HUB | The HUB
Direkt an der Spree, in der Nähe der Zitadelle Spandau, liegt ein ca. 6 ha großes Grundstück – bebaut mit zusammenhängenden ein bis zweigeschossigen Gewerbehallen – die Gebäude „Am Juliusturm 13-29“. In der Gewerbegebieten charakteristischen offenen Bauweise sucht die Bebauung Abstand zu allen Seiten.
Der Städtebau und die Gebäude entsprechen nicht mehr heutigen energetischen und funktionalen Standards und sollen zurückgebaut werden. Hier soll ein neuer Gewerbecampus entstehen – „The HUB“.
Das Gebiet ist als Teil des Gewerbegebietes „Am Juliusturm“ Teil eines produzierenden Industrie- und Gewerbestandortes. Direkt gegenüber von BMW und dem Heizkraftwerk Reuter West, findet sich hier im Umfeld Berliner Industriegeschichte ein Standort mit einem großen Entwicklungspotenzial.
Die Lage direkt an der Spree und in der Nähe großmaßstäblicher Industriebauten trägt zur Einzigartigkeit des Standorts ebenso bei wie die technische Möglichkeit ein Rechenzentrum zu errichten. Darüber hinaus gibt der geplante Spreeweg dem Projekt eine besondere Lage: Direkt am Grundstück wird eine neue Brücke für Fußgänger und Radfahrer über die Spree führen.
Mit einem Flächenpotenzial von bis zu 200.000 m2 BGF bietet The HUB eine einzigartige Möglichkeit einen Standort zu schaffen, in dem alle denkbaren Formen der Arbeit der Zukunft einen Platz finden: Rechenzentrum, Verknüpfung von Forschung und Wissenschaft, hochwertige Büroflächen, Produktion und Gewerbe und Flächen für „kleinere“ produktionsgeprägte Einrichtungen. Ergänzende Nutzungen, öffentliche Räume als Teil eines neuen Wegesystems bieten Mehrwerte für die Nutzer:Innen und verknüpfen das Quartier mit den Nachbarschaften.
Die Neuordnung des Areals birgt auch das Potential, den hohen bestehenden Versiegelungsgrad zu mindern, Grünflächen im Kontext der Umgebung und der Spree weiterzuentwickeln und damit sowohl einen Beitrag zum Mikro- und Stadtklima zu leisten, als auch die besonderen Standortqualitäten baulich zu qualifizieren.
Es besteht der Anspruch das Areal so zu planen, dass es dauerhaft den Anforderungen der EU Taxonomie Umweltziel 1 oder 2 gerecht wird. Die Anforderungen der EU Taxonomie sind im Auslobungstext enthalten, ausführliche Erläuterungen können in dem Dokument „Präambel SFDR & EU Taxonomie“ gefunden werden. In den Beiträgen soll dargestellt werden, für welches Umweltziel und damit verbunden, welchen Anforderungen die Konzeption gerecht werden soll (Entscheidung Umweltziel 1 Klimaschutz oder Umweltziel 2 Anpassung an den Klimawandel, siehe Präambel 3. Erläuterung).
Für das Projekt besteht der Anspruch einen Ort zu errichten, der städtebauliche, architektonisch und typologisch Maßstäbe setzt und den Standard für ein nutzungsflexibles Gewerbequartier des 21. Jahrhunderts neu definiert.
Verfahren
Das Verfahren wird als einphasiger, eingeladener städtebaulich-architektonischer Realisierungswettbewerb nach RPW 2013 Wettbewerb durchgeführt. Das Verfahren ist anonym.
Teilnehmende
- AUKETT + HEESE GmbH
- Caramel Architekten zt-GmbH, Wien Yewo Landscapes GmbH, Wien
- E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten ETH BSA SIA AG, Zürich Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Berlin
- gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Berlin Ramboll Deutschland GmbH – Ramboll Studio Dreiseitl, Hamburg
- HENN GmbH, Berlin
- Julian Breinersdorfer Architekten, Berlin mit Grieger Harzer, Berlin
- JWA Jan Wiese Architekten GmbH, Berlin
- Kleihues + Kleihues Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin Höhn Landschaftsarchitektur, Potsdam
- Müller Reimann Generalplaner Gesellschaft von Architekten mbH, Vogt Landschaft, Berlin
- Nieto Sobejano Arquitectos GmbH, Berlin Frank Kiessling landschaftsarchitekten, Berlin
Preisgericht
Fachpreisrichter:innen
Sachpreisrichter:innen
Ständig anwesende stellvertretende Fachpreisrichter:innen
Stellvertretende Sachpreisrichter:innen
Projekt-Ergebnisse
↑1. Preis
1. Preis: E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten ETH BSA SIA AG, Zürich Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Berlin
Die Arbeit überrascht durch eine spielerische, kompositorisch schöne Setzung unterschiedlicher Baukörper zwischen der Straße Am Juliusturm und dem Park am Fluss. Unterschiedliche Geometrien, Richtungen und Dachformen wechseln sich spannend ab und lassen so ein offenes Quartier mit besonderer Identität entstehen. Wie von selbst entsteht ein mutiger, aber visionärer Entwurf mit einer guten Verzahnung zwischen dem gerichteten Stadtraum Am Juliusturm zum offenen Grünraum an der Spree.
Ähnlich flexibel wie sie die Baukörper ausrichten und plastisch ausformulieren besetzen die Verfasserinnen die einzelnen Häuser mit verschiedenen Typologien. Diese Freiheit, die gleichzeitig aber auch die kompositorische Stärke des Entwurfs darstellt, müsste bei einer Konkretisierung des Raumprogramms unbedingt erhalten werden. In einer hochbaulichen Umsetzung des Entwurfs müsste die Beziehung der Solitäre zueinander weiterhin so spannend bleiben wie im Entwurf dargestellt. Die Ensemblebildung aus einzelnen Baukörpern zueinander sollte auch dann noch als Gestaltungsprinzip gelten, wenn der gesamte Entwurf nur abschnittsweise erstellt werden kann.
Einzelne Baukörper werden vom Preisgericht bislang noch kritisch gesehen. So kann z.B. die Lage und vor allem die Höhe des südwestlichen Turmes an der Spree noch nicht überzeugen. Seine Setzung sollte noch einmal überprüft und seine Höhe reduziert werden. Auf die Ausbildung der Fassade des Rechenzentrums als ersten Baustein des Quartiers sollte besonderes Augenmerk gelegt werden.
Die Abstandsflächen einzelner Häuser sollten auch noch einmal überprüft und ggf. angepasst werden, vor allem an den Stellen, wo sich die Baukörper durch ihre unterschiedliche Drehung mit den Ecken aufeinander zubewegen. Auch die vorgeschlagenen Geschosshöhen der über dem EG aufgehenden Geschosse entsprechen noch nicht dem vorgeschlagenen flexiblen Konzept unterschiedlicher Typologien und müssten dahingehend in den einzelnen Baukörpern bei einer architektonischen Umsetzung des Projekts überprüft und angepasst werden.
Der aufgelockerte Städtebau entspricht den Vorstellungen der VerfasserInnen, das Projekt in einen Zusammenhang in den ‘Grünen Ring’ von Spandau einzubetten. Der Freiraum an der Spree “durchfließt” die heterogene, städtebauliche Grundfigur und macht ihn so auch vom ‘Am Juliusturm’ erlebbar. Die nur textlich beschriebene Öffnung zur Spree in Form von Sitzstufen ist ausdrücklich wünschenswert. Das Preisgericht diskutiert die Notwendigkeit eines zentralen, adressbildenden Quartiersplatzes. Der öffentliche Freiraum zwischen den frei positionierten Baukörpern ist bestimmt von spannungsvollen Raumkompositionen, die eine hohe Erlebnis- und Aufenthaltsqualität erwarten lassen. Diese Qualitäten sind jedoch im vorliegenden Entwurf noch nicht ausreichend abgebildet und müssten durch eine gründliche Durcharbeitung im Rahmen der Freiraumplanung differenziert und qualifiziert bearbeitet werden. Die Konzepte zur Nachhaltigkeit und Mobilität beinhalten eine Vielzahl von Maßnahmen, deren Zusammenhang gleichfalls in der weiteren Bearbeitung vertieft werden müssten.
Insgesamt besticht der Entwurf durch seine überraschende und frische Haltung und erfüllt die Erwartungen an ein zukunftsorientiertes Stadtquartier.
↑3. Preis
3. Preis: HENN GmbH, Berlin
Der Städtebau der Arbeit entwickelt zwei eigenständige lineare Entwicklungsstränge, welche über eine zentrale Erschließungsachse (Dorfstraße) verknüpft werden. Darüber hinaus werden die acht großzügigen Baufelder durch ein orthogonales, hierarchisches Wegesystem gut erschlossen.
Zur Straße „Am Juliusturm“ antwortet die Maßstäblichkeit der viergeschossigen Gebäude angemessen auf die gegenüberliegende niedrige Bebauung BMW, der dahinterliegende Bebauungsstrang entwickelt selbstbewusst eine im Kontext richtige prägende Silhouette aus sechs Hochhäusern mit ca. 60 Meter Höhe auf terrassierten Sockeln. Damit entsteht eine eindeutige Adresse des Quartiers, welches sich gut¬ zur Spree hin orientiert. Kritisch diskutiert wurde die Frage, ob die (mit dem Rechenzentrum) drei Typologien sich schlussendlich zu einem zusammenhängenden Quartier verbinden werden.
Die Positionierung des Rechenzentrums unmittelbar an der Straße am Juliusturm wird kritisch gesehen.
Die zentrale Erschließungsachse überzeugt auf Grund ihrer Länge, der fehlenden Endpunkte, in Bezug auf Aufenthaltsqualität und Einbindung in die Umgebung nicht vollständig.
Gewürdigt wird die Idee, den Grünraum der Spree über Terrassierungen ins Gebiet zu ziehen. Kritisch wird gesehen, dass die wertvollen Bestandsbäume entlang der Straße „Am Juliusturm“ nicht erhalten werden.
Die skulpturale, stark gegliederte Architektur hat ihre Reize. Jedoch wird ihre Anmutung als beliebig und wenig Identität stiftend diskutiert. Ebenso werden die Verbindungsbrücken zwischen den Baukörpern an der Straße am Juliusturm kritisch hinterfragt.
Die gute Entwicklungsfähigkeit und Realisierbarkeit auch in Phasen werden hervorgehoben.
Die Arbeit zeichnet sich durch ihren hohen Grad an Durcharbeitung und eine klare städtebauliche Setzung aus, die jedoch hinsichtlich der baulichen Proportionen der Bauvolumina der Hochhäuser sehr massiv erscheint.
3. Preis: Müller Reimann Generalplaner Gesellschaft von Architekten mbH, Vogt Landschaft, Berlin
Die städtebauliche Grundidee der Arbeit 4003 wird vom Preisgericht durchweg positiv aufgenommen; es handelt sich um einen konzentriert durchgearbeiteten Entwurf, der eine klar ablesbare stadträumliche Gliederung besitzt. Mit Ausnahme des Rechenzentrums, das einer anderen Typologie entstammt, gelingt es der Arbeit mit nur zwei Typologien das gesamte Areal zu strukturieren. Durch die geschickte Anordnung von differenzierten, maximal achtgeschossigen Stadtbausteinen werden in einem System aus Straßen- und Platzräumen selbstverständlich wirkende Raumkanten gebildet, die durch die Platzierung von drei in der Mitte der drei Plätze angeordneten, bis zu 18-geschossigen Hochpunkten aufgelockert werden. Die Höhenentwicklung der Baukörper ist gelungen, es entsteht ein abwechslungsreiches Bild offener und geschlossener Räume. Der Arbeit gelingt es die Straße Am Juliusturm durch das neue Quartier hindurch mit dem Grünraum entlang der Spree im Süden zu verbinden, es entstehen intuitive Blickbeziehungen in Nord Süd-Richtung. Die Platzierung des Rechenzentrums in zweiter Reihe wird explizit gelobt, ebenso wie die Bewahrung des privaten Baumbestands entlang der Straße.
Die Arbeit wird aber im Preisgericht auch durchaus kontrovers diskutiert. So wirft der 2-8-geschossige Stadtbaustein Fragen sowohl bezüglich seiner Flexibilität in der Gebäudetiefe als auch zum Teil in Bezug auf eine optimale Belichtung auf. Die Anordnung der Hochpunkte im Zentrum der Platzräume wird kritisch betrachtet, damit wird ihr stadträumliches Potential eingeschränkt. Auch mangelt es der Ausbildung des Quartierszentrums an kompositorischer Leichtigkeit, die Überbetonung der Mitte durch den höchsten hochpunkt wird als unnötig bewertet.
Der Versiegelungsanteil der öffentlichen Räume ist trotz der vielen vorgesehenen Bäume recht hoch, hier könnte der Freiraum innovativer entworfen sein.
Insgesamt handelt es sich bei diesem Entwurf um einen erfreulich praktikablen Ansatz, der sowohl eine Realisierung in Bauabschnitten als auch eine gewisse Interpretationsoffenheit der einzelnen Stadtbausteine zulässt. Die Solidität des Vorschlags steht der möglichen Innovationsfreude eines charakterstarken Ortes vielleicht etwas im Wege, hier ist noch Raum für Verbesserungen.
↑Anerkennung
Anerkennung: Nieto Sobejano Arquitectos GmbH, Berlin Frank Kiessling landschaftsarchitekten, Berlin
Die Arbeit 4009 schafft mit seinem solitärhaften, städtebaulichen Konzept eine tiefe, räumliche Staffelung des Plangebietes. Aus der Stadtmitte kommend bildet das Rechenzentrum den östlichen Auftakt, bevor prägnante Durchblicke und klare Wegeverbindungen den Bezug zur Spreelandschaft ermöglichen. Ein bislang verborgener Landschaftsraum erhält so eine wunderbare, nicht erwartete Aufmerksamkeit – nicht zur für die zukünftigen NutzerInnen und Nutzungen, sondern auch für die BewohnerInnen der angrenzenden Quartiere.
Konzeptionell werden die verbleibenden Räume zwischen den Blick- und Wegebeziehungen als bebaubare Flächen identifiziert, die sich als Volumen terrassenartig in die Höhe staffeln. Die Gebäudehöhen orientieren sich an den Vorgaben von rund 60m und schaffen auf unterschiedlichen Niveaus zusätzliche, gut nutzbare Freiräume für die Büros. In den unteren Geschossen weitet sich der Fußabdruck zu großflächigen, gewerblich-nutzbaren Grundrissen auf. Mit diesen wenigen Parametern entstehen so insgesamt sechs ähnliche Gebäude. Nicht überzeugen können die zentral gelegenen Kernzonen und die durchgehend großen Grundrisstiefen, die viele, nicht natürlich belichtete Zonen schaffen und die Wirtschaftlichkeit des Projekts in Frage stellen.
Die Architektur offeriert eine durchgehende Fassadenidee, die wage bleibt und – ähnlich wie bei den Gebäudevolumen – nicht weiter spezifiziert wird. Auch werden die vielfältigen Möglichkeiten von aktivierten Erdgeschossen nicht ausgelotet und bleiben für alle Orte gleich.
Durch die großzügigen Freiräume zwischen den Gebäuden haben alle NutzerInnen und Nutzungen nachweisbare Bezüge sowohl zur Straße als zur Spree. So würdigt die Jury, dass alle Gebäude sowohl eine städtische wie auch eine „landschaftsräumliche“ Adresse erhalten. Leider bleibt aber die so wichtige Ausgestaltung dieser Räume unscharf und auch die Lagequalität an der Spree wird mit dem Entwurf nicht nachgewiesen bzw. ausgeschöpft.
Die verkehrliche Erschließung der Tiefgarage und die „Vorfahrt“ erfolgt an zentraler Stelle, wirkt aber als Fremdkörper sowohl im Gebäude wie auch im Freiraum.
Insgesamt generiert die Arbeit 4009 einen interessanten Diskussionsbeitrag, der eine hohe Eigenständigkeit erreicht und insbesondere auf Grund seiner großzügigen Bezüge zwischen dem Stadt- und dem Wasserraum überzeugen kann. Die daraus resultierenden Gebäude- und Grundrisskonfigurationen verlieren jedoch das Ziel einer wirtschaftlichen, vielfältigen und variablen Büro- und Produktionslandschaft aus den Augen.