OBS | Fassade der Otto- Braun- Straße
Das ehemalige „Haus der Statistik“ in unmittelbarer Nähe zum Alexanderplatz steht im Fokus der Berliner Stadtdiskussion – sowohl aus städtebaulicher und historischer Sicht, als auch in Hinblick auf seine Nutzungspotentiale.
Im Koalitionsvertrag wurde festgeschrieben, „das Haus der Statistik als Ort für Verwaltung sowie Kultur, Bildung, Soziales und Wohnen zu entwickeln“. Das Projekt soll „Modellcharakter“ mit „neuen Kooperationen und einer breiten Mitwirkung der Stadtgesellschaft“ haben.
Dazu wurde die Immobilie kürzlich vollständig durch das Land Berlin erworben und die BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH mit der zügigen Sanierung und Herrichtung der Bestandsgebäude beauftragt. Eine Zuweisung zum Sondervermögen Immobilien des Landes Berlin (SILB) erfolgt derzeit. Die Durchführung dieses Wettbewerbes ist eine der ersten Maßnahmen der BIM im Rahmen der geplanten Sanierung.
„Wir freuen uns, dass das Land Berlin die BIM mit der Bewirtschaftung des ehemaligen Hauses der Statistik beauftragt hat und wir nun dazu beitragen können, die oft als Geisterhaus bezeichnete Liegenschaft schnellstmöglich wiederzubeleben. Nach einer dringend notwendigen Sanierung wird das geschichtsträchtige Haus sowohl für die Bedürfnisse der Berliner Verwaltung als auch für soziokulturelle Zwecke zur Verfügung stehen und sich dann auch von seinem äußeren Erscheinungsbild wieder in das Stadtbild einfügen“, so Birgit Möhring, Geschäftsführerin der BIM.
Die Liegenschaft setzt sich aus mehreren Gebäudeteilen zusammen, von denen im Wettbewerb die vier Hochhausscheiben (Gebäude A bis D) mit einer Gesamt- fläche von rund 46.000m2 Bruttogrundfläche und circa 22.000m2 Fassadenfläche sowie der Straßenraum zur Otto-Braun-Straße betrachtet werden.
Die seit Jahren leerstehenden Gebäude des „Haus der Statistik“ erfordern eine grundlegende Sanierung. Die Fassaden weisen aufgrund des Alters gravierende Schäden auf und entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen: abgängige Fenster und stark geschädigte Brüstungsplatten, mangelnder Wärmeschutz, unzureichender Brandschutz und Schadstoffbelastungen sind nur einige der festgestellten Mängel.
Im Vorfeld dieses Wettbewerbes wurde der Handlungs- bedarf für die Fassadensanierung detailliert untersucht. Die Ausloberin hat auf der Grundlage von Gutachten und strategischen Überlegungen erkannt, dass – insbesondere für die Gebäude B bis D – eine reine Instandsetzung nicht zielführend ist: Technisch sinnvoll ist nur ein Ersatz der Fassade, der die wesentlichen Anforderungen an Gestaltung, Nutzerkomfort, Gebäudetechnik und Energieeffizienz gemäß der gültigen EnEV erfüllen kann. Für das Gebäude A wird dennoch auch der Erhalt der Fassade als Möglichkeit offengehalten.
Der Standort ist vor allem für die Berliner Verwaltungen sowie zur Einrichtung von Flächen für Sozial-, Bildungs- und Kulturangeboten von besonderem Interesse. Dafür werden im Rahmen der Sanierung auch die Grundrissstrukturen für die unterschiedlichen Nutzungsmöglich- keiten umfangreich angepasst.
Die Wettbewerbsaufgabe verfolgt zwei wesentliche Ziele mit sehr unterschiedlichem Betrachtungsmaßstab. Zum einen soll ein Konzept für die Fassadengestaltung und -sanierung gefunden werden. Zum anderen sollen Lösungen gefunden werden, die den an das „Haus der Statistik“ angrenzenden Straßenraum zur Otto-Braun-Straße neu strukturieren, Ergänzungsmöglichkeiten der Bestandsgebäude unter Ausnutzung der Freiflächen erörtern und eine angemessene städtebauliche Situation schaffen, die dem übergeordneten stadträumlichen Zusammenhang gerecht werden.
Es werden Lösungen erwartet, die das Potenzial haben, einen Entwicklungsimpuls für das umgebende Areal zu generieren.
Die Realisierung erfolgt in zwei Bauabschnitten: zuerst die Fassadensanierung, zu einem unbestimmten späteren Zeitpunkt die baulichen Maßnahmen der städtebaulichen Arrondierung des Straßenraums der Otto-Braun-Straße.
Für die weiteren Grundstücksflächen des Stadtblocks besteht Potenzial für weitere Entwicklungen. So können die derzeitigen Freiflächen sowie mögliche weitere Flächenpotenziale perspektivisch durch Neubauten für unterschiedliche Nutzungen nachverdichtet werden. Dafür werden zukünftig weitere Planungsverfahren durchgeführt, sie sind nicht Gegenstand dieses Wettbewerbs.
Die anstehende Erneuerung der Fassaden und die möglichen Ergänzungsbauten des „Haus der Statistik“ bieten der Ausloberin die Chance, eine gestalterisch anspruchsvolle Lösung mit eigener Identität und architektonischer Haltung zu finden, um diesem bedeutenden Ort in der Stadt ein neues und angemessenes Gesicht zu geben.
Dabei steht ebenso die Wirtschaftlichkeit der Lösung in der Erstellung und dem Betrieb im Fokus. Wettbe- werbsziel ist es, über alternative und gestalterisch wie wirtschaftlich optimierte Konzepte eine*n geeignete*n Auftragnehmer*in (Architekt*in) für die weitere Planung und Ausführung zu finden.
Teilnehmende
- a team
- agps architecture ltd.
- Aline Baumann | FABRIK*B Architekten
- ANA – Adam Natkaniec Architekt
- Andreas Vogler, dipl. Arch ETH, BDA, München
- Arbeitsgemeinschaft STADLER PRENN Gesellschaft von Architekten mbH mit W&V Architekten GmbH, Berlin
- Architektur Büro Behrendt
- Architekturbüro Leinhäupl+Neuber GmbH, Landshut mit bakpak Architects SLP, Sevilla, ES
- ARGE Berthold Poppensieker
- ARGE: mm | Knippers Helbig Advanced Engineering GmbH | topotek1 Gesellschaft
- Arup Deutschland GmbH
- as J architekten
- Associates Studio – Callegaro+Ferrer
- Atelier . Schmelzer . Weber GbR, Dresden
- ATP Berlin Planungs GmbH
- Bahl Architekten BDA
- Blase Kapici Architekten
- BOLLES + WILSON
- Borgos Pieper Limited
- de+ architekten gmbh, Berlin
- DEEKEN ARCHITEKTEN
- DFZ ARCHITEKTEN GmbH, Hamburg
- Enno Schneider Architekten
- ENS Eckert Negwer Suselbeek Architekten BDA
- Eyrich-Hertweck-Architekten
- Friedrich Benter Architekt
- Götz Architekten
- Günter und Finkbeiner Ges. v. Arch. mbH
- HAMMOODI & PARTNER
- Henschel Architekten + Generalplaner
- Hootsmans architectur bureau
- Ingenieurgesellschaft BBP Bauconsulting mbH
- ISSS research & architecture | ALAS
- Jan Wiese Architekten
- Joachim Ludwig
- Joel Koilpillai Architektur
- k1architekten GbR architekten | stadtplaner
- KAOS kessler köntopp. architecture of style
- Kim Nalleweg Architekten GbR
- Knoche Architekten BDA, Leipzig
- KOCH PANSE ARCHITEKTEN BDA
- Kollektiv A GbR
- Lociero.Sacher.Architectes
- magma architecture GmbH
- Martin Schmitt Architektur
- Max Dudler
- mbpk Architekten und Stadtplaner GmbH
- Meissl Architects ZT GmbH
- meyer große hebestreit sommerer, architekten und stadtplaner PartG mbB, Berlin
- Michael Zahn Architekten
- Michels Architekturbüro GmbH, Berlin
- Miemczyk Architektur
- MWA I Max Wetzig Architekt, Berlin
- pape+pape architekten
- PASD Feldmeier Wrede Planungsgruppe für Architektur Städtebau und Denkmalpflege
- Peter Ruge Architekten GmbH
- Pfeiffer Architekten
- Philipp Bünger Architektur
- plus4930 Architektur, Berlin
- s2n-architekten part. mbB
- Schmutz und Partner Freie Architekten, Innenarchitekten Partnerschaftsgesellschaft mbB, Stuttgart
- Schultes Frank Architekten
- sieglundalbert Gesellschaft von Architekten mbH
- soll sasse architekten
- TABANLIOGLU ARCHITECTS
- TtBA
- ULRICH SALZMANN ARCHITEKT, Hamburg
- vn-a (visual network art architecture) Berlin
- Winking · Froh Architekten GmbH, Berlin
- wp arc Plan GmbH
Preisgericht
Fachpreisrichter:innen
Sachpreisrichter:innen
Ständig anwesende stellvertretende Fachpreisrichter:innen
Stellvertretende Sachpreisrichter:innen
Projekt-Ergebnisse
↑1. Preis
1. Preis: de+ architekten gmbh, Berlin
Die grundlegende Idee einer Fassadengestaltung, die sich an Duktus und Plastizität der ursprünglichen Gebäude orientiert, wird von der Jury positiv beurteilt. Die Gebäude A und D werden entsprechend durch die farbige Gestaltung der plastischen Elemente der Bandfassaden hervorgehoben, während die Gebäudeteile B und C schlicht und zurückhaltend bleiben. Sie werden kontrastiert durch einen davorgesetzten, modern ausformulierten Baukörper mit Grünfassade und Dachgarten.
Gestalt und Wirkung dieses plastisch ausgestalteten Baukörpers werden in Bezug auf Ausdruck, Proportion und Platzierung im Stadtraum kritisch diskutiert. Als gelungen wird die in der Konsequenz neu geordnete Erschließung zur Hofseite des Gebäudeensembles betrachtet. Durch das im 2. Bauabschnitt unter dem Neubau mit den Bestandsbauten B und C verbundene großzügige Foyer zur Otto-Braun-Straße ergibt sich zur Kreuzung an der Karl-Marx-Allee ein Vorplatz. Zusammen mit dem neu und gut platzierten Durchgang zwischen Haus A und B bietet sich vom Alexanderplatz kommend so ein direkter Weg zum Hofbereich.
Während die Adressbildung im zweiten Bauabschnitt durch den markanten Baukörper mit einer klaren Geste neu artikuliert wird, werden wenig Aussagen für den 1. Bauabschnitt getroffen. Die als Teil eines durchgehend gestalteten Sockelbereichs vorgeschlagenen farbigen Eingangsportale für die Gebäude A, B und C und der wieder hergestellte Eingang Haus D werden als gut und zurückhaltend bewertet. Allerdings fehlen Aussagen zur Erhöhung der Qualität des Gebäudevorfelds ohne den 2. Bauabschnitt. Den Verfassern gelingt durch die sensible Herangehensweise an die Gestaltung der Fassaden von Haus A und D auf Basis der alten Gliederung mit wahlweise farbigen Photovoltaik-, Glas- oder Metallmodulen eine gelungene Neuinterpretation. Die energetische Sinnfälligkeit der PV-Module bei insgesamt geringem Flächenanteil wäre hier noch zu prüfen. Für die ebenfalls am Bestand orientierten, schlicht gehaltenen Fassade der Gebäude B und C wird ein gesonderter „Kunst am Bau“- Wettbewerb vorgeschlagen, was ebenfalls als guter Vorschlag gewertet wird.
Die neuen Fassadenelemente werden konstruktiv konsequent auf die Bestandsdecken aufgesetzt. Aufwendige Arbeiten im Bereich der alten Verankerungen können so vermieden werden, die als Sandwichelemente ausgebildeten Bauteile belasten zudem das Tragsystem nicht unnötig. Die Realisierbarkeit erscheint aufgrund des gewählten Konstruktionssystems sehr gut.
Der Fenstersturz liegt dann allerdings tiefer als in der ursprünglichen Planung, was Einschränkungen im Bezug auf das Tageslicht bedeutet. Bei insgesamt 30 % Fassadenanteil werden 30% als öffenbar ausgewiesen. Es wäre zu prüfen, ob die zweischaligen Hybridfenster nicht mehr Öffnungsanteil erlauben, um den Nutzungskomfort zu erhöhen.
Insgesamt gelingt den Verfassern mit ihrem Entwurf für die Neugestaltung der Fassaden des Hauses der Statistik und ihrem Vorschlag für einen gesonderten „Kunst am Bau“- Wettbewerb für die Häuser B und C ein überzeugender Beitrag, der als angemessen konstruiert und sehr gut gestaltet bewertet wird.
↑2. Preis
2. Preis: DFZ ARCHITEKTEN GmbH, Hamburg
Der gewählte Entwurfsansatz unter Beibehaltung der Bestandsbaukörper wird begrüßt. Die Ensemblewirkung des Hauses der Statistik wird im RA 1 in seiner städtebaulichen Wirkung nicht verändert, sondern durch die Angleichung der Fassaden zusätzlich gestärkt. Der ergänzende Bügelbau im RA 2 (Kulturband Mitte) wirkt stadträumlich stimmig und gut gesetzt. Die räumliche Qualität unter dem aufgeständerten Bügelbau wird jedoch kontrovers diskutiert. Hier stellt sich vor allem die Frage, ob es gelingen wird, den Raum unter und die angebotenen Flächen im neuen Bügelbau im ausreichenden Maß zu beleben.
Positiv aufgenommen wird die entschiedene Verknüpfung mit dem hinteren Hofbereich über einen großzügigen Durchgang zwischen Haus A und B. Für die Fassung ohne den RA 2 bleibt der Verfasser, mit Ausnahme der Gestaltung des Vorbereiches vor Haus A, eine Aussage zur städtebaulichen Qualität der Sockelzone schuldig. Die Fassaden werden nahe an der Wirkung des Originals rekonstruiert. Die Differenzierung der Reliefwirkung vom Haus A und D zu den Häusern B und C, welche über eine einheitliche Fassung zusammengezogen werden, wirkt schlüssig. Der Verfasser macht eine Reihe von Vorschlägen (Schriftband, Differenzierung matt zu glänzend), welche in der Durcharbeitung ein der Bauaufgabe angemessenen Grad der Differenzierung erwarten lässt.
Sehr kritisch wird die fehlende Aussage zur Brandschutzqualität des Brüstungsbandes (Brandriegel) gesehen. Für die vorgeschlagene Leichtbaufassade ist der entsprechende Verwendbarkeitsnachwies zu erbringen. Der Ansatz, über die nach oben verlängerten Glasfassaden neue Aufenthaltsbereiche im Dachbereich zu schaffen wird im Grundsatz begrüßt. Dabei wird jedoch das Verhältnis von Aufwand zu Nutzen kritisch hinterfragt, zumal die Realisierung der Kopfbauten den brandschutztechnischen Bestandsschutz der Gebäude gefährdet und umfangreiche Nachrüstmaßnahmen erforderlich machen könnte. Die Mediale Bespielung der Kopfbauten wird vom Denkmalamt aufgrund der Umgebungswirkung sehr kritisch gesehen und müsste im Realisierungsfall überprüft werden. Bezüglich der Realisierungskosten für den RA 1 lässt die Arbeit, mit Ausnahme der Kopfbauten, einen kostensparende Umsetzung erwarten.
Die Baukosten des Bügelbaus werden aufgrund der Konstruktion als aufgeständertes, verglastes Fachwerk und das ungünstige Verhältnis von Hüllfläche zu Nutzfläche hoch ausfallen. Der Bügelbau ist im EG und 1.OG mit dem Bestandsgebäude verbunden. Kritisch hinterfragt wird hierbei, ob die vorgezogene Realisierung des RA 1 und das nachträgliche Ansetzen des Bügelbaus bautechnisch umsetzbar ist. Die Arbeit zeigt einen sehr guten und differenzierten Umgang mit dem Thema der Bestandsfassade und dem das Ensemble umgebenden Stadtraum.
2. Preis: Winking · Froh Architekten GmbH, Berlin
Die Arbeit besticht durch ihre weitgehende Orientierung an der Gestaltung der 60er Jahre, wenn hierbei auch auf einige wesentliche bauzeitliche Details verzichtet wird.
Die städtebauliche Arrondierung erfolgt auf scheinbar selbstverständliche Weise durch die Verlängerung von Haus A um 2 Gebäudeachsen und der Anordnung eines zweigeschossigen Riegels an der Otto-Braun-Straße, der an seinem nördlichen Ende als viergeschossiger Kopfbau den Eingang zu Haus D definiert.
Der neue Gebäuderiegel wird mit dem Bestandsobjekt über einen eingeschossigen Verbindungsbau mit begrünter Dachfläche verbunden. Der Erweiterungsbau nimmt Gewerbliche- und Gastronomie- nutzungen auf. Seine Qualitäten liegen in der sinnfälligen, stringenten Definition der Raumkante zur Tunneleinfahrt und in der Stärkung der Markanz von Haus A.
Kritisch gesehen werden jedoch sowohl die Tiefe der unbelichteten Erdgeschosszone, als auch die Nähe zur Straße, die weder ausreichend Raum für Bäume noch für Passanten lässt.
Positiv gesehen werden die beiden erdgeschossigen Verbindungen mit angelagerten Nutzungen zum Hofraum hinter Haus B/C, jedoch scheint deren Dimensionierung bei der gegebenen Gebäudetiefe zu gering.
Genehmigungsrechtlich droht das Gebäude durch die starke Erweiterung seinen Bestandsschutz zu verlieren, was hinsichtlich des Brandschutzes zu Problemen führen könnte.
Die konstruktive Ausbildung der neuen Fassade wird als innengedämmtes Stahlbetonfertigteil vorgeschlagen. Die Konstruktion wird geschickt in die Lasteinleitpunkte der historischen Fassade eingebaut, jedoch hier entsprechend thermisch getrennt. Insgesamt verspricht diese konstruktiv anspruchsvolle Ausführung der Brüstungselemente eine nachhaltige, beständige Konstruktion, die allerdings vor allem vor dem Hintergrund bauphysikalischer Aspekte einer äußerst präzisen Detaillierung und Ausführung bedarf.
Die Gestaltung der Fertigteile wird der bauzeitlichen Gestaltung entlehnt, die jedoch leider farbig nur sehr reduziert wiedergegeben wird. Die Übertragung der Strukturplatten von Haus A auf Haus B/C erscheint hier ebenso wenig verständlich. Zu diskutieren ist in diesem Zusammenhang auch, ob die Erweiterung von Haus A ohne gestalterische Auswirkung im gleichen Fassadenduktus wie das Bestandsobjekt fortgeführt werden sollte.
Die Dimensionierung und Materialität der Fensterelemente erscheint angemessen und verspricht im Zusammenspiel mit den Betonelementen insgesamt eine gelungene Fassadenkomposition, die allerdings einer Weiterentwicklung in Oberfläche und Farbigkeit bedarf.
Die Arbeit stellt insgesamt einen wertvollen Beitrag zur gestellten Aufgabe dar, der auch ohne die vorgeschlagenen Erweiterungsbauten langfristig eine gut gestaltete Fassade verspricht die sich am historischen Vorbild konstruktiv wie gestalterisch messen kann.
↑3. Preis
3. Preis: Knoche Architekten BDA, Leipzig
Konsequente Beschränkung auf die Bestandsvolumina und eine davon abgelöste, untergeordnete Ergänzung mit drei kleineren Pavillons sowie einem neuen Eingangsvorbau vor Bauteil D zeichnen den Entwurfsansatz aus.
Das neben den Pavillons für den Ideenteil angebotene erhöhte Plateau vor der gesamten Gebäudelänge an der Otto-Braun-Straße bietet einen gut nutzbaren Vorbereich mit Filterfunktion vor den Gebäuden. Die kleinteilige Mischung von Situationen schafft mit der Grünverzahnung angenehme Aufenthaltsorte, deren Zuordnung dabei nicht überall sinnvoll erscheint. Die volle Durchgängigkeit des Plateaus erscheint allerdings eher als Hindernis denn als Aufwertung für diese Zone. Die beiden, dadurch in 2. Reihe liegenden Durchgänge in den Innenbereich werden begrüßt und entsprechen gut den geplanten Entwicklungen des Quartiers – allerdings bleibt der Zugang zu den Büroflächen hier eher untergeordnet bzw. geschieht repräsentativ nur über Gebäude D.
Erklärte Absicht für die Fassaden ist es, durch die baukörperbezogene Neufassung von plastisch gegliederten Elementen die Klarheit der Figur zusätzlich zu stärken: Typisierte, faserbewehrte Zementplatten übersetzen die ursprüngliche Materialität in einer zeitgemäßen Fassung und werden hinsichtlich Realisierbarkeit grundsätzlich begrüßt.
Die dem Bestand entlehnte regelmäßige Struktur von umlaufend gleichmäßig versetzt angeordneten Elementen vor den Kopfbauten A und D kontrastieren angenehm mit den ungleichmäßig verteilten Reliefplatten am Verbindungsbau. Die mineralische bzw. graue Farbwahl kann im spezifischen Kontext jedoch nicht völlig überzeugen. Insgesamt ist die gewählte Fassadenkonstruktion als gut realisierbar zu sehen, bietet jedoch darüber hinaus keine besonderen Überlegungen zur Nachhaltigkeit an.
Ein in Summe präziser Beitrag für den Realisierungs- und Ideenteil, dessen Stärken in einer klaren und dem Ensembleduktus entsprechenden Neufassung der Fassaden liegt.