Neubau Akademie und Zentrale Deutscher Fußball-Bund
Nichtoffener 2-phasiger Realisierungswettbewerb 2014’15
Fußball ist ein Sport, der seit Jahrhunderten Menschen über Landesgrenzen und sozialen sowie kulturelle Barrieren hinweg verbindet. Er erfährt weltweit Zuspruch und Wertschätzung durch Offenheit, sportliche Begeisterung und nicht zuletzt dem mitreißenden Charakter des Spiels. Der deutsche Fußball nimmt international eine Spitzenstellung ein. Zum vierten Mal errang die Nationalmannschaft der Männer in diesem Jahr den Weltmeistertitel, die Junioren der U19 holten nur kurze Zeit später den Europameistertitel. Auch die Trikots der Frauen-Nationalmannschaft zieren schon zwei Sterne der gewonnenen Weltmeisterschaften 2003 und 2007. Die U20-Juniorinnen stellen sich mit dem diesjährigen Titelgewinn ebenfalls in die Reihen der Weltmeister.
Der DFB möchte nun einen bedeutenden Schritt zur weiteren Entwicklung des Spitzenfußballs in Deutschland tun – und damit die Zukunft des Fußballs in der Spitze wie in der Breite sichern. Mit einer DFB-Akademie sollen Aus- und Fortbildungs- sowie Trainingsangebote für die Leistungsträger des Fußballs, also den Fußballspielerinnen und –spielern, den Fußball-Lehrern und den Schiedsrichtern sowie den Fußballmanagern auf Spitzenniveau geboten werden.
Die Akademie umfasst alle hierzu erforderlichen Einrichtungen, vor allem Sporteinrichtungen wie Trainingsfelder, Fitnesseinrichtungen, Sporthallen, Schulungsräume, und Übernachtungsangebote. Außerdem werden dort Sportwissenschaftler, Mediziner und viele andere Fußballexperten zusammen kommen, um ihr Wissen und ihre Kompetenzen nicht nur im Trainingsbetrieb einzubringen sondern auch weiter zu entwickeln.
Die Anforderungen, Ziele und Maßnahmen für eine DFB-Akademie wurden in enger Zusammenarbeit mit Entscheidern und Experten in einem intensiven Projektprozess erarbeitet und kommuniziert. Nach umfangreicher Überprüfung verschiedenster Standortoptionen hat die Stadt Frankfurt am Main den idealen Standort für die Akademie angeboten. Das Gelände der heutigen Galopprennbahn ermöglicht es, zentrale Einrichtungen des DFB perfekt an einem Ort zusammen zu bringen. Dort, in Frankfurt Niederrad, sollen zukünftig neben der Akademie auch die Zentrale mit ihren organisatorischen Aufgaben, das Pressezentrum sowie die logistischen und weiteren Nutzungen ein neues Zuhause finden. Der Standort Galopprennbahn Niederrad besticht durch seine Lage im Stadtkörper und seinen landschaftlichen Qualitäten gleichermaßen. Große und weitläufige Wiesen die von Bäumen und einzelnen Bauwerken und Gebäuden begrenzt werden, bieten einen einzigartigen Blick auf die Frankfurter Skyline.
Der DFB lebt in der Überzeugung der leistungssteigernden Wirkung des Wettbewerbs – auf dem Spielfeld wie in der internationalen Welt des Fußballs. So ist es nur konsequent, den besten Entwurf und die besten Partner zur Planung dieses ambitionierten Projektes im Wettbewerb ausfindig zu machen. Damit wird ein faires Verfahren mit höchster Qualitätssicherheit angewendet, das in einer anonymen und transparenten Auswahl zu den besten Konzepten führt.
Teilnahmewettbewerb | 01. Oktober bis 31. Oktober 2014, 17.00 Uhr |
Versand der Auslobungsunterlagen | Freitag, 14. November 2014 |
Teilnehmerkolloquium 1.Phase | Freitag 21. November 2014 |
Rückfragen bis zum | Freitag, 05. Dezember 2014 |
Abgabe der Arbeiten 1. Phase | Freitag, 09. Januar 2015 |
Abgabe des Modells 1. Phase | Montag, 19. Januar 2015 |
1. Sitzung der Jury | Montag, 09. Februar 2015 |
Ausgabe der Unterlagen 2.Phase | Dienstag, 10. Februar 2015 |
Teilnehmerkolloquium der 2. Phase | Freitag, 13. Februar 2015 |
Abgabe der Arbeiten 2. Phase | Freitag, 09. April 2015 |
Abgabe der Modelle 2. Phase | Freitag, 24. April 2015 |
2. Sitzung der Jury | Montag, 18. Mai 2015 |
Ständig anwesende stellvertretende Fachpreisrichter:
Sachpreisrichter
Ständig anwesende weitere stellvertretende Sachpreisrichter:
2. Preis Meixner Schlüter Wendt GmbH-Architekten, Frankfurt am Main, Deutschland
3. Preis schulz & schulz architekten gmbh, Leipzig, Deutschland
4. Preis agps architecture ltd., Zürich, Schweiz
1. Preis 38.000€
2. Preis 28.000€
3. Preis 19.000€
4. Preis 10.000€
Bearbeitungshonorar für die zweite Phase 9.500€
Download zur vollständigen Dokumentation des Verfahrens [PDF ca.400 MB]
Informationen über das Projekt beim DFB: DFB-Akademie auf DFB.de
Projektinformation als PDF: PDF
Ergebnisse
1. Preis: kadawittfeldarchitektur GmbH, Aachen
Mitwirkende: Yusra Salman, Tim Witte, Gustav Ibing, Sascha Thomas, Andrea Blaschke, Vera Huhn, Markus Schöps, Tobias Kleinschmidt, Jonas, David Tarke Amir
Landschaftsarchitekten: greenbox Landschaftsarchitekten, Köln, Ingenieurbüro Hausladen GmbH, Kirchheim
Fachberater: Ingenieurbüro Hausladen GmbH (TGA), Kirchheim; hhpBerlin – Ingenieure für Brandschutz GmbH, Braunschweig; WSK Ingenieure GmbH (Statik), Berlin
Das bestehende Hotel an der Schwarzwaldstraße ist gut in die Gesamtstruktur eingebunden und wird durch den Sportbetrieb nicht beeinträchtigt. Auch die bestehende Bebauung an der Schwarzwaldstraße wird durch die relativ niedrige Gebäudehöhe und das Abrücken wesentlicher Gebäudeteile sehr gut berücksichtigt; dies gilt auch besonders für die Freihaltung des Grundstücks nördlich des Hotels. Die äußere Erschließung mit klarer Adressbildung ist eindeutig von der Kennedyallee her entwickelt. Eine Zufahrt von der Schwarzwaldstraße zum nach Osten orientierten Eingangsvorplatz ist nicht vorgesehen und kaum möglich.
Das Gebäude ist klar und übersichtlich entlang einer mittig von Süd nach Nord verlaufenden Magistrale entwickelt. Hier und auch in den anderen inneren Erschließungsflächen herrscht eine sehr offene und kommunikationsfördernde Atmosphäre. Trotz der ausgreifenden Gebäudefigur ist die innere Wegeführung sehr effizient. Dies hängt u.a. auch mit der zentralen Mitarbeitererschließung mittels eines überdachten Ganges vom Parkhaus an der Schwarzwaldstraße zusammen. Von den inneren Wegen und auch vielen Räumen aus ist der Sichtbezug zu den Sportfeldern auf vorbildliche Weise gegeben. Allerdings gibt es auch einige Räume, die nur zu den eher engen Innenhöfen orientiert sind.
Die Grundrisse sind in Bezug auf Funktionalität, Bereichsbildung und Flexibilität gut durchgearbeitet. Die Erweiterungsflächen sind richtig zugeordnet, sind aber baukörperlich nicht einfach unter die Dachform zu integrieren. Sehr positiv wird gewertet, dass der Neubau nach außen hin aufgrund der Fassadenrhythmik und der ausgreifenden Dächer eher eine einladende, fast familiäre Atmosphäre als einen großen repräsentativen Auftritt ausstrahlt. Hervorzuheben ist auch die gute Außenwirkung in den öffentlichen Raum mit der Möglichkeit, den Sportbetrieb auch von Außen zu erleben.
Die starke Einwaldung mit einem Herausstanzen der Sportfelder wird kontrovers diskutiert; sie ist vermutlich schwer in Einklang zu bringen mit den Anforderungen an den nördlich angrenzenden geplanten Bürgerpark mit seinen Sandmagerwiesen. Infolge der baulichen Besetzung der südlichen Grundstücksspitze muss hier in den Baumbestand eingegriffen werden. Insgesamt handelt es sich aber aufgrund der relativ konzentrierten Bauweise um einen besonders naturschonenden ‚grünen‘ Entwurf. Die offene Innenraumstruktur kann durch eine entsprechende brandschutztechnische Anlagentechnik kompensiert werden. Die Grundrisse geben dafür eine gute Gliederung vor.
Insgesamt handelt es sich um einen herausragenden Entwurf für die neue DFB Akademie und Zentrale, der nicht nur den Belangen des Auslobers inhaltlich in hohem Maß entspricht und einen hervorragenden Beitrag zur Einheit von Sport und seinen Begleitfunktionen anbietet, sondern sich auch in außergewöhnlicher Art städtebaulich maßstäblich präsentiert und integriert.
2. Preis: MGF Architekten GmbH, Mahler Günster Fuchs, Stuttgart
Mitwirkende: Andreea Porosnicu, Tim Fügemann, Jonas Faber, Lukas Pauli, Ege Baki
Landschaftsarchitekten: Jetter Landschaftsarchitekten, Stuttgart
Den Verfassern gelingt es auf eine überraschend einfache Weise, mit einem linearen Baukörper das heterogene Umfeld zu ordnen und die vorgefundenen Qualitäten des Ortes herauszuarbeiten. Die Baumasse ist eindeutig und maßstäblich zum angrenzenden Quartier orientiert und baut hierzu zugleich eine sinnvolle Distanz auf. Positiv bewertet wird in diesem Zusammenhang die geringe Höhe des Neubaus. Durch seine weitgehende Zweigeschossigkeit wird ein guter Übergang zu den angrenzenden Quartieren hergestellt und sogar das Hotel gut in die Gesamtanlage eingebunden. Dies gilt nicht für das fünfgeschossige Parkhaus, das die Kraft des Ensembles deutlich schwächt.
Durch die Positionierung des linearen Gebäudes entsteht im östlichen Teil des Grundstücks eine großzügige, zusammenhängende Grünfläche mit ganz beiläufiger Einbindung des Stadtwaldes. Kritisch gesehen wird allerdings die naturräumliche Qualität im Süden des Grundstücks.
Transparenz, Offenheit und Entspanntheit sind die Charaktere des Hauses. Der Neubau weist zudem eine gute Typologie auf. Unter nutzerspezifischen Gesichtspunkten überzeugt der Gedanke, alle Funktionen der DFB Zentrale und der Akademie in einem gemeinsamen Haus zu vereinen und dies im Auftritt des Hauses zum Ausdruck zu bringen. Das lineare Gebäude definiert zugleich den Übergang zu den Spielfeldern und setzt sie ganz beiläugig in Szene. Dieser konzeptionelle Ansatz wird durch die geplanten Tribünen verstärkt.
Die Eingangssituation bildet durch das weitauskragende Dach eine sinnfällige Adresse, die einerseits die Eindeutigkeit des Haupteinganges signalisiert, zugleich dem Haus eine schwellenlose, einladende Geste verleiht. Ein Nebeneingang für Sportler und Nutzer des Hauses ist sinnvoller Weise an der Schwarzwaldstraße positioniert. Die innere Erschließung ist sehr großzügig, ja luftig organisiert und erlaubt immer wieder direkte Bezüge zu den angrenzenden Grünräumen, den Spielfeldern und der beeindruckenden Skyline der Stadt. Eine durchgängige Orientierung des Inneren zu den Sportfeldern kann leider nicht vollumfänglich hergestellt werden; ein großer Teil der Nutzungen ist zu der weniger attraktiven Seite, beispielsweise zum Parkhaus hin, gelegen.
Die offene Gestaltung des Erdgeschosses erscheint aus den Gesichtspunkten des Brandschutzes problematisch. Dies gilt auch für die Erschließung weit an der Südspitze des Grundstücks; hier können wichtige Bäume nicht erhalten werden. Die Zufahrt ist wenig funktional. Die Durchfahrt im Inneren hinter dem Hotel wird prinzipiell kritisch gesehen. Die Anlieferung sollte keine Störungen für das Hotel verursachen.
Die Lage der großen Sporthalle ist positiv zu bewerten, weil sie einen guten Abstand zum Straßenraum bildet und in die innere Organisation des Hauses eingebunden ist. Wenig attraktiv ist der lange Flur zur Halle im Bereich Lager / Depot. Die gewünschte Erweiterung der Anlage ist im Sinne des Konzeptes als Aufstockung nachvollziehbar. Die Umsetzung wird aber mit baulichen Störungen verbunden sein.
Insgesamt überzeugt der Beitrag durch seine im positiven Sinne ambivalente Haltung. Der Neubau ist einerseits sehr behutsam und präzise, man könnte gar meinen: mit bescheidenem Auftritt, in die Stadt-landschaftsräumliche Situation eingebunden. Andererseits ist der Neubau ein Haus, das durch seine Fernwirkung eine unverwechselbare Geste und kraftvolle, ja elegante Präsenz entwickelt. Die Arbeit bietet damit sowohl unter städtebaulichen als auch freiraumplanerischen wie auch unter architektonischen Gesichtspunkten einen gelungenen Beitrag.
3. Preis: Schulz & Schulz Architekten GmbH, Leipzig
Mitwirkende: Hannes Pohlmann, Raphael Hilz, Masafumi Oshiro
Landschaftsarchitekten: ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH
Fachberater: Seeberger Friedl Planungsgesellschaft mbH (Tragwerk), München; Priedemann Fassadenberatung GmbH, Großbeeren/Berlin; Brandschutz Consult Ingenieurgesellschaft mbH, Leipzig; ee concept GmbH (Energie und Nachhaltigkeit), Darmstadt
Der gebogene Kopfbau im Süden lässt viel Raum für einen sehr großen öffentlichen Vorplatz. Adresse und Eingang sind klar formuliert, scheinen jedoch in ihrer baulichen Ausformung überzogen. Die langgestreckte geknickte Form umschließt förmlich die Sportfelder. Durch die städtebauliche Figur sind alle Freiflächen gut integriert und von allen Funktionsbereichen gut einsehbar. Der Freiraum ist klar gegliedert und steht im Kontext mit dem Gesamtraum.
Die funktionale Gliederung des Gebäudes ist recht schlüssig; die Separierung des Athletenhauses als Appendix stört zunächst die Großform und erklärt sich nur über die angedachten Erweiterungen (ohne die allerdings dort eine strukturlose Freifläche bleibt). Die späteren Additionen können aber auch nicht überzeugen. Die geplante Erweiterung der Fußballhalle ist folgerichtig angeordnet kann trockenen Fußes angeschlossen werden.
Die Akademie hat gute Bezüge zu den Freiflächen, die grundsätzliche Orientierung im linearen Gebäude ist gut gelöst, führt aber zu langen Wegen. Durch die Platzierung des Depots wird das Hotel akustisch abgeschirmt. Die ausschließliche Ost-West-Ausrichtung der Sportfelder wird als problematisch angesehen. Die Querwege und der Rundweg wirken recht starr. Positiv gewürdigt werden das öffentliche Angebot eines großen Vorplatzes im Süden und der Erhalt des dort vorhandenen Baumbestandes.
Die gezeigte Fassadenstruktur sieht eine großflächige Verglasung vor; diese wirkt jedoch etwas monoton und zu wenig differenziert. Grundsätzlich ist eine Umsetzung der Brandschutzanforderungen möglich. Die offene Gestaltung des Erdgeschosses ist aber aus Brandschutzgründen so noch nicht genehmigungsfähig (geschossübergreifende Lufträume).
In seiner Gesamtheit wirkt die Arbeit gut organisiert und funktional, ist allerdings für diese besondere Aufgabe und Nutzung etwas spröde und wenig ausdrucksstark.
4. Preis: agps, Zürich
Mitwirkende: Matěj Draslar, Lena Paul, Andreas Frößler, Maged El Sadek, Frederick Kim
Landschaftsarchitekten: Gnüchtel Triebswetter Landschaftsarchitekten GbR
Fachberater: TRANSSOLAR Energietechnik, Stuttgart; CL MAP GmbH, München
Die variablen Höhen und Breiten der einzelnen Gebäudeteile erfüllen die Anforderungen der unterschiedlichen Nutzungen und schaffen differenzierte Atmosphären und Charaktere in den Zwischenbereichen und Höfen. Im Obergeschoss verbinden sich die halböffentlichen Nutzungen aller Bereiche und ermöglichen einen offenen Grundriss und die Aussicht auf Spielfelder und Skyline der Stadt.
Die Gebäudeform bringt jedoch auch Einschränkungen für die Funktionalität. So liegt der Zentralbereich von den Spielfeldern abgewandt. In den spitz zulaufenden Innenecken liegen die Büroräume in einem direkten Gegenüber zur Parkgarage. Zudem scheint die Erschließung der Erweiterungsflächen nach Norden unbefriedigend. Die bauliche Umsetzung und Erweiterung des vorgeschlagenen Gebäudes erscheinen unproblematisch, ebenso die erforderlichen Brandschutzmaßnahmen, die im Grundriss weitgehend integrierbar sind.
Besonders lobend hervorgehoben wird auch die Einfassung der Sportflächen, gleich einer geöffneten Hand, durch die L-förmige Anordnung zweier Strahlen des sternförmigen Gebäudes. Die Nähe der zugeordneten Nutzungen durch ihre Lage im Erdgeschoss wird begrüßt. Große Teile der Freiflächen im Süden und Westen werden leider nur als offene Stellplätze ausgebildet. Positiv wird die Öffnung der fingerartigen Grundform nach Norden zu einem freien Landschaftsraum mit lockeren Bauminseln gesehen. Die Zugangssituation sowie die spitzwinklig zulaufenden Höfe werden als wenig überzeugend bewertet. Der Standort der zukünftigen Fußballhalle greift stark in den Baumbestand ein, ohne jedoch einen überzeugenden Bezug zum Gesamtkontext zu entwickeln. Das steht im Widerspruch zu dem Vorteil der differenzierten Gebäudeform, die den Erhalt der geschützten Bäume ermöglichen würde.
Insgesamt ist die vorgeschlagene Lösung ein interessantes und innovatives Konzept für die Akademie und die Zentrale des DFB.