburg
- FFFW Architektenpartnerschaft mbB, Berlin
- Fischer+Heller Architekten, Brühl
- fsz-Architekten Feyerherm Schulz Zander PartGmbB, Berlin
- Götz Architekten, Berlin
- Heim Balp Architekten GmbH
- HPP Architekten GmbH, Berlin
- IBK Architektur, München
- Kühnel + Kaminski Architekten, Berlin
- malearc, Berlin
- MIM_an office for architecture and new furniture, Berlin
- Peter Ruge Architekten GmbH, Berlin
- petri architekten GmbH | ARCHITEKTanBORD, Augsburg
- PSP Weltner Louvieaux Architekten GmbH, Berlin
- RSAA GmbH, Köln
- S. E. K. Architektinnen, Berlin
- STADTVISION Architektur Städtebau Gestaltung, Münster
- Studio Kristina Wiese, Berlin | reset. Architekten, Berlin
- Ulrike Franke Architektur, Darmstadt
- Uwe Schröder Architekt, Berlin
- ziel : architektur | RAUM4142
Preisgericht
Fachpreisrichter:innen
Sachpreisrichter:innen
Ständig anwesende stellvertretende Fachpreisrichter:innen
Stellvertretende Sachpreisrichter:innen
Projekt-Ergebnisse
↑1. Preis
1. Preis: Büro Schindler Friede, Berlin
Der vorgeschlagene Baukörper bildet zur Bahn eine fein gegliederte Kante aus und verzahnt sich sehr gut mit dem Bestandsgrün im Osten. Das Preisgericht würdigt diese Entscheidung ausdrücklich und hebt es als eine besondere Qualität hervor, dass mit der neuen Bebauung bewusst kein raumbildender Kontakt zur Detlevstraße gesucht wird, sondern der grüne Saum erhalten wird. Die Lage der Kita im Norden des Grundstücks wird aufgrund des hohen Lärmeintrags kritisch gesehen.
Die Haupterschließung des neuen Baukörpers wird über eine neu angelegte Straße im Osten des Grundstücks, parallel zur Bahn, organisiert. Der Vorschlag, auf ein Parkhaus (Quartiersgarage) zu verzichten und den ruhenden Verkehr entlang dieser Straße aufzureihen, wird vom Preisgericht überwiegend positiv bewertet und sollte vertieft untersucht werden.
Die Möglichkeit, den geplanten grünen Raum zwischen Detlevstraße und der geplanten Bebauung als Ort der Verzahnung für die neuen Bewohner und die schon dort lebenden Menschen zu planen, wird vom Preisgericht gelobt.
Hinter dem Saum der Bestandsbäume öffnet sich ein weiträumiger Freiraum, der differenzierte Spiel- und Freiräume anbietet, die halbprivat und privat genutzt werden können. Die aktuelle Darstellung lässt dieses Potential noch nicht ausreichend erkennen.
Der südliche Abschluss des Gebäudes ist nicht zufriedenstellend gelöst. Es muss geprüft werden, wie der Schallschutz gegen die Immissionen aus dem Gewerbegebiet über eine angepasste Gebäudekubatur gelöst werden kann.
Als eine besondere Chance und zugleich als große Herausforderung wird die Abhängigkeit des Gebäudes von einer herausragenden und gleichzeitig angemessenen Architektur gesehen.
Die aktuellen Skizzen erfüllen diesen Anspruch noch nicht. Ebenfalls werden die Grundrisse der Wohnungen als verbesserungsfähig bewertet.
↑2. Preis
2. Preis: PSP Weltner Louvieaux Architekten GmbH, Berlin
Die Verfasser schlagen eine auf sich selbst bezogene Figur vor, die keine direkten Bezüge zum westlich gelegenen Quartier aufnimmt, aber in der Höhenentwicklung und mit Vorgärten auf die Nachbarschaft reagiert. Durch die Ausbildung eines langgezogenen, gebogenen Gebäuderiegels als Rückgrat entlang der Gleise, der am südlichen Ende abknickt, wird das neue Quartier gegenüber der aus der Umgebung einwirkenden Lärmbelastung gut abgeschirmt. Der so gewonnene Raum wird entlang der Detlevstraße in der Mehrzahl mit L-förmigen Gebäuden besetzt. Im Norden findet diese Figur durch eine abgerückte punktförmige Bebauung einen Abschluss, die aus Gründen des Lärmschutzes kritisch gesehen wird. In der Fuge zwischen Rückgratbebauung und Punktbebauung ist ein Quartiersplatz städtebaulich nicht nachvollziehbar angeordnet.
Zwischen der geschlossenen Rückgratbebauung und den L-förmigen Baukörpern an der Detlevstraße spannt sich eine Folge gut proportionierter, Rasen-geprägter Hofräume auf. Diese sind mit Wegen geschickt erschlossen und von Spiel- und Wasserflächen angemessen flankiert. Senkrecht zur Detlevstraße angeordnete Stichwege übernehmen die Erschließung sämtlicher Gebäude. Sie münden direkt in die Gebäudeaufgänge der Rückgratbebauung, die logisch über Laubengänge erschlossen wird.
Der ruhende Verkehr ist zum Teil sinnfällig zwischen Gebäuderiegel und Bahntrasse angeordnet. Die übrigen Stellplätze sollen in einer Tiefgarage untergebracht werden, die kritisch gesehen wird und deren Anordnung anhand der Unterlagen nicht nachvollziehbar ist.
Insgesamt ist eine Entwicklung der Gebäude und der Außenraumstruktur innerhalb des introvertierten Rahmens gut vorstellbar, indes fehlt die überzeugenende Verzahnung mit der Nachbarschaft.
↑3. Preis
3. Preis: ARQ Architekten Rintz und Quack GmbH
Die Arbeit formuliert einen differenzierten baulichen Rahmen um eine gemeinsame grüne Mitte, welcher sich gegenüber der Bahn baulich abschirmt und zum angrenzenden Quartier hin öffnet und in der Höherentwicklung zurücknimmt.
Die räumlichen Bezüge der Lukas- und Oswaldstraße werden überzeugend aufgenommen, durch Kopfbauten markiert und über Quartiersplätze in das Quartier hineingeführt. Der nördliche Solitär wird allerdings lärmbedingt kritisch gesehen.
Die vorgeschlagene Raumbildung reagiert auf den jeweiligen Kontext und schafft sehr differenzierte und attraktive Freiräume guter Proportionierung mit jeweils unterschiedlichen Atmosphären. Kontrovers beurteilt wird hierbei der zur Bahn gelegene Spielplatz.
Die Erschließung fängt einen Großteil der Verkehre über die Quartiersgarage an der Bennostraße früh ab und ordnet die notwendige Anliegerstraße schlüssig entlang der Bahn an. Indes wirkt der Quartiersauftakt in Form der Quartiersgarage noch nicht angemessen integriert und nicht ausreichend abschirmend gegenüber dem südlichen Gewerbelärm.
Entlang der Detlevstraße werden die Bestandsbäume integriert und um Vorgärten ergänzt, welche einen grünen Puffer gegenüber der angrenzenden Nachbarschaft ausbilden.
Die Erschließung der Gebäude über Laubengänge erscheint logisch, und gut angeordnet. Die Adressierung und die vorgeschlagenen Wohntypen sind schlüssig.
Insgesamt überzeugt der Entwurf durch seine aus dem Kontext abgeleitete, differenzierte Raumbildung, welche eine abwechslungsreiche und vielfältige Nachbarschaft ermöglicht. Kritsch werden die solitären Kopfsituationen im Norden und Süden des Quartiers gesehen.
↑Anerkennung
Anerkennung: S. E. K. Architektinnen, Berlin
Der Ansatz aus einem vorwiegend Y-förmigen Gebäudetyp und einzelnen Winkelbauten ein städtebauliches Muster zu bilden, ist nachvollziehbar aber nicht zwingend aus dem Ort verständlich. Eine insgesamt nur mäßige Höhenentwicklung von vier bis sechs Geschossen als auch die Höhenentwicklung direkt an der Detlevstraße mit teilweise bis zu fünf Geschossen wird kritisch gesehen.
Der lockeren Anordnung der Baukörper gelingt es dennoch sowohl eine bauliche Kante entlang der östlichen Grundstücksgrenze auszubilden als auch Freiräume mit unterschiedlichen Qualitäten und Graden an Privatheit innerhalb des Quartiers zu schaffen. Zwischen den, an den gemeinsamen Höfen angrenzenden Wohngebäuden entstehen unterschiedlich dimensionierte und spannungsreiche Freiräume, die gute Kommunikationsflächen für die zukünftigen Bewohner bieten. Die punktuellen Öffnungen der Bebauung nach Westen zur Detlevstraße bieten eine gute Durchlässigkeit zur Nachbarschaft, sind aber zur Bahn hin, insbesondere an den Stirnseiten der Gebäude, aufgrund der Lärmbelastung problematisch. Hier soll der Schallschutz durch eine Lärmschutzwand gewährleistet werden, die als vorgelagerte Erschließungsfläche (Laubengänge) für die Gebäude entlang der östlichen Grundstücksgrenze gestaltet ist. Diese Maßnahme wird als adaptiv und wenig überzeugend empfunden. Auch die aus dem Gebäudetyp bedingten, langen, innenliegenden Stichflure werden kritisch gesehen. Zudem wird in Frage gestellt, ob eine Varianz in der Grundstruktur besteht bzw. möglich wäre.
Die Lage der Quartiersgarage im Südosten wie auch der Kita, zentral im EG eines Wohngebäudes mit Freiflächen nach Südwesten angeordnet, sind gut gewählt und reagieren angemessen auf die Bedingungen des Ortes.
Das selbstverständlich erscheinende Abrücken von der Detlevstraße integriert die Bestandsbäume in die städtebauliche Figur, die bestehende Vegetation wird über die Öffnungen der Gebäude mit den Freiräumen der Höfe verzahnt. Es ergibt sich homogenes und dennoch differenziertes Landschaftsbild.
Die neue Erschließungsstraße liegt schlüssig entlang der östlichen Grundstücksgrenze, womit der motorisierte Verkehr weitgehend aus dem Quartierinneren herausgehalten wird.